Super genial im Super-G: Vincents Glanznummer begeisterte alle

Extrem hart haben die vielen freiwilligen Helfer in Hinterstoder um ihre Weltcuprennen gegen Wind und (Regen-)Wetter kämpfen müssen. Der Erleichterung über die geglückte Rettung der Hannes-Trinkl-Piste folgte am Samstag ein stürmischer Jubel in Orkanstärke: Vincent Kriechmayr löste mit seinem Sieg im Super-G im Stodertal den Partyalarm aus. Bis spät in die Nacht wurde gefeiert, nicht nur tausende Fans, sondern auch Experten, Konkurrenten und Promis verneigten sich vor dem 28-jährigen Mühlviertler, der nach dem Rennen vom "emotionalsten Sieg" seiner Karriere sprach.

"Der Vinc ist ein total cooler Hund. Ehrlich, ich hätte nicht den Mumm gehabt, mir die Nummer eins zu holen", sagte Hannes Trinkl, der Namenspatron der Weltcup-Piste und Mentor Kriechmayrs. Dieser hatte bei der Startnummernvergabe alle (außer seinen eingeweihten Zimmerkollegen Daniel Danklmaier) überrascht, als er sich für den "Einser-Schmäh" entschied. "Ich kenne den Hang sehr gut und wusste, was auf mich zukommt. Aber ein Risiko war das schon. Wenn es nicht funktioniert hätte, wäre ich der Depp des Tages gewesen", sagte der Mühlviertler, dem die Rolle des Lokalmatadors in der Nacht vor dem Rennen den Schlaf geraubt hatte. "Normalerweise schlafe ich wie ein Baby, aber das hier ist halt schon sehr speziell."

Da Hinterstoder als Weltcuport nur alle vier Jahre zum Zug kommt (wenn überhaupt), wusste Kriechmayr, dass seine Chancen auf einen Heimsieg limitiert sind. Bei seinem mutigen Startnummern-Poker hatte er auch das Glück des Tüchtigen. Der Schweizer Mauro Caviezel (+0,05 Sekunden), der nun die Disziplinen-Wertung anführt, und sein Teamkollege Matthias Mayer (0,08) lagen auf den Plätzen zwei und drei nur knapp zurück. Aleksander Aamodt Kilde stürzte nach Zwischenbestzeit. Kriechmayr: "Man könnte nicht sagen, dass man mir hier den Sieg geschenkt hat."

• Video: Partystimmung in Hinterstoder

Die Kugel im Visier

Für die vielen Helfer war der Sieg Kriechmayrs aber dann schon das größte Geschenk, das man sich vorstellen kann. "So ein Tag wie heute entschädigt für alles", strahlte OK-Chef Herwig Grabner. Der Super-G auf der selektiven Trinkl-Piste mischte im Kampf um die kleine Kristallkugel die Karten neu. Nach Kildes Ausfall hat Caviezel die Führung übernommen, Kriechmayr liegt nur drei Punkte dahinter in Lauerstellung, auch Mayer (41 Punkte Rückstand) ist noch in Schlagdistanz. Der nächste Super-G steigt am Wochenende im norwegischen Kvitfjell. Da aufgrund der Problematik um das Coronavirus das Weltcupfinale in Cortina wackelt, könnte schon im hohen Norden die Entscheidung fallen. Kriechmayr: "Das wird sicher ein interessantes Rennen."

Pechvogel Dreßen

Der zweite Lokalmatador erlebte im Super-G das Gegenteil von Kriechmayrs Triumphzug. Thomas Dreßen, der in Scharnstein, nur 40 Kilometer von der Höss entfernt, wohnt, kugelte sich bei seinem Sturz beide Schultern aus. Er konnte sie zwar wieder in die richtige Position "zurückschütteln", musste aber zum Check ins Krankenhaus. Ob der 26-jährige Deutsche, der in diesem Winter die Abfahrten in Lake Louise, Garmisch und Saalbach gewonnen hat, die Saison beenden muss, wird sich heute entscheiden.

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Heute folgt der letzte Akt

„Eine bessere Empfehlung kann es kaum geben.“ OK-Chef Herwig Grabner zog schon vor dem heutigen Riesentorlauf (9.30/12.30 Uhr; freier Eintritt) ein sehr positives Resümee. Tatsächlich wurde das Stodertal am Wochenende trotz düsterer Prognosen ins beste Licht gerückt. Alles spricht dafür, dass man im Vierjahresrhythmus als Weltcupveranstalter weiter im Kalender aufscheinen wird. Bisher war Hinterstoder in Saisonen, in denen weder Olympia noch eine WM stattfindet, als Veranstalter gesetzt. Grabner: „Da gibt es zusätzlich Platz im Kalender. Ich denke, das sollte auch künftig so bleiben.“

Ein Fragezeichen ist jedoch, ob Hinterstoder nicht der wichtigste Lobbyist verloren geht, wenn Peter Schröcksnadel als ÖSV-Präsident wie geplant im Sommer Schluss macht. Der 78-jährige Tiroler hatte bei der Vergabe der Weltcuprennen in Österreich bisher das Sagen.

Für eine kleine Schattenseite waren die Organisatoren in Hinterstoder nicht verantwortlich. Im Kampf um den Nationencup konnte die Schweiz ihren Vorsprung am Wochenende auf 967 Punkte ausbauen.
Inzwischen glaubt auch Peter Schröcksnadel nicht mehr so recht daran, dass die 30-jährige ÖSV-Siegesserie fortgesetzt werden kann. Grund dafür wären 18 verletzte Kaderleute. Schröcksnadel: „Wir sind im Nationencup hinten, weil unsere Punkte im Spital liegen.“