Seit 39 Jahren räumt "Mitzi" den Müll anderer weg
BEZIRK RIED, KIRCHHEIM/I. Die 79-jährige Maria Lengauer sammelt den achtlos weggeworfenen Müll an den Straßenrändern ein.
Viele Autofahrer, die auf der Strecke von Kirchheim in Richtung Ried unterwegs sind, wundern sich, was die ältere Dame, die sie sehr oft neben der Straße gehen sehen, da eigentlich treibt. Die mittlerweile 79-jährige Maria Lengauer ist mehrere Tage in der Woche unterwegs, um den Müll einzusammeln, der achtlos aus den Fahrzeugen neben die Straße geworfen wird. Seit 39 Jahren ist sie für eine saubere Natur und Umwelt im Einsatz.
Die Müllsammlerei hat sie begonnen, als sie 40 Jahre alt war. Ausgehend von ihrem Wohnort am Kirchheimer Federnberg macht sie sich seit fast vier Jahrzehnten mehrmals wöchentlich auf den Weg und befreit die Böschungen der umliegenden Straßen, vor allem aber auch der B 141, vom Müll, der von den vorbeifahrenden Lkw- und Pkw-Lenkern achtlos aus dem Fenster "entsorgt" wird.
In einem Jahr bringt die "Mitzi" so bis zu 1000 Kilometer Fußmarsch zusammen. Gefunden hat sie auf ihren Sammeltouren, die sie bis Mehrnbach, aber auch auf Wippenhamer Gemeindegebiet führten sehr viel Unrat: Plastiksackerl und -flaschen, Aludosen, Lebensmittel in allen Verrottungsstufen, Zigarettenpackungen und vieles mehr. "Manchmal braucht man einen stabilen Magen, dass einem nicht graust. Aber eine schöne Natur und eine saubere Umwelt war mir schon immer sehr wichtig", sagt Maria "Mitzi" Lengauer.
Mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit schützt sie auch die Tiere. Denn die Aludosen werden beim Mähen der Straßenränder in kleine Stücke zerfetzt und können unentdeckt in das Futter der Kühe gelangen, die sich durch die scharfkantigen Metallteile verletzen, innerlich verbluten und so einen qualvollen Tod erleiden können. "Hast Du einen Vogel, warum machst Du das überhaupt. Den Dreck der anderen wegräumen, das hast du doch gar nicht nötig", wurde die umtriebige "Mitzi" auch öfter von Mitbürgern angesprochen. Doch das hat sie nie großartig gestört "Mir ist eine saubere Umwelt schon immer wichtig gewesen. Auch wenn manche Leute geglaubt haben, sie müssen sich ein wenig über mich und meine Sammlerei lustig machen".
Sehr schwierig ist das Müllsammeln in den Wintermonaten. "Da muss ich aus dem geschützen Bereich der Wiese heraus und auf der Straße gehen. Das ist natürlich wesentlich gefährlicher", weiß Maria Lengauer.
Werden die Leute immer rücksichtsloser und war der Müll vor 30 bis 40 Jahren viel weniger? "Leider war das auch früher nicht anders. Seit ich Müll sammeln gehe ist das in etwa gleich", so die fleißige Kirchheimerin. Ist es nicht zermürbend, wenn nach getaner Sammeltour in wenigen Tagen wieder der-selbe Schweinestall am Straßenrand herumliegt? "Wenn ich zwei Tage nicht gehe, ist das Chaos schon wieder sichtbar, aber ich habe mich daran gewöhnt und lasse mich dadurch nicht in meinem Tatendrang entmutigen", sagt Maria Lengauer.
Es muss ein Umdenken geben
Einen Tipp in Richtung Müllvermeidung hätte die 79-Jährige schon parat: "Plastik müsste im Handel stark reduziert werden, das wäre ein erster Anfang, um die Müllberge etwas schrumpfen zu lassen. Meist ist die Verpackung aus Plastik, darüber mehrfach gewickelt eine Plastikfolie. Mineralwasser gibt es ebenfalls fast nur mehr in Plastikgebinde, Milch und Säfte in Tetrapack. Nach dem Konsum findet sich vieles nicht im Sammelzentrum sondern am Straßenrand", wünscht sich die Kirchheimer Müllsammlerin endlich einen Schritt in Richtung Müllvermeidung.
