"Der Dobermann braucht Autorität und viel Liebe"
Inge Eberstaller ist Präsidentin des Österreichischen Dobermannklubs und Wertungsrichterin bei Hundebewerben.
Fragt man die Kirchschlagerin Inge Eberstaller danach, was ihr Leben am meisten geprägt hat, so muss sie nicht lange überlegen. "Meine Familie und meine Hunde", antwortet die 71-Jährige mit seligem Lächeln. Von allen Hunderassen habe es ihr der Dobermann besonders angetan. "Er ist nicht nur ein perfekter Wachhund, sondern auch ein guter Familienhund, der gern lernt und noch dazu sportlich ist", schwärmt die Präsidentin des österreichischen Dobermannklubs und Wertungsrichterin für diverse internationale Hundebewerbe. Die OÖNachrichten haben mit der Dobermann-Expertin unter anderem über Ängste und Vorurteile gesprochen, die dieser Rasse oft entgegengebracht werden.
OÖNachrichten: Frau Eberstaller, warum fürchten sich so viele Menschen vor dem Dobermann? Ist diese Rasse so gefährlich wie ihr Ruf vermuten lässt?
Inge Eberstaller: Die Leute fürchten sich vor allem deshalb, weil dieser Hund schwarz ist. Mit seiner Größe hat es nicht so viel zu tun. Das beweist die Tatsache, dass sich kaum jemand vor einem Ridgeback fürchtet, der in Größe und Statur ähnlich ist, aber eben braun.
Ist der Dobermann also kein aggressiver Hund?
Natürlich wurde er als Schutzhund gezüchtet, das heißt aber nicht, dass er von Haus aus aggressiv ist. Wie sich das Tier verhält, hängt vor allem von seiner Erziehung ab.
Früher hieß es, der Dobermann sei ein Zuhälter-Hund. Ist das noch immer so?
Ja, früher hatten zum einen Zuhälter Dobermänner, zum anderen aber auch viele wohlhabende Menschen, die ihr Anwesen schützen wollten. Letzteres ist auch heute noch so. Als ich noch gezüchtet habe, gab ich meine Hunde nur an seriöse Menschen weiter. Jetzt haben die Zuhälter Staffordshire-Terrier – Gott sei Dank, das tut dem Image des Dobermanns gut.
Wie erzieht man einen Dobermann?
Liebevoll, aber extrem konsequent. Diese Rasse ist nichts für schwache Persönlichkeiten, man braucht schon Durchsetzungsvermögen für diesen willensstarken Hund.
Warum haben Sie trotz Ihrer Begeisterung für Dobermänner zusätzlich zu Ihrer Hündin "Comtessa" auch noch einen Zwergpinscher und einen Spaniel?
Meine Pincher-Dame Tiffany wollte ich haben, weil mich dieser kleine, quirlige Hund fasziniert. Diese Rasse ist klug, schnell und willensstark wie der Dobermann – das gefällt mir. Und den Spaniel habe ich von einer alten Dame geerbt, der ich zu Lebzeiten versprochen hatte, dass ich ihn übernehmen würde, wenn sie diese Erde vor ihm verlassen sollte.
Einige der Dobermänner, die sie hatten, wirkten in Hollywood-Filmen mit. Wie kam das?
Als Züchter hatten ich und mein Mann Siegfried international einen guten Namen, und so kamen Hollywood-Regisseure auf uns zu, um unsere Hunde in Filmen einzusetzen. Eine Dobermann-Hündin hat in einem Clint-Eastwood-Film mitgewirkt, einige andere in einem Film mit Jackie Chan. Auch Robbie Williams hat eine unserer Hündinnen für ein Musikvideo engagiert. Das waren tolle Erlebnisse.
Schicken Sie uns Ihr schönstes Foto mit Ihrem Hund oder schreiben Sie uns, wenn Sie eine besondere Geschichte mit Ihrem Hund verbindet: u.griessl@nachrichten.at
Tipp
Intelligenzspiele machen Hunden viel Spaß. Probieren Sie es aus!
Köpfchentest für Anfänger: Legen Sie im Beisein Ihres Hundes Leckerbissen in eine von drei verschieden gefärbten Schachteln. Geben Sie auf alle Schachteln Deckel und warten Sie etwa drei Minuten. Nun fordern Sie den Hund auf zu suchen.
Köpfchentest für Fortgeschrittene: Legen Sie wie beim ersten Test einen Leckerbissen in eine von drei Schachteln. Aber gehen Sie diesmal für etwa fünf Minuten mit Ihrem Hund aus dem Zimmer. Erst dann darf er suchen.
Köpfchentest für Profis: Nach dem Sie das Leckerli versteckt haben, vertauschen Sie die Schachteln vor den Augen des Hundes. Gehen Sie mit ihm fünf Minuten aus dem Raum und lassen Sie den Hund dann suchen.
Nicht aufgeben, wenn Ihr Schützling die Übungen nicht aufs erste Mal schafft. Auch Hunde lernen durch Wiederholungen.
Der Dobermann
Die typischen Charaktereigenschaften dieses muskulösen, schlanken und stattlichen Hundes sind seine Furchtlosigkeit, seine rasche Auffassungsgabe und seine Wachsamkeit. Der Dobermann geht für seinen Besitzer durchs Feuer. Er hat ein äußerst sensibles Wesen und braucht daher viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Unabdingbar ist bei dieser Rasse aber auch eine konsequente Erziehung.
Der Dobermann gehört zur Gruppe der Dienst- und Gebrauchshunde. Er muss unbedingt körperlich und geistig gefördert werden, um ausgeglichen zu bleiben.
Diese Rasse ist ausschließlich für Hundekenner geeignet, die Erfahrung mit willensstarken Hunden haben. Der Dobermann-Besitzer muss sportlich und mit einer natürlichen Autorität ausgestattet sein.
Und wann kommt endlich die längst überfällige Erziehung für das obere Ende der Leine?
Permanentes Nachtesten incl.
Dobermänner sind schön. Es gibt keinen aggessiven Hund, sondern nur unfähige Hundehalter.
Dobermann = ein toller Hund.