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Riccardo Muti: La Mamma gab ihm zwei Geburtstage

Von Ludwig Heinrich aus Salzburg, 27. Juli 2011, 00:04 Uhr
La Mamma gab ihm zwei Geburtstage
Die Salzburger Festspiele wollen ihn an seinem morgigen 70. Geburtstag überraschen: Maestro Riccardo Muti Bild: APA

Vor zehn Jahren überraschten ihn die Wiener Philharmoniker zum 60er mit Variationen von „Happy Birthday“. Für den 70er haben sie sich wieder etwas ausgedacht. In der Festspielstadt gibt es aber noch etwas zu feiern: sein 40-Jahr-Jubiläum bei den Festspielen. Und in seiner italienischen Heimat soll Maestro Riccardo Muti zum „Senator auf Lebenszeit“ ernannt werden.

Der Geburtstag: Da gibt es eine originelle, von ihm den OÖNachrichten gegenüber bestätigte Geschichte. Er hat nämlich zwei Geburtstage.

Und das kam so: „La Mamma“ Gilda, leidenschaftliche Neapolitanerin, war mit ihrem Mann, einem Arzt, nach Molfetta bei Bari übersiedelt. Aber sie entwickelte den Ehrgeiz, all ihre (fünf) Söhne in Neapel zur Welt zu bringen. Jedes Mal rund zwölf Stunden Bahnfahrt. Als sich Riccardo, der Jüngste, anmeldete, setzte sie sich wieder in den Zug und fuhr los. Doch es wurde – 1941, Kriegszeiten – eine mühsame Fahrt. Das Baby kam einen Tag früher als erwartet, außerhalb. Am nächsten Tag aber war Mamma Muti beim entsprechenden Amt gestellt, der zuständige Beamte zeigte sich generös und sagte: „Schenken wir ihm doch diesen Tag!“ und trug als Geburtsdatum ein: 28. Juli, Napoli.

Kein Wunderkind

Mit 14, 15 hat der weltberühmte, charismatische Dirigent die Mutter gefragt, warum sie sich immer diese mühsamen Neapel-Touren angetan hatte. Ihre Antwort: „Eines Tages, wenn ihr was geworden seid, werden sie euch fragen, woher ihr kommt. Müsstet ihr den Namen der kleinen Stadt Molfetta nennen, wäre immer eine halbe Stunde Erklärung nötig, wo das liegt. Antwortet ihr aber ‚Neapel’, dann wird es viel ‚Ah’ und ‚Oh’ geben, und sie werden euch respektieren.“

Nebenbei: Alle drei Kinder von Riccardo Muti haben als Geburtsstadt Florenz eingetragen. Auf besonderen Wunsch der Mutter und Ehefrau Maria Cristina Mazzavillani-Muti.

Die Kindheit: „Ich war kein sogenanntes Wunderkind. Mein Vater war Arzt. Alle fünf Söhne haben irgendwie Musik studiert, doch wir sollten ‚etwas Ordentliches’ lernen. Ein Bruder wurde Psychiater, ein anderer Wirtschaftsexperte, die Zwillinge wurden Elektroingenieure. Ich war für den Beruf des Rechtsanwalts vorgesehen. Versehen, Zufall, Glück – ich blieb der einzige, der die Musik zu seinem Beruf machen durfte.“

Die Wiener Philharmoniker: „Ich habe sie mit 15, 16 erstmals gehört. Im Radio. Dass ich dieses Orchester einmal dirigieren würde, hätte ich damals nie zu träumen gewagt. Nicht nur, dass sie mich wiederholt als Dirigent des Neujahrskonzertes holten und mich, den Neapolitaner, Strauß und Lanner dirigieren ließen. Besonders stolz bin ich auf Folgendes: Normalerweise durften andere Dirigenten mit ihnen eine oder zwei Symphonien des wienerischen Komponisten Franz Schubert aufnehmen. Mit mir aber wurden es ‚alle Neune’.“

Salzburg: „Salzburg war Karajan, 1971 ließ er mich in der Mozart-Stadt erstmals dirigieren, ‚Don Pasquale’. Jahre später war ‚Così fan tutte’ dran. 1979, als ich mit der London Philharmonic letztmals auf Tour war, erwischte mich frühmorgens ein Anruf. Ich ließ es lang läuten, ging dann aber ran, und eine Stimme sagte: ‚Sono Karajan.’ Ich zu meiner Frau: ,Irgendein Idiot, der behauptet, er sei Karajan.’ Doch er war es wirklich. Er bot mir an, bei seinen Festspielen ‚Così fan tutte’ zu dirigieren. Zögernd stammelte ich: S-s-s-ì. Karajan hat mir viele wunderbare Briefe geschrieben.“

„Così fan tutte“: „Dieses Werk hatte eigentlich Karl Böhm für sich gepachtet, und man erzählte mir, er würde entnervt herumlaufen: ‚Meine ‚Cosi’! Dieser Italiener! Was versteht er denn davon?“ Nun, 1982 feierte ich damit jedenfalls einen Riesenerfolg.Da tauchte ein deutscher Radioreporter auf und fragte um den Unterschied meiner ‚Cosi’-Interpretation zu jener von Karl Böhm. Eine heiklere Frage konnte er nicht stellen. Auf einmal hatte ich die rettende Idee. Ich antwortete: ‚Böhm betont ‚Cosi’ immer auf dem ‚o’, ich aber auf dem ‚i’ ...“

Die Lieblingskomponisten: „Mozart ist meine Nummer eins, weil er alle Vorzüge und Fehler, alle Freuden und Leiden der Menschheit so grandios auszudrücken wusste. An Verdi schätze ich das Solide, Erdige. Wagner führt einen in höchste Sphären. Seine Musik hat so diabolische, mystische Kräfte, dass man sich nach jeder Aufführung wieder auf die Erde zurückholen muss. Hätte ich je die Chance, einem von ihnen zu begegnen, würde ich schweben, schweben – und dann würde ich sie bitten, mir alle Fehler zu vergeben, die ich je bei der Interpretation ihrer Musik gemacht habe.

Ja, und da gibt es auch noch Cherubini. Meine Wertschätzung drückt sich darin aus, dass mein Boot den Namen seiner Oper ‚Lodoïska’ trägt.“

Der Maestro über seine geliebte Musik:

„In all den Jahrzehnten wurde ich nie müde, darauf hinzuweisen, wie wichtig Musik ist. Sie hat keine Ideologie, sie kann nur schön oder nicht schön sein. Aber wenn sie schön ist, wird die Begegnung mit ihr zum Ort der Liebe.“

 

Riccardo Muti in Salzburg
Maestro Riccardo Muti ist heuer mehrfach bei den Salzburger Festspielen vertreten:

• Musikalische Leitung bei „Macbeth“ (Premiere am 3. August)
• Dirigent bei den Konzerten des Chicago Symphony Orchestra (26. und 27. August)

 

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