Lange wird sie ihr Ehrenamt wahrscheinlich nicht mehr ausüben können. "Vor zwei Jahren ist sie auf der Straße zusammengebrochen. Ein Lkw-Fahrer ist stehengeblieben, hat die Straße abgesperrt und mich versorgt. Wie sich dann im Spital herausstellte, hatte ich einen Herzinfarkt. Der Kraftfahrer hat mir sozusagen das Leben gerettet", so die ehrenamtliche Müllsammlerin.
Für ihren jahrzehntelangen Einsatz haben sich im Vorjahr der Bezirksabfallverband Ried, vertreten durch den Utzenaicher Bürgermeister Karl Ehwallner und Kirchheims Bürgermeister Bernhard Kern bei der Mitzi mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedankt. "Das hat mich sehr gefreut", so die bescheidene Kirchheimerin.
Die Umweltministerin bzw. deren Partie wird offensichtlich von der Wirtschaft gesponsert, sonst gäbe es bei uns längst ein Pfandsystem.
Was der Umwelt dienen würde, wird von der Wirtschaft abgelehnt. Man zahlt lieber an eine Partie, als in ein Rückgabesystem zu investieren.
Der Dame gebührt Respekt - trotzdem ist das keine Lösung für das Problem. Zu viele werfen weg und zu wenige machen es der Dame nach!
In Deutschland gibt es seit Jahren ein funktionierendes Pfandsystem für Einwegverpakungen. Dort findet man kaum leere Dosen und Plastikflaschen am Straßenrand! Warum kann Österreich so ein System nicht einführen?
Alle Achtung!
Komme gerade von einer MTB-Tour aus dem M ü h l viertel zurück und dachte aufgrund des Drecks in den Straßengräben, dass ich mich eher im M ü l l viertel befinde!
Vielleicht waren viele Linzer auf Wochendausflug oder ihrem landschaftlichen Wochenendspaziergang dort.
Vielen Dank für deinen jahrelangen Einsatz. Der Großteil spricht nur und macht nichts.
Positiv erwähnen kann man heuer dass bei uns der Müll am Strassenrand weniger ist als die Jahre zuvor.
Respekt…..
hab gehört es ist eine Krankheit so wie Putzsucht
ich hoffe, sie meinen nicht das engagement der alten dame? sonst müsste ich ihnen sagen, dass sie ein ..... , ich sage es ihnen besser erst nach ihrer antwort!
Die Gesellschafft ist eben zu dumm.
Aufklärung war früher - Strafen wäre heute besser.
100 Euro für jeden weggeworfenen Müll, für jede Zigarettenkippe etc. und die Leute würden recht schnell umlernen.
Sie wird den Müll ja nur korrekt abliefern bzw. entsorgen.
Würde sie (auch nur grob) Statistik führen käme sie drauf dass die Mehrheit (absolute oder relative Mehrheit, da will ich mich nicht festlegen)
Red Bull-Dosen sind.
Und der Rest ist vom Schachtelwirt.
Ich habe mich nur bzgl. Dosen festgelegt.
Es ist zu befürchten, dass sich das Klumpert vom Schachtelwirt gar nicht so viel am Straßenrand befindet, weil Styropor, Papiersackerl und Pappbecher (coffee und cola “to go“) wird beim nächsten starken Wind in die Felder sowie den nächstgelegenen Wald verfrachtet!
Ja, so kann man Milliarden verdienen: ein extrem überteuertes Dosenprodukt herstellen und den einfältigen Käufern dann einreden, sie könnten die leere Dose einfach wegwerfen - sie bekämen doch Flügel verliehen...
Bravo !
Diese Dame betreibt aktiv Umweltschutz!
Andere schwänzen die Schule und gehen eventdemonstrieren - angeblich für eine bessere Umwelt !