Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

UN-Menschenrechtsrat ruft Sondersitzung für Afghanistan ein

Von nachrichten.at/apa, 18. August 2021, 06:40 Uhr
US-Präsident Joe Biden (im Bild) und der britische Premierminister Boris Johnson diskutieren über ein weiteres Vorgehen in Afghanistan. Bild: APA

KABUL. Nach der faktischen Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wollen die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten nächste Woche über das weitere Vorgehen beraten.

US-Präsident Joe Biden und der britische Premier Boris Johnson haben in einem Telefonat einen Onlinegipfel der sieben wichtigen Industriestaaten vereinbart, teilte das Weiße Haus mit. Wegen "ernster Menschenrechtssorgen" tritt der UN-Menschenrechtsrat kommenden Dienstag zu einer Sondersitzung zusammen.

  • ZIB-Video: Großbritannien will Afghanen unterstützen

In einer Videokonferenz sollen die G7 - zu denen neben den USA und Großbritannien auch Deutschland, Frankreich, Italien, Japan und Kanada zählen - über eine gemeinsame Strategie und Vorgangsweise gegenüber Afghanistan beraten. Biden und Johnson hätten in ihrem Telefonat über die Notwendigkeit gesprochen, dass sich die Verbündeten und demokratischen Partner in ihrer Afghanistan-Politik kontinuierlich eng abstimmten. Das gelte auch für Wege, wie die Staatengemeinschaft Flüchtlinge aus Afghanistan humanitär unterstützen könne, erklärte das Weiße Haus.

  • ZIB-Video: EU-Innenminister beraten über Afghanistan

Biden hatte im vergangenen Monat angekündigt, die US-Truppen bis Ende August vollständig aus Afghanistan abzuziehen - woraufhin auch andere NATO-Partner ihre Soldaten heimholten. Der Vormarsch der Taliban hatte sich daraufhin enorm beschleunigt. Der US-Präsident steht wegen seines Entschlusses und der dramatischen Folgen schwer in der Kritik.

Denn die Taliban haben nach einem rasanten Eroberungszug in den vergangenen Wochen und der Flucht des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani knapp 20 Jahre nach Beginn des US-geführten Militäreinsatzes wieder faktisch die Macht im Land übernommen. Viele Afghanen befürchten eine Rückkehr der Schreckensherrschaft wie in den 90er-Jahren. Frauen und Mädchen wurden damals systematisch unterdrückt, Künstler und Medien zensiert. Und die Islamisten setzten ihre Vorstellungen mit barbarischen Strafen durch.

Mehr zum Thema
Trotz "Generalamnestie" durch Taliban: Viele Afghanen wollen nichts wie weg Video
Außenpolitik

Trotz "Generalamnestie" durch Taliban: Viele Afghanen wollen nichts wie weg

KABUL. Erste Evakuierungsflüge durchgeführt. US-Maschine hob in Kabul mit 640 Personen ab

"Ernste Menschenrechtssorgen" nach der Machtübernahme durch die Taliban sind Anlass für die Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats. Beantragt hat diese der Vertreter von Pakistan und Afghanistan selbst, er wird von zahlreichen Ländern unterstützt. Zuvor hatte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR angesichts der "raschen Verschlechterung" der Sicherheits- und Menschenrechtslage in großen Teilen Afghanistans einen allgemeinen Verzicht auf die Abschiebung von Afghanen in ihr Heimatland gefordert.

Die militant-islamistischen Taliban hatten am Dienstag bei ihrer ersten Pressekonferenz nach der Machtübernahme betont versöhnliche Töne angeschlagen und sich bemüht, die Menschen im Land in Sicherheit zu wiegen. Unter anderem beteuerten sie, weitere politische Kräfte an der Macht in Afghanistan beteiligen zu wollen und sich für die Rechte von Frauen im Rahmen der islamischen Scharia einzusetzen. Ihre Landsleute hätten nichts zu befürchten - auch jene nicht, die in Opposition zu den Islamisten gestanden hätten.

