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Lecomte – und die Frage, ob Geschichte darstellbar ist

Von Hannah Winkelbauer, 23. November 2019, 00:04 Uhr
Lecomte – und die Frage, ob Geschichte darstellbar ist
Tatiana Lecomte in ihrer Ausstellung "Anschluss", die zuletzt im Linzer Kunstmuseum Lentos zu sehen war. Bild: Maschek Susi

Interdisziplinäre Kunstformen: Die gebürtige Französin wird mit dem diesjährigen Landeskulturpreis ausgezeichnet.

Tatiana Lecomte, 1971 in Bordeaux geborene, in Wien lebende Künstlerin, beschäftigt sich in ihren Werken seit vielen Jahren mit kollektiver Erinnerung. Unter anderem setzt sie sich mit den Überlieferungen aus der Zeit des nationalsozialistischen Regimes auseinander. In ihren Werken geht es ihr um Darstellung und Darstellbarkeit von Geschichte.

Unter ihren zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen der vergangenen Jahre war auch eine Präsentation in Linz. Im Lentos Kunstmuseum war bis 6. Jänner dieses Jahres ihr Film "Ein mörderischer Lärm" zu sehen, in dem ein Zeitzeuge über seine Zwangsarbeit im Konzentrationslager Gusen berichtet. Der Film war Teil