„Menscha san supa!“: Personalchefs umgarnen die weiblichen Lehrlinge
SCHÄRDING/RAAB. Ludwig Reisecker ist Personalchef bei der Fa. Schwarzmüller in Freinberg. Das Unternehmen bildet momentan 80 Lehrlinge aus. Demnächst präsentiert es sich auch auf der 1. Lehrlingsmesse im Bezirk Schärding. Unter anderem, um weiteren Fach-Nachwuchs zu rekrutierten – insbesondere weiblichen.
„,Menscha san super!‘, kriege ich von den Ausbildnern immer wieder zu hören. Und ,Kannst ruhig mehr bringen‘“, so Reisecker, der die weiblichen Lehrlinge allerdings auch nicht aus dem Ärmel schütteln kann und so wie viele andere Unternehmen im Bezirk heuer auch auf die erstmals im Bezirk Schärding ablaufende Lehrlingsmesse setzt.
„Wir müssen etwas machen“, räumt Ludwig Reisecker unumwunden ein und macht deutlich, dass eine Lehre – Stichwort Karriere mit Lehre – keineswegs eine Einbahnstraße sei. Bei jenen, die nebenbei die Matura machen, bestünde zwar Gefahr, dass sie später das Unternehmen verlassen, das bedeute aber nicht, dass sie für immer weg sind. „Die Hoffnung, dass sie später nach einem Studium wieder zurückkommen, besteht sehr wohl. Und so viele sind es ja nicht, die die Matura nachholen.“
Trotz vieler Unkenrufe ist der Schwarzmüller-Personalchef auch überzeugt, dass der Nachwuchs heute nicht schlechter als vor zehn Jahren ist. In manchen Bereichen merke man zwar eine Abschwächung, doch würden am Land die Uhren immer noch anders ticken als in der Stadt. Dennoch lege man bei Schwarzmüller die Latte hoch an, da der Beruf der Stahlfachkraft nicht der einfachste sei.
„Allerdings machen wir betriebsintern einiges. Zum Beispiel haben wir eine Sozialakademie. Einige bringen zwar ihre fachlichen PS voll auf den Boden, es fehlt ihnen aber an sozialer Kompetenz. Umgekehrt werden die, die eine Lernschwäche haben, handwerklich aber herausragend sind, von den guten Lernern mitgerissen.“
Als Personalchef erlebt Ludwig Reisecker natürlich nicht nur Erfreuliches. Zum Beispiel gibt es Bewerber, die kaugummikauend und mit in den Hosentaschen versenkten Händen unangemeldet auftauchen, ohne Zeugnisse und klare Vorstellungen.
Wer so danebenliegt, hat zwar offenbar im Leben manches nicht mitbekommen, zwangsläufig unten durch ist er damit aber nicht. „Dann erkläre ich halt einiges und bereite den Bewerber auf einen neuerlichen Versuch vor“, so der Personalchef, der eigenen Aussagen zufolge über ein gutes Bauchgefühl verfügt.
Reisecker hat auch kein Problem, wenn Mutter, Vater und Geschwister zum Vorstellungsgespräch mitkommen. „Die Familie ist ja ein Multiplikator. Sie trägt hinaus, was im Unternehmen so abläuft.“
Der Fa. Schwarzmüller sei es ganz wichtig, die Lehrlinge vom ersten Arbeitstag an bestmöglich zu integrieren, um ihnen den Einstieg zu erleichtern. „Deshalb gehört auch der Kennenlerntag zur Tradition. In diesem Jahr läuft er am 30. September ab. Bei uns lernen Lehrlinge, dass Erfolge das Produkt von gut funktionierender Teamarbeit und Verantwortungsbewusstsein sind“, so Reisecker.
Lehrlinge seien das Rückgrat der Firma. „Die Kompetenz unserer Lehrlinge zeigt sich unter anderem an der Verleihung des oberösterreichischen Lehrlings-Awards, den unsere Metall- und Stahlbautechnikerlehrlinge heuer bereits zum dritten Mal in Folge gewonnen haben“, zeigt der Personalchef auf. Allerdings sei natürlich auch ihm bewusst, dass die demographische Entwicklung nichts Gutes verheiße und Lehrlinge bald echte Mangelware sein werden.
1. Schärdinger Lehrlingsmesse in Raab mit 27 renommierten Betriebe
Unter dem Motto „Königsaufgabe richtige Berufswahl“ steigt am Donnerstag, 24., und Freitag, 25. November, in der Hauptschule/Poly Raab die 1. Lehrlingsmesse im Bezirk Schärding. 27 renommierte Betriebe werden auf der Messe vertreten sein. Die Wirtschaftskammer Schärding verspricht sich viel davon. Eine breite Information über Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten sei zweifellos essenziell für junge Leute, sagt Obmann Johann Froschauer. Die Regionalmesse soll eine Ergänzung zur großen Messe in Wels sein und zur echten Plattform rund um die Lehrberufe und die Ausbildungsplätze in der Region werden. Es wurde sogar ein eigenes Getränk kreiert. Es handelt sich um einen Energy Drink mit der Produktbezeichnung „Schärdinger Lehrlingspower“.
Meinungen:
Der Blick auf die Bevölkerungsstatistik zeigt einen unabänderlichen Trend: Die Zahl der unter 20-Jährigen wird in absehbarer Zeit dramatisch zurückgehen. Diese Entwicklung wird gravierende Auswirkungen auf Unternehmen und Mitarbeiter haben.}
J. Froschauer, WKO-Obmann Schärding
Es ist anzunehmen, dass von einem Schülerjahrgang ungefähr 40 Prozent potenziell für eine Lehre zur Verfügung stehen. Deshalb ist es von enormer Wichtigkeit, auch jene 15 Prozent Schulabgänger, die bislang keine Ausbildung machen, vom Gegenteil zu überzeugen.}
Karl Hauer, Bezirksschulinspektor
Gerade die polytechnischen Schulen leisten einen wichtigen Beitrag, indem sie vielen Jugendlichen helfen, ihre Neigungen und Begabungen kennenzulernen. Die Wahl des richtigen Berufes ist eine Lebensentscheidung, die nicht übereilt getroffen werden kann und soll.}
Monika Redlinger, Poly Raab
Laut AMS sind aktuell 50 Lehrstellen unbesetzt und 15 Lehrstellensuchende registriert. Der Trend hat sich also umgekehrt. Mit der Lehrlingsmesse wollen wir die Unternehmen und die jungen Leute zusammenbringen und eine Plattform für Lehrstellen in unserer Region schaffen.}
Robert Steiner, WKO-Leiter Schärding