Sanfter Tourismus: Es mangelt an der Einbindung der Regionen
33 Thesen, #23: Landesstrategie mit "Erlebnissen in intakter Natur", Forscher Zellmann: Leitlinien zu sehr austauschbar.
"Der Tourismus braucht ein sanftes Konzept und ein schärferes Profil", hatte die OÖN-These vor knapp sechs Jahren gelautet. Was ist seitdem passiert? Beim Oberösterreich Tourismus weist man darauf hin, dass man die Verbände von 103 auf 19 deutlich hat. Zur Positionierung heißt es: Das Bundesland sei keine Massentourismusdestination und müsse sich noch viel stärker als Qualitätsdestination positionieren. Die Basis dafür bildet die Landestourismusstrategie 2022 mit "Erlebnissen in intakten Naturräumen" als einen wesentlichen Bestandteil.
Für den Freizeitforscher Peter Zellmann werden die Regionen viel zu wenig eingebunden: Mit Strategiepapieren liege man im Großen und Ganzen nicht falsch, sagt er im OÖN-Gespräch. "Masterpläne und Leitlinien wollen aber immer ein Stück weit erziehen und sind zu sehr austauschbar."
Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Markus Achleitner sieht sich dennoch in der Strategie des Landes bestätigt: "Corona hat deutlich gezeigt, dass alles, was draußen passiert, im Trend liegt", sagt er, kurz nachdem er an der Donau vom E-Bike gestiegen ist, mit dem er fürs Radeln entlang des Flusses wirbt. "Unser Grundsatz lautet: Tourismus muss im Einklang mit der Natur stattfinden." Die verschiedenen Interessen – egal, ob von Mountainbikern, Wanderern, Landwirten oder Waldbesitzern – müssten unter einen Hut gebracht werden.
Niederschwellige Prozesse
Dem Experten geht das nicht weit genug: Zusätzlich seien niederschwellige Prozesse notwendig, in die die Verantwortlichen der jeweiligen Regionen und externe Moderatoren eingebunden werden, so Zellmann. Mit den Ergebnissen würden in der Folge nachhaltige Konzepte erarbeitet.
"Diese Projekte dauern aber ein bis zwei Jahre. Die Zeit nehmen sich die wenigsten", sagt der Tourismusforscher, der beispielsweise an der Umsetzung der "Modellregion Neusiedlersee" mitgewirkt hat.
Der Oberösterreich Tourismus will die Bevölkerung beteiligen: "Wir dürfen die jeweiligen Programme nicht isoliert touristisch sehen, sondern müssen den Menschen vor Ort vor Augen führen, welchen Nutzen sie von den Investitionen haben", sagt Geschäftsführer Andreas Winkelhofer.
Bei der Umsetzung von sanftem Tourismus gilt es laut Landesrat Achleitner zudem, die verschiedenen Interessen – egal, ob beispielsweise von Mountainbikern, Wanderern oder Landwirten – unter einen Hut zu bringen. Und: Mithilfe von Maßnahmen wie beispielsweise Wegeführungen oder digitalen Buchungssystemen gegen überfüllte Parkplätze versucht man, die Besucherströme in nachhaltigere Bahnen zu lenken.
Urlauber bei Bedürfnissen abholen
Zellmann rät, Vorschriften oder gar Verbote so weit wie möglich zu vermeiden. "Zielführend ist ein bewusstes Hinführen der Urlauber. Was sie unter umweltfreundlichem Reisen und Urlaub verstehen, ist nicht so wichtig. Wesentlich ist, dass sie mitmachen."
Das sei schon vor Jahrzehnten so gewesen, als Beherbergungsbetriebe damit begonnen haben, nur jene Handtücher zu wechseln, die Gäste auf dem Badezimmerboden liegen gelassen hatten. Zellmann: "Das Um und Auf ist, die Touristen bei ihren Bedürfnissen abzuholen und gleichzeitig ihr Umweltbewusstsein zu fördern."
Laut vorläufigen Berechnungen lag die Zahl der Ankünfte in Oberösterreich nach den Öffnungen im Mai und Juni bei gut 310.000 und jene der Nächtigungen bei rund 928.000. Zum Vergleich: 2019 und damit vor der Krise waren noch rund 649.000 Ankünfte und 1,56 Millionen Nächtigungen gezählt worden.
Nachgefragt
„Corona hat gezeigt, dass alles, was draußen passiert, im Trend liegt.
Tourismus muss im Einklang mit der Natur und den verschiedenen Interessen stattfinden.“
Markus Achleitner, Wirtschafts- und Tourismuslandesrat
„Wir dürfen touristische Programme nicht isoliert sehen. Wir müssen auch der Bevölkerung immer vor Augen führen, welchen Nutzen sie von den Investitionen hat.“
Andreas Winkelhofer, Geschäftsführer des OÖ Tourismus
„Masterpläne und Leitlinien wollen ein Stück weit erziehen und sind zu sehr austauschbar. Statt Vorschriften und Verboten braucht es ein bewusstes sanftes Hinführen der Urlauber.“
Peter Zellmann, Tourismus- und Freizeitforscher
33 Thesen für ein besseres Oberösterreich
Was braucht das Land, um in eine gute Zukunft zu gehen? Die OÖN analysieren das bis zu den Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am 26. September.
#23: Sanfter Tourismus mit Schlagkraft
WAS GESCHAH …
Oberösterreich hat sich einem sanften naturnahen Tourismus verschrieben und das auch strategisch festgehalten.
… UND WAS PASSIEREN MUSS
Statt verordneter Masterpläne und Leitlinien braucht es aus Expertensicht gemeinsam gestaltete Konzepte mit den betroffenen Betrieben.
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Vielleicht wird die neu Brücke eine Touristen Attraktion?😁
Leider nur viele Worthülsen. Unsere Gastronomie hat im Tourismus wahrscheinlich einen Wandel zu durchmachen. Und zwar die Umstellung auf Getränkeautomaten, Self service beim Essen auf dem Zimmer und selbst das Bett machen, weil die Politik unfähig scheint, den Arbeitslosen in den Hintern zu treten, damit sie im Tourismus arbeiten. Für viele Menschen sind dienende Tätigkeiten nicht mehr akzeptabel, nicht einmal für unsere so braven und lieben Migranten mit Analphabeten-Status.
Im Tourismus lassen wir uns schon seit Jahren von den Deutschen, den Ungarn, Kroaten usw. bedienen. Und 500.000 Österreicher*innen bleiben im Bett liegen. Wo soll das hinführen, geschätzte Politiker? Warum seid ihr zu feig, zur latenten Faulheit ganzer Bevölkerungsschichten Stellung zu beziehen? Ist es das Wählerpotential, das ihr fürchtet nicht zu kriegen bzw. zu verlieren?
Mit fairen Gehältern und Arbeitsbedingungen könnte man es auch probieren.
AK- Gesülze……
Schon mal mit Touristen gesprochen?
Da gehts in erster Linie ums Wetter das Essen die Preise
zum Schluss ein wenig Kultur 😁
Und Linz an der Landstraße war doch immer mehr Industriestadt auch wenn man heute aus jedem leerstehenden Gebäude ein Museum macht😉
Manchmal fühlst dich auf der Landstraße wie in Kabul zuhause zu sein. Wobei ich Kabul auch nur von aktuellen Fotos kenne.
es gibt nur tourismus wennn die Kohle stimmt .
Der sanfte Tourismus wird wohl nicht kommen, weil damit die Hoteliers bzw. Wirte damit zu wenig verdienen. Wenn man daran denkt, dass nun in Salzburg ein Hotelier und ihr Sohn Millionen an Steuergeld hinterzogen haben, dann muss man bedenken, dass man dieses Geld mit Après Ski zuerst verdient muss. Wanderer werden nie so viel Geld wie bereits beschwipste Skifahrer in einem Lokal lassen. Nach einer Wanderung mit schönsten Aussichten ist man meist müde und zieht das Bett einem Barhocker vor.
Die schönsten Plätze sind selten mit Öffis erreichbar und zwingen den Gast meist dazu, das Auto zu benutzen. Das Chaos kann man wöchentlich in Gmunden und vielen anderen Orten beobachten. Viele Gäste möchten meist Parkgebühren sparen und parken dann irgendwo. Daher sollte man hier Anreize schaffen, damit diese Geizkragen das Parkticket bei Konsumation im Ort retourniert bekommen. Damit wären die Anrainer vielleicht etwas entlastet.
Diese Nudeldrucker von Touristen sollten wir eh nicht bewerben - wenn sie schon beim Parkticket sparen. Und dann wahrscheinlich zu dritt eine Flasche Wasser bestellen und den Restbedarf am WC aus der Wasserleitung decken. Der Staat muss in den Tourismus investieren, ist ein erheblicher Teil unserer gesamten Wirtschaft.
Jeder Industriebetrieb kann seine Investitionen in wenigen Jahren abschreiben. Ein Hotel kriegt dafür 40 Jahre AFA aufgebrummt. Wer will denn in so einer alten Hütte noch Urlaub machen? L
Tourismus muss auch die Bewohner der Region berücksichtigen. Doch der gesamte Tourismus im Salzkammergut basiert auf Pkw, mtotorrad und Bussen. Der Lärm ist nicht mehr erträglich!
… und an manchen Seen wird das Ganze noch mit möglichst viel Beton und vielen kaum genutzten Wohnungen verstärkt.