Die US-Regierung reagierte zurückhaltend. Jake Sullivan, Nationaler Sicherheitsberater Bidens, sagte auf die Frage, ob er den Ankündigungen der Taliban traue: "Hier geht es nicht um Vertrauen." Die Taliban müssten sich an ihren Worten messen lassen. Mit Blick auf die laufenden Evakuierungsaktionen in Kabul sind die USA derzeit nach eigenen Angaben im Gespräch mit den Taliban. Sullivan berichtete, die Islamisten hätten zugesagt, Zivilisten unbehelligt zum Flughafen zu lassen - und das gelinge Menschen "im Großen und Ganzen" auch. Aber "es gab Fälle, in denen uns berichtet wurde, dass Menschen abgewiesen oder zurückgedrängt oder sogar geschlagen wurden".

Der Flughafen in der Hauptstadt Kabul gilt als letztes Gebiet, in dem die Taliban nicht das Sagen haben. Die noch im Land verbliebenen ausländischen Kräfte haben sich dorthin zurückgezogen. Auch viele Afghanen, die flüchten wollen, strömten dorthin - in dem verzweifelten Versuch, an Bord eines Fliegers zu kommen, der sie außer Landes bringt.

In den vergangenen Tagen hatten sich am Flughafen chaotische Szenen abgespielt. Ein Flugzeug der US-Luftwaffe etwa war dort am Montag gestartet - umringt von Hunderten Zivilisten auf dem Rollfeld; die Bilder von Versuchen, an Bord zu kommen, gingen um die Welt. Nach der Landung in Katar wurden "menschliche Überreste" im Fahrwerkschacht entdeckt, teilte die US Air Force am Dienstag (Ortszeit) mit. Der Vorfall wird jetzt untersucht.

Mehr zum Thema
"Wir haben gute Arbeit im Kleinen geleistet"
OÖNplus Außenpolitik

"Wir haben gute Arbeit im Kleinen geleistet"

KABUL / WIEN. Markus Gauster, Afghanistan-Experte der Landesverteidigungsakademie, über den Einsatz des Heeres

Die USA haben inzwischen mehrere Tausend Soldaten an den Airport in Kabul geschickt, um die Sicherheit des Flughafens zu gewährleisten und die Evakuierung unter anderen von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte zu organisieren, die aus Angst vor Racheakten der Taliban flüchten wollen. Das Weiße Haus teilte am Dienstagabend (Ortszeit) mit, im Laufe des Tages seien rund 1.100 Menschen mit US-Militärmaschinen ausgeflogen worden, insgesamt hätten die USA bisher rund 3.200 Menschen evakuiert. Hinzu kämen fast 2.000 Afghanen, die mit Spezial-Visa in die Vereinigten Staaten gebracht worden seien.

Auch die Bundeswehr hat mit einer Luftbrücke zur Rettung von Deutschen und Afghanen begonnen. Bis Dienstagabend wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums 260 Menschen ausgeflogen. Erste evakuierte Mitarbeiter der Botschaft in Kabul sind inzwischen zurück in Deutschland.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat angekündigt, ein Krisenteam nach Afghanistan zu schicken, um jenen Österreichern, die sich noch dort befinden, bei der Ausreise zu helfen. Rund 25 Österreicher und rund 20 Afghanen mit gültigem Aufenthaltstitel in Österreich hätten sich in den vergangenen 72 Stunden gemeldet und um Hilfe bei der Ausreise gebeten. Österreich schicke keinen eigenen Flieger, weil das Problem derzeit nicht die Flugkapazität sei, sondern zum Flughafen zu kommen, sagte Schallenberg.

mehr aus Außenpolitik

Xi Jinping und Wladimir Putin – die Rollen "Koch und Kellner" sind klar verteilt

Israelisches Kriegskabinett vor Zerfall: Gantz stellt Ultimatum

AfD-Landtagsabgeordneter in Mecklenburg-Vorpommern angegriffen

Leiche von Deutsch-Israelin Shani Louk im Gazastreifen gefunden

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

5  Kommentare
5  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
renele (3.081 Kommentare)
am 18.08.2021 13:30

Wenn die Menschen in Afghanistan kein Problem mit den Taliban haben, warum haben es westliche Länder dann ? Es wurde versucht westliche Lebensverhältnisse zu schaffen, dass gefällt vielen, aber im herzen bleiben sie Moslems. Und es gibt etliche Länder welche barbaische Verhältnisse haben, wird jetzt von Saudi Arabien auch ein jeder gerettet der ausgepeitscht wird ? Frauen haben dort null Rechte und keinen juckt es . Die Medien jammern das jetzt Frauen in Afghanistan sich wieder verkleiden müssen und hier berichtet man immer über die böse FPÖ welche solche Zustände bei uns verbieten wollen. Die meisten moslemischen Flüchtlinge verachten uns weil wir nicht den selben Lebenstil wie sie haben, sie behandeln Frauen oft wie Dreck und Frauen haben bei denen , wenn sie auch hier leben, nicht viel Rechte. Kann man z.b. bei seen und Flüsse beobachten wenn die Männer schwimmen gehen dürfen und Frauen mit viel Gewand dort sitzen und zusehen müssen. Freiwillig ??? hahaha

lädt ...
melden
antworten
boris (1.939 Kommentare)
am 18.08.2021 12:01

Es bleibt die "quälende" Frage: wie dilletantisch sind die Ami´s und die NATO - sowohl politisch als auch militärisch? Nach nahezu Jahrzehnten in Afghanistan haben die offensichtlich nicht die geringste Ahnung über die "Stärke" der Taliban (und deren Verankerung im moslemischen Volk) und der "regulären" afghanischen Armee und dem Kampfwillen dieser.
Wenn die USA von den NATO-Mitgleidstaaten fordern, vereinbarte 2% der Wirtschaftsleistung für die Armee auszugeben, dann wohl nicht für so ahnungslose und dilletantischen Typen. Und wofür gibt es einen "Ge(h)heimdienst"? Habe die nur das "Heimgehen" zu einem möglichst frühen Dienstschluss im Kopf?
Wenn sich nun die Russen und Chinesen in dieses "Hornissennest" setzen möchten, so haben diese autokratischen Regime möglicherweise mehr Chancen dort, weil sie "dem Volk" real keine Rechenschaft ablegen müssen. Ob sie wirklichen Erfolg haben werden wird die Zukunft zeigen - die Russen haben sich ja vor Jahren riesige Beulen eingehandelt.

lädt ...
melden
antworten
LiBerta1 (3.293 Kommentare)
am 18.08.2021 12:14

Es gibt andere Variante, nämlich dass sie gar nicht so dilettantisch sind, aber denken, dass wir es sind und man uns alles erzählen kann. Wir haben eh keine andere Wahl als alles zu glauben.
Die Kosten waren auch nicht für den Schutz Afghanistans sondern um ihre eigenen Übungen durchführen zu können. Solange ich mich erinnern kann, haben die Amis immer wieder irgendwo einen Krieg vom Zaun gebrochen. Wie soll man sonst die Armee auf Trab halten?

lädt ...
melden
antworten
boris (1.939 Kommentare)
am 19.08.2021 12:01

Ich kann Ihrer Argumentation einiges abgewinnen.
In einem Punkte nicht: dass wir keine Wahl hätten und eh alles glauben müßten. Müssen wir nicht.
Richtig mag sein, dass die "Erzählenden" glauben, dass sie jeden Unfug von sich geben können, wir aber müssen das nicht glauben. Wie schon immer zeitigen solche halbwahre Erzählungen jede Menge Gerüchte und "Verschwörungsmythen", deren Inhalt ebenso kaum der Wahrheit nahe kommen. So haben wir doch die Wahl, dass wir halbwahre Berichte an uns vorübergehen zu lassen, weil sie uns eigentlich nicht wirklich erwas angehen oder wenn doch, selber durch Recherche der "Wahrheit" näher zu kommen.

lädt ...
melden
antworten
mitreden (28.669 Kommentare)
am 18.08.2021 09:30

Bald ist den Worten der Taliban mehr zu trauen als denen der G7, besonders misstrauisch darf man denen der Amis sein.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen