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Frau Percht geht um ...

Von Helmut Wittmann, 03. Dezember 2016, 00:04 Uhr

... in den Raunächten – mit ihren "unschuldigen" Kindern.

Zwischen der Thomasnacht am 21. Dezember und der Perchtnacht auf den 6. Jänner sind die Raunächte. Sie stehen für die vier Viertel des alten und die zwölf Monate des neuen Jahres. In ihnen zieht die Frau Percht übers Land und mit ihr die "unschuldigen" Kinder. Nach der christlichen Tradition sind das Kinder, die gleich nach der Geburt ohne Taufe verstorben sind.

Frau Percht ist eine Gestalt, die schon lange vor dem Christentum als Schutzgöttin der kleinen Kinder bekannt war. Sie zieht in den Raunächten von Haus zu Haus und schaut, ob das Alte abgeschlossen und alles fürs Neue bereitet ist. In der Percht-Nacht auf Heiligen-Drei-König ist es Brauch, vor dem Schlafengehen für die Percht Essen auf den Tisch zu stellen. Meist ist das eine Semmelsuppe. An der soll sie sich mit ihrem Gefolge sattessen. Ist Frau Percht nämlich gut gelaunt, dann ist auch im neuen Jahr ihr Segen am Haus. Wer möchte darauf verzichten?

Auf einem Hof richtete die Bäuerin also die gute Suppe. Vor dem Schlafengehen stellte sie sie auf den Tisch. Etliche Löffel dazu. Fertig! Der Bauer hielt nichts von dem Zauber. Aber neugierig war er doch. Als die Frau schlief, schlich er deshalb in die Stube und kroch in die Holzablage unterm Kachelofen hinein. Von dort aus konnte er im Mondschein gut sehen was in der Stube geschah. Lange tat sich nichts. Er war schon am Einschlafen. Da ging plötzlich die Tür auf. Eine anmutige Frau mit langen flachsblonden Haaren kam herein. Hinter ihr trippelten etliche kleine Kinder.

"Perchtmutter", lispelte eines der Kinder, "unter’m Ofen brennen zwei Liachtln!" – "Dann lösch sie aus!", sagte Frau Percht bestimmt. Drauf machte das Kind ein paar Schritte zum Ofen und blies in die Holzablage hinein. Im nächsten Moment war die Percht mitsamt ihren Kindern verschwunden. Der Bauer hatte gesehen, was er sehen wollte. Jetzt konnte er sich ins Bett legen. Aber da merkte er mit Schrecken, dass er nichts mehr sah. Er war blind geworden. Und nicht nur das: Ein Unglück folgte in diesem Jahr aufs andere. Die Hausleute waren verzweifelt.

Einmal kam eine alte Bettlerin auf den Hof. Von der sagten die Leute: "Die kann mehr als nur Brot essen. Die ist eine Hexe." Diese Bettlerin fragte der Bauer um Rat. "Kriech’ am Perchtabend wieder unter den Ofen", sagte sie, "die Frau Percht nimmt und die Frau Percht gibt."

Überzeugend war das nicht! Aber der Bauer wollte nichts unversucht lassen. So lauerte er in der Perchtnacht abermals in der Holzablage. Wirklich kam die wundersame Schar wieder ins Haus. "Perchtmutter", murmelte eines der Kinder, "heut’ brennen keine Liachtln unter’m Ofen!" "Dann zünd’ sie halt wieder an!", sagte die holde Frau freundlich. Drauf leuchtete das Kind mit einer Kerze in die Holzablage. Und im nächsten Moment konnte der Bauer wieder sehen. War das eine Freude! Als er glückselig unter dem Ofen hervorkam, waren Percht und Kinder längst verschwunden. Er aber sah nicht nur besser denn je, auch Glück und Segen stellten sich am Hof wieder ein.

Der Autor

Helmut Wittmann

Seit mehr als 23 Jahren ist Wittmann Märchenerzähler von Beruf. Auf seinen Antrag nahm die UNESCO das Märchenerzählen in Österreich in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes auf. Wittmann veröffentlichte unter anderem bei Tyrolia „Sagen aus Oberösterreich“ und bei Ibera „Das große Buch der österreichischen Volksmärchen“. Mehr unter maerchenerzaehler.at.

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