Ortshistoriker berichtet über Elend und Liebe im Ersten Weltkrieg
STADL-PAURA/LAMBACH. Der pensionierte Hauptschuldirektor Alfred Sohm gibt Einblick in ein trauriges Kapitel der Geschichte am Beispiel einer Region.
Alfred Sohm gilt als fundierter Chronist der Zeitgeschichte im Raum Lambach. Sein historisches Interesse konzentrierte sich zuletzt auf die Kriegsjahre 1914 bis 1918 in der Region. Im Bildungshaus Pro Diagonal lässt der pensionierte Hauptschuldirektor am Donnerstag (19 Uhr) dieses traurige Kapitel der Zeitgeschichte Revue passieren.
"Wir waren weit weg von der Front, was aber nicht bedeutet, dass unsere Region vom Ersten Weltkrieg verschont blieb." Als sich abzeichnete, dass Italien den Entente-Mächten beitreten würde, verlegten die Kaiserjäger ihr Regiment von Trient nach Stadl-Paura. "In der Volksschule waren zeitweilig bis zu 2000 Soldaten stationiert", weiß Sohm aus Archivunterlagen. Verwundete wurden von der Front ins Hinterland geschafft. Im Stift befand sich das Offiziersquartier, das ehemalige Lokomotivführerheim neben dem Bahnhof der Pferdeeisenbahn wurde in ein Lazarett umgewandelt.
Lokale Hilfskomitees sammelten
"Volksschülerinnen strickten Hauben und Schals. Denn man dachte zunächst, dass der Krieg bald vorbei sein werde, und war nicht vorbereitet auf den Winter." Von den Kirchtürmen verschwanden die Glocken. Metall wurde zu Kanonen gegossen. In Summe stellte das Stift 24 Kirchenglocken bereit. Akribisch verzeichneten die kaiserlichen Bürokraten ein Gesamtgewicht von 6,6 Tonnen. Die letzten sechs Stadlinger Salzstadeln verschwanden. "Deren Holz wurde für Baracken benötigt, die bei Bad Goisern Arbeitern ein Dach über dem Kopf boten." Die Unterkünfte waren für den Kraftwerkbau in Gosau bestimmt.
154 Gefallene an den Fronten
Mit Fortdauer des Kriegs stieg die Zahl der Gefallenen: "Aus Stadl-Paura mussten 76 Männer ihr Leben lassen. Lambach zählte 40 Gefallene, in Edt waren es 38", weiß Sohm. Die jungen Soldaten kämpften in der Mehrzahl bei den Welser Hessen und im Rainerregiment. Zu Kriegsbeginn kamen sie in den Osten nach Galizien. Als sich der Krieg in den Süden verlagerte, wurde Venezien und Friaul ihr Einsatzgebiet.
In den Kriegsjahren litten die Menschen Not und Hunger. Im Hinterland brach die Versorgung zusammen. Über Lebensmittelkarten konnte nur noch das Allernotwendigste beschafft werden. Die Kaiserjäger-Reservisten waren dennoch beliebt: "Sie halfen bei der Ernte, nachdem viele der jungen Männer in den Krieg ziehen mussten. Sie waren aber auch ein Wirtschaftsfaktor", betont der Ortshistoriker.
Vor ihrem Abzug im Jahr 1917 knüpften etliche Soldaten zarte Bande zu den jungen Mädchen: "In meinem Fundus stieß ich auf eine Postkarte, die an meine Großmutter adressiert war. Abgeschickt hatte sie ein Dornbirner Kaiserjäger in Stadl-Paura." Mit Ende des Krieges kam es am Bahnhof Lambach zu Plünderungen: "Heimkehrende Soldaten bedienten sich an Paketen. Es ist auch von Toten die Rede, die von den Dächern überfüllter Züge fielen."
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