Kirchenwirt wechselt nur den Besitzer
STEINBACH AN DER STEYR. Nach 30 Jahren hört die Familie Czerny als Kirchenwirt in Steinbach auf. Der Gasthof stirbt nicht: Der 23-jährige Fleischer Daniel Bachleitner führt die Küche und die Schank weiter.
In Steinbach ist die Welt noch in Ordnung. Unter Samuraischwertern als Reiseandenken aus Japan versammeln sich die Jäger zum Schüsseltrieb, im Extrazimmer hält der Kameradschaftsbund seine Jahreshauptversammlung ab und jedes Mal, wenn die Steyrtalbahn in Grünburg Dampf ablässt, pilgern Scharen von Eisenbahnfreunden zu Speis und Trank zum "Kirchenwirt" nach Steinbach hinauf. Das Gerücht, das schon längere Zeit kursierte, dass der Gasthof zusperrt, hat allerdings ein Körnchen Wahrheit: "Der Betrieb sperrt Mitte Juli zu, aber nur für zwei Monate", sagt Wirt Helmut Czerny. Die Familie Czerny, die seit 30 Jahren den Gasthof geführt und ihm einen guten Ruf weit über die Gemeinde hinaus erarbeitet hat, sagt am 14. Juli bei einem Abschiedsfest für alle Gäste Lebewohl vom Schankgewerbe. Helmut Czerny, der das Haus gutbürgerlich führte, strebt nach beruflicher Veränderung, zudem schließt seine Frau das Lehramtsstudium ab und wird in der Volksschule unterrichten: "Wir haben beide einen Wunsch nach etwas Neuem", sagt der Kirchenwirt.
Aber Czerny geht nicht, ohne vorher die Verhältnisse geregelt zu haben. Steinbach wird daher vom Wirtesterben verschont bleiben und weiterhin mit dem Kirchenwirt drei alteingesessene Gasthäuser haben. Beim Abschiedsfest der Czernys krempelt nämlich auch schon der Nachfolger die Ärmel hoch: Der 23-jährige Fleischermeister Daniel Bachleitner hat das Gasthaus gekauft und wird das Gebäude an manchen Stellen umbauen. "Der Charakter eines gutbürgerlichen Landgastgauses bleibt aber auf alle Fälle bewahrt", sagt er.
Laut Bachleitners Baustellenplan soll die Sperre des "Kirchenwirtes" nur zwei Monate dauern, "ich peile als Eröffnungstermin den 15. September an". Bei der Übernahme des Traditionsgasthauses, das in einer Urkunde des Jahres 1645 als "Hochhaus bey der Kürchen in Stainpach" erwähnt wird, hat auch Bürgermeister Christian Dörfel (VP) bei Verhandlungen geholfen: "Für die Gemeinde ist es wichtig, dass dieser Gastronomiebetrieb weitergeht."
Nachfolger ist ein Einheimischer
Bachleitner kennt die Menschen im Ort und die Gemeinde wie seine Westentasche, der junge Fleischermeister ist hier aufgewachsen und ein Einheimischer, der in die Fußstapfen der Familie Czerny tritt. "Wichtig ist aber", sagt er, "dass das ab September der Kirchenwirt Bachleitner ist. Es geht nicht, jemanden zu kopieren, ich muss dem Haus meine eigene Prägung geben." Als Fleischer, der die Konzessionsprüfung für Gastwirte erfolgreich absolviert hat, habe er natürlich eine besondere Ahnung von Lebensmitteln, die er bevorzugt von regionalen Lieferanten beziehen will. "Und dass man ein Gulasch kochen kann, das wird bei der Meisterprüfung auch von einem Fleischer verlangt."
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