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"Ich lasse mich nicht durch die Tat eines Geisteskranken verunsichern!"

Von Valentina Dirmaier, 26. Juli 2016, 00:04 Uhr
"Ich lasse mich nicht durch die Tat eines Geisteskranken verunsichern!"
Der 23-jährige Innviertler arbeitet an der Technischen Universität München an seiner Bachelor-Arbeit. Bild: privat

KIRCHHEIM/MÜNCHEN. Johannes Ungar aus Kirchheim war zum Zeitpunkt der Bluttat in München.

Johannes Ungar, 23 Jahre, war zum Zeitpunkt des Amoklaufs in der bayrischen Landeshauptstadt. Der Kirchheimer, der an der Technischen Uni München Ingenieurwissenschaften studiert, erzählt im Interview mit den OÖN, warum die Stunde nach dem Attentat für seine Eltern und Freunde besonders tragisch war und warum er sich nicht verunsichern lässt.

OÖNachrichten: Herr Ungar, Sie waren während des Amoklaufs im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) nur wenige Kilometer entfernt in der Innenstadt. Was ist um Sie herum passiert?

Ungar: Ich war bei einem Bierfestival am Odeonsplatz und habe von dem ganzen Trubel nicht allzu viel mitbekommen. Erst bei der Heimfahrt um etwa 19 Uhr bemerkte ich, dass enorm viele Zivilstreifen mit Blaulicht unterwegs waren. Kurz darauf mussten alle Gäste aus bis dahin unbekannten Gründen die Tram verlassen.

Wie haben Sie dann von der Bluttat erfahren?

Ich hatte noch ein Prozent Akku und konnte nur noch eine Schlagzeile ausfindig machen, die lautete: "Schießerei im OEZ". Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass da etwas Größeres im Busch war. Ich konnte mich bei niemandem melden, weil ich nach dem Stopp der Tram am Max-Weber-Platz etwa eine Stunde zu meiner Wohnung in Unterföhring zu Fuß unterwegs war und das Handy den Geist aufgegeben hatte.

Handyakku leer, nicht erreichbar. Für Familie und Freunde müssen diese Minuten besonders schlimm gewesen sein.

Ja. Die Tatsache, dass mein Handyakku leer war und ich keinerlei Rückmeldung geben konnte, führte natürlich zu zunehmender Besorgnis in meinem Verwandtschafts- und Freundeskreis. Sie alle haben nahezu panisch reagiert, als sie die Meldungen in den Medien mitbekamen. Im Minutentakt gingen Anrufe und WhatsApp-Nachrichten bei mir ein.

Um Freunde und Familie zu informieren, ob man in Sicherheit ist, wurde von Facebook der Safety-Check für die Region München aktiviert. Eine gute Idee?

Eine nette Funktion, nur leider erreicht man halt nur jene Menschen, die Facebook nutzen. Meine Eltern zum Beispiel nicht. Außerdem glaube ich, dass Facebook noch nicht ausreichend Vertrauen geschenkt wird, um mit dieser Funktion eine entscheidende Botschaft an seine Angehörigen zu senden, nur indem ich einen Safe-Button aktiviere. Ein Anruf oder eine persönliche Nachricht wirkt da schon deutlich beruhigender.

Wir, die nicht vor Ort waren, haben immer wieder Bilder von der Innenstadt, die wie leergefegt war, bekommen. Wie war die Situation tatsächlich?

Die Stadt war in einer Schockstarre und erholt sich nur langsam, habe ich den Eindruck. Am Wochenende wurden auch sämtliche Festivals und Veranstaltungen abgesagt. Das finde ich schade.

Wie gehen Sie selbst damit um? Sind Sie vorsichtiger?

Mein Motto ist: "Jetzt erst recht!". Ich fühle mich auch nach dieser Tat enorm sicher. Man kann sich doch nicht durch die Tat eines einzelnen Geisteskranken komplett verunsichern lassen und alles so sehr dramatisieren. Dadurch wird noch mehr Spannung erzeugt. Das ist genau jenes Ziel, das ein Amokläufer erreichen will: große mediale Aufmerksamkeit und Millionen von Leute in Angst und Schrecken zu versetzen.

Wie gehen die Menschen in Ihrem Umfeld damit um?

Viele haben mit großer Besorgnis und Bestürzung darauf reagiert. "Arg, jetzt kommt das immer näher zu uns" war beispielsweise die Reaktion eines befreundeten Polizisten. Nachdem mich meine Angehörigen in Sicherheit wussten, beruhigten sich die Gemüter. Trotzdem bleibt der Amoklauf Gesprächsthema Nummer eins.

Wie beurteilen Sie die Polizeiarbeit und den Umgang der Exekutive in den sozialen Netzwerken (Anm.: Die Polizei warnte Freitagabend über Stunden, keine Videos und Fotos zu veröffentlichen, um die Einsatzkräfte vor vermeintlichen weiteren Tätern zu schützen)?

Ich fand das Handeln der Polizei großartig. Sie haben schnell reagiert, gaben nur gesicherte Infos raus und versuchten eine Massenpanik weitestgehend zu unterbinden, obwohl dies bei der riesigen Menge an Falschmeldungen und Notrufen an jenem Abend enorm schwierig war. Auch den öffentlichen Verkehr komplett stillzulegen war eine richtige Entscheidung. Fluchtmöglichkeiten wurden dadurch massiv eingeschränkt. Man ging ja anfangs von drei Tätern aus.

Viele München-Studenten waren zum Tatzeitpunkt bereits in den Ferien und nicht in der Stadt. Warum sind Sie noch vor Ort?

An der Technischen Uni München ist von Juli bis Anfang September Prüfungszeit. Zudem schreibe ich momentan an meiner Bachelorarbeit.

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