Prüfbericht bestätigt Vorwürfe gegen Tebartz-van Elst
ROM/LIMBURG. Tebartz-van Elst belog laut Prüfern auch den Gesandten des Papstes über explodierende Baukosten.
Offiziell liest sich das Ende der Bischofs-Amtszeit von Franz-Peter Tebartz-van Elst in Limburg in der vatikanischen Verlautbarung so: Weil es in der Diözese Limburg zu einer Situation gekommen sei, die eine fruchtbare Ausübung des Amtes durch ihn verhindere, habe der Papst den durch den Bischof angebotenen Amtsverzicht angenommen. Tebartz-van Elst werde "zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut werden". Keine Angaben kamen aus Rom dazu, wer wie viel Schuld an der Situation trägt.
Antworten dazu lieferte dafür das Bistum Limburg selbst: Der neu ernannte Diözesanadministrator, Weihbischof Manfred Grothe, stellte den Prüfbericht über die Errichtung des "Diözesanen Zentrums St. Nikolaus" vor, den er als Kommissionsvorsitzender selbst mitverfasst hatte. Der Bericht bestätigt im Wesentlichen die Vorwürfe gegen Tebartz-van Elst: Er habe öffentlich falsche Angaben über die explodierenden Kosten des Zentrums samt Bischofsresidenz gemacht – auch der vom Papst gesandte Kurienkardinal Giovanni Lajolo erfuhr von Tebartz-van Elst bei seinem Besuch nur die angeblichen 9,85 statt der tatsächlich errechneten 31,5 Millionen Euro an Kosten (zu denen laut Bericht noch hunderttausende Euro dazukommen könnten).
"Wünsche des Bischofs"
"Die Ausgestaltung des Bauprojekts in der ihm eigenen Wertigkeit geht vorwiegend auf Wünsche und Aufträge des Bischofs zurück", heißt es im Bericht. In der Auflistung "kostentreibender Sachverhalte" findet sich zum Beispiel ein Zierfischbecken um brutto 213.000 Euro. Das Ersetzen bereits eingebauter Elektroschalter durch ein anderes Modell kostete 20.000 Euro. Insgesamt sei geltenden Recht in zahlreichen Fällen nicht Rechnung getragen worden, heißt es seitens der Bischofskonferenz.
Der Bericht macht auch den damaligen Generalvikar, das Domkapitel und den Verwaltungsrat mitverantwortlich für die Misere. Aber Bischof und Generalvikar hätten ein "intransparentes System" errichtet. Ob es rechtliche oder kirchenrechtliche Konsequenzen geben werde,könne jetzt geprüft werden, sagte Administrator Grothe.
Erstaunen rief die Angabe aus Rom hervor, Tebartz-van Elst habe schon im Oktober den Rücktritt angeboten. Auf ungläubige Nachfragen dazu bei der Pressekonferenz sagte Grothe dazu nur, er habe das auch erst jetzt erfahren.
Die Diözese Limburg will sich jedenfalls nun um einen Neuanfang bemühen.
Grafik: Prüfbericht über die Errichtung des „Diözesanen Zentrums St. Nikolaus“
Grafik: Erläuterungen zum Prüfbericht
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