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Endlich wieder Weihnachten daheim

24. Dezember 2018, 06:47 Uhr
Endlich wieder Weihnachten daheim
Georg, Anna Maria und Sonja (v.l.n.r) freuen sich auf das Weihnachtsfest. Bild: Alexander Schwarzl

LINZ. Georg, Anna Maria und Sonja wissen, wie es ist, wenn man sein Zuhause verliert und auf der Straße leben muss Hier erzählen sie, wie sie den Weg zurück geschafft haben und sich darauf freuen, Weihnachten in den eigenen vier Wänden zu feiern.

Nicht für jeden ist Weihnachten daheim eine Selbstverständlichkeit. 200 Menschen in Oberösterreich sind obdachlos, hunderte von Delogierung bedroht. Georg, Sonja und Anna Maria kennen das Gefühl, kein Daheim zu haben. Den OÖN erzählten sie vom langen Weg zurück und warum sie sich auf Weihnachten freuen.

"Ich zwar zweimal verheiratet und habe fünf Kinder", sprudelt es aus Anna Maria Ott heraus, kaum dass sie sich hingesetzt hat. Die kleine Steyrerin strahlt große Lebensfreude aus, und das, obwohl sie in ihrem bald 65-jährigen Leben schon einiges durchmachen musste. "Mein erster Mann war Alkoholiker, mein zweiter auch", erzählt sie. "Und der, mit dem ich dazwischen zusammen war, hat mich geschlagen." Schließlich habe sie das Jugendamt vor die Wahl gestellt: Mann oder Kinder. Sie überlegte nicht lang, schnappte sich die Kinder und ging.

Die Kinder als Halt

Seit sechs Monaten lebt sie, nach kurzem Aufenthalt in einer Übergangswohnung, endlich wieder in einer eigenen. Dort wird sie heuer das erste Mal Weihnachten feiern. "Meine Kinder werden mich besuchen", sagt sie und strahlt. "Nur ihretwegen habe ich das alles durchgestanden." Zwar hat sie mit ihren zwei Ältesten seit der Scheidung von deren Vater keinen Kontakt mehr. Aber mit den übrigen drei Kindern samt Enkel wird sie das Weihnachtsfest genießen. "Ich bin glücklich", sagt sie und lächelt.

Einen Kampf gegen sich selbst führte Georg Nachtmann. Der Sohn eines Gutsbesitzers wuchs in der Obersteiermark auf und lebt heute in Wels. Nach einer Buchhandelslehre folgte eine Karriere als DJ in den 70er Jahren, die ihm zwar ein aufregendes Leben bescherte, ihn aber auch in einen tiefen Strudel aus Alkohol- und Spielsucht zog. Der Schuldenberg wuchs, die gesundheitlichen Probleme auch.

Dankbar für Normalität

Zur Jahrtausendwende war dann Schluss: "Ich war an einem Tiefpunkt und wollte nicht so weitermachen", sagt Georg. Von einem Tag auf den anderen hörte er zu trinken auf. Er meldete Privatkonkurs an und nahm Hilfe von außen an. Eine gute Entscheidung, wie sich zeigen sollte: Nach einem Leben in der Notschlafstelle hatte er sich so weit erholt, dass er 2009 in eine eigene Wohnung ziehen konnte. Weihnachten ist für ihn der Inbegriff des Familienfestes, trotzdem feiert er bewusst allein. "Ich werde mir eine Kerze anzünden", sagt er. "Es geht mir jetzt gut und ich kann wieder ein normales Leben führen. Dafür bin ich dankbar."

Ein großes Stück normales Leben hat sich die Dritte im Bunde vor kurzem zurückerobert: Seit fünf Monaten bewohnt Sonja mit ihrem Lebensgefährten ihre eigenen vier Wände. Mit 19 wurde sie von zuhause hinausgeworfen, seither führte sie ein Leben auf der Straße.

Erst eine Krebserkrankung brachte sie wieder näher zu ihrer Familie. "Der Gedanke an meine Kinder hat mich am Leben erhalten", sagt die 39-Jährige. Sie erholte sich langsam und zog schließlich in eine Übergangswohnung. "Ich sagte zu mir: Das ist die vielleicht letzte Chance, die Kurve zu kriegen." Zunächst schien es auch wieder bergauf zu gehen. Bei der Hochzeit ihrer Schwester sah sie ihre Kinder zum ersten Mal seit langem wieder, bei einem Italienurlaub erwachte die Liebe zu ihrem heutigen Freund. Eines Tages kam dann ein Brief von Sonjas Mutter: Ihr 16-jähriger Sohn hatte Selbstmord begangen. Dem Brief lag ein Sterbebild bei, das Begräbnis hatte bereits stattgefunden. "Ich habe nie erfahren, was genau passiert ist", sagt Sonja.

Zu Weihnachten wünscht sie sich mehr Kontakt mit ihrem zweiten Sohn (21). "Wir schreiben uns ab und zu." Abgesehen von einem Restaurantbesuch wird es für sie ein eher ruhiges Fest. Im neuen Zuhause.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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zweitegeige (516 Kommentare)
am 25.12.2018 14:07

Die Lebensgeschichten machen nachdenklich und auch dankbar für das Leben, das man hat. Alles Gute und viel Glück allen dreien für den Neustart im Leben!

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heinzzauner (3 Kommentare)
am 24.12.2018 15:54

Es gibt doch noch so etwas wie Solidarität, die auch konkret im Leben von Menschen in schwierigen Lebenssituationen Perspektiven möglich macht. Schöne Weihnachtsgeschichte und danke an alle KollegInnen der OÖ Wohnungslosenhilfe lg Heinz Zauner

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