"In seinem Kopf, da malt er schon"

Manchmal braucht es einfach einen Geistesblitz. Eine Idee, die einen umdenken lässt, und ein Problem, über das man sich vorher den Kopf zerbrochen hat, einfach löst. Genau so verhält es sich mit Kunstmaler Walter Paulusberger und dem Autolack. "All die Marterl und Wegkreuze, die ich gemacht habe, haben maximal drei Jahre gehalten", sagt Paulusberger. Danach konnte man den Lack abziehen wie Haut – und die Arbeit musste quasi von vorn beginnen.

"Da hab ich mir gedacht: Autos sind zu allen Jahreszeiten jeder Witterung ausgesetzt, aber der Lack ist nach zehn Jahren immer noch schön", sagt der 64-Jährige. Seitdem verwendet er für seine Werke Autolack – und die religiösen Kleindenkmäler am Straßenrand trotzen tapfer Schneestürmen und Regentropfen.

Mont Blanc und Napoleon

Walter Paulusberger aus Kraxenberg bei Kirchheim hat sich vor mehr als 20 Jahren entschieden, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. "Schon in der Schule hab ich gern gemalt und den anderen unter der Bank Zeichnungen zugesteckt", sagt er und lacht. Trotzdem hat er anfangs einen anderen Weg eingeschlagen: Er war 23 Jahre in der Skifabrik Fischer tätig, bevor er 1993 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte.

Die Aufträge sind bis heute vielfältig: Porträts, Stillleben, Schnitzereien. "Er kann einfach zu niemandem ‘Nein’ sagen", sagt Ehefrau Katharina. Aktuell zieren ein Gemälde vom Mont Blanc und eine Bleistiftzeichnung von Napoleon das kleine Atelier, das mit Malutensilien voll geräumt ist. Hut ab vor dem, der sich in dem kleinen Raum entfalten kann ...

Paulusbergers Spezialität sind jedoch religiöse Kleindenkmäler – genau, die mit dem Autolack. Sogar aus Wiener Neustadt kommen diesbezüglich Aufträge. Obwohl es mit der Religiosität der Menschen heute nicht weit her ist, die Nachfrage nach Marterln und Wegkreuzen ist aus zweierlei Gründen ungebrochen: "Einerseits aus Dankbarkeit, weil eine böse Geschichte doch noch gut ausgegangen ist. Andererseits ist diese Art der Volksfrömmigkeit Ausdruck der Erinnerung an einen geliebten Menschen", sagt der Künstler. Höhepunkt seines Schaffens ist der Flügelaltar in der Barmherzigkeitskapelle am Herndlberg zwischen Lohnsburg und Mettmach. In diesem Werk, das mit seinen zehn Bildern einen stimmigen Beitrag zum heurigen Jahr der Barmherzigkeit leistet, stecken unzählige Stunden an Arbeit.

Ob Heiligen- oder Haustierbild, wie geht man eigentlich an einen Auftrag heran? "Es ist wichtig, einen Mittelweg zwischen den eigenen Vorstellungen und den Wünschen des Kunden zu finden", sagt der Maler. "Das ist nicht immer einfach." Und Katharina Paulusberger ergänzt: "Manchmal sage ich zu den Leuten, während sie noch reden, dass er leider nicht mehr zuhört. In seinem Kopf, da malt er schon."