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Keine militärische Vergeltung, aber neue Sanktionen

Von OÖN, 09. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Keine militärische Vergeltung, aber neue Sanktionen
US-Präsident Donald Trump kündigte weitere Sanktionen gegen den Iran an – und keine weiteren militärischen Schritte. Bild: APA/AFP/SAUL LOEB

WASHINGTON / TEHERAN. US-Präsident Trump reagiert zurückhaltend auf die iranischen Raketenangriffe im Irak.

Die große Eskalation, die letztlich zu einem großen Krieg im Nahen Osten hätte führen können, ist ausgeblieben – trotz oder sogar wegen der iranischen Raketenangriffe auf Militärstützpunkte im Irak: US-Präsident Donald Trump kündigte gestern Abend in einer mit Spannung erwarteten Rede im Weißen Haus an, als Reaktion weitere Sanktionen zu verhängen. Ein Militärschlag gegen den Iran sei derzeit nicht geplant.

Zugleich sagte er, die USA wollten ihre militärische Stärke nicht anwenden. "Die Tatsache, dass wir dieses großartige Militär und die Ausrüstung haben, bedeutet allerdings nicht, dass wir es einsetzen müssen." Die Vereinigten Staaten seien bereit zum Frieden mit allen, die dies wollten. Die USA und der Iran sollten kooperieren, unter anderem im Kampf gegen den IS.

Trump rief Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China auf, nicht mehr am Atomabkommen mit dem Iran festzuhalten. Stattdessen müssten diese Staaten gemeinsam mit den USA an einem neuen Abkommen mit dem Iran arbeiten, "das die Welt zu einem sichereren und friedlicheren Ort" machen würde. "Solange ich Präsident der Vereinigten Staaten bin, wird es dem Iran nie erlaubt sein, eine Atomwaffe zu besitzen."

Keine Todesopfer im Irak

Der US-Präsident betonte auch, die Attacke der Iraner in der Nacht zum Mittwoch habe keine Todesopfer gefordert. "Keine Amerikaner sind bei der Attacke in der vergangenen Nacht zu Schaden gekommen", sagte Trump. Auch auf irakischer Seite sei niemand ums Leben gekommen. Der Militärstützpunkt habe ebenfalls "nur minimalen Schaden" davongetragen. Hintergrund sei ein Frühwarnsystem gewesen, das gut funktioniert habe. Im Zuge der "Operation Qassem Soleimani" hatten die iranischen Revolutionsgarden fast 40 ballistische Boden-Boden-Raketen auf die vom US-Militär genutzten Stützpunkte Ain al-Assad westlich von Bagdad und im nördlich gelegenen Erbil abgeschossen.

Teheran bezeichnete die Angriffe als "Akt der Selbstverteidigung" nach der Tötung des Topgenerals Qassem Soleimani durch einen US-Luftschlag vergangene Woche.

Attacke mit Vorwarnung

Die nächtliche Racheaktion der Iraner, die letztlich moderat ausfiel, kam mit Vorwarnung. Iraks Regierung wurde kurz vor dem Angriff informiert. Die im Irak stationierten US-Soldaten wurden ebenfalls gewarnt. Dank eines frühzeitigen Alarms hätten diejenigen im Gefahrenbereich Zeit gehabt, sich in Schutzbunkern in Sicherheit zu bringen, berichtete der TV-Sender CNN unter Berufung auf einen Angehörigen des US-Militärs.

Die erste offizielle Stellungnahme der iranischen Regierung nach den Angriffen kam von Außenminister Mohammed Javad Zarif. "Wir streben nicht nach einer Eskalation oder Krieg, aber wir werden uns gegen jede Aggression verteidigen", schrieb er auf Twitter. Der Iran habe "verhältnismäßige Maßnahmen zur Selbstverteidigung ergriffen und abgeschlossen". Zarif bezog sich dabei auf Artikel 51 der UNO-Charta. Dieser beschreibt das Recht auf Selbstverteidigung im Falle eines bewaffneten Angriffs auf ein UNO-Mitgliedsland.

Die vergangene Nacht sei ein "Schlag ins Gesicht" der USA gewesen, sagte Irans oberster Führer Ayatollah Ali Khamenei. Die US-Truppen müssten die Region verlassen. Ihre Präsenz sei die Quelle von Korruption. "Die Amerikaner haben in dieser Region nur Krieg und Zerstörung angerichtet."

Kurz nach dem Raketenbeschuss hatte US-Präsident Donald Trump getwittert: "Alles ist gut!" Und: "Wir haben das stärkste und am besten ausgestattete Militär überall auf der Welt, bei weitem!"

5000 US-Soldaten im Irak

Im Irak sind auf mehreren Stützpunkten 5000 US-Soldaten stationiert, die das internationale Militärbündnis gegen die Terrormiliz IS anführen. "Die Stützpunkte sind wegen Hinweisen auf geplante Angriffe in hoher Alarmbereitschaft gewesen", hieß es aus dem US-Verteidigungsministerium.

Lesen Sie mehr zum Thema im heutigen Leitartikel

"Weichen nicht zurück"

Die jüngsten Raketenangriffe auf US-Stützpunkte im Irak sind laut Irans Staatspräsidenten Hassan Rohani ein „eindeutiger“ Beweis dafür, dass Teheran vor Washington „nicht zurückweichen“ werde. „Wenn die Amerikaner ein weiteres Verbrechen begehen, müssen sie wissen, dass sie eine noch härtere Antwort erhalten werden“, sagte Rohani gestern. „Wenn sie klug sind, werden sie keine weiteren Maßnahmen ergreifen.“

„Die USA vollständig vertreiben“: Um den am Freitag von den USA getöteten General Qassem Soleimani zu rächen, seien Gegenschläge jedoch nicht ausreichend, sagte Rohani weiter. Vielmehr müssten die USA vollständig aus der Region vertrieben werden. Dies sei die „wahrhaftige und endgültige Antwort der Nationen der Region an Amerika“, sagte der iranische Präsident.

Börsen und Rohstoffmärkte rechnen nicht mit Krieg
Sorgenvolle Stunden für die Börsenhändler Bild: REUTERS

Börsen und Rohstoffmärkte rechnen nicht mit Krieg

Die Börsen in Asien reagierten zeitbedingt als Erste auf die nächtlichen Raketenangriffe des Iran auf US-Ziele im Irak. Die Kurse rutschten in die Verlustzone, weil die Anleger eine Eskalation des Konflikts befürchteten. Die Abschläge fielen nicht besonders stark aus, im Laufe des Tages beruhigten sich die Märkte.

Auch in den meisten Ländern der Eurozone hielten sich die Kursausschläge in engen Grenzen. Eine großangelegte Flucht in als sicher geltende Staatsanleihen war nicht zu beobachten. Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank wies darauf hin, dass sich US-Präsident Donald Trump in der Vergangenheit mit Maßnahmen gegen den Iran zurückgehalten habe, wenn bei Anschlägen keine US-Bürger getötet worden seien. Dies war beim jüngsten Schlag der Fall. „Das lässt ein wenig hoffen, dass der Konflikt in der Region Naher Osten nicht vollständig eskaliert.“ Trump hatte nach dem Vergeltungsschlag in einem Tweet erklärt: „Alles ist gut!“, was die Börsen offenbar als Zeichen der Deeskalation gewertet haben.

Öl erreichte Mehrmonatshoch

Der Nahe Osten ist für die globale Erdölversorgung sehr wichtig. Insofern stiegen die Ölpreise wegen der akuten Krise am Mittwoch weiter. Die Notierungen erreichten zeitweise mehrmonatige Höchststände. Am Ölmarkt setzte jedoch am Vormittag eine Gegenbewegung ein, der Preisanstieg blieb moderat. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 68,57 US-Dollar (61,38 Euro).

Vor dem Hintergrund der Spannungen in Nahost kauften viele Investoren das als „Krisenwährung“ geltende Gold. In der Nacht auf Mittwoch stieg der Kurs für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) erstmals seit dem Jahr 2013 über die Marke von 1600 US-Dollar, gab aber im Tagesverlauf wieder nach. In Euro gerechnet erreichte der Goldpreis ein neues Rekordhoch bei 1443 Euro.

Zahlreiche Airlines strichen aufgrund der aktuellen Lage ihre Flüge über und in die Krisenländer. Auch die Austrian Airlines cancelten bis auf Weiteres den täglichen Flug nach Erbil im Nordirak und retour. Bei Teheran prüfte man die Lage eingehend, doch nachdem der Luftraum über der iranischen Hauptstadt zugänglich war, entschied man sich für die Durchführung des Fluges – mit sechs Stunden Verspätung. Auch die Lufthansa wird heute, Donnerstag, ihren Frankfurt-Teheran-Flug wieder aufnehmen. Überflüge des Iran und Irak bleiben für die gesamte Lufthansa Group ausgesetzt.

Bitcoin zieht wieder nach oben

Etliche Kryptowährungen zeigten – zufällig oder nicht – gestern kräftige Ausschläge nach oben. Die bekannteste, Bitcoin, kletterte jedenfalls erstmals seit vergangenem November wieder über die 8000-Dollar-Marke.

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1  Kommentar
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fanfarikuss (14.172 Kommentare)
am 09.01.2020 08:57

Ich habe mich meine Gedanken nie zu äußern getraut, aber nun ist zum Glück die britische Astronautin vorgeprescht.
Ich bin mir sicher Donald Trump ist ein Außerirdischer.
Keine Ahnung woher, aber die Sonne seines Heimatplaneten muss in einem
anderen Spektrum strahlen (orange Hautfarbe), und sie hat nicht nur die
Tasthaare auf seinem Kopf gebleicht, sondern auch seine Hände schrumpfen
lassen. Sein Gehirn jedoch trägt er ganz wo anders.
Deshalb auch die überlangen Krawatten.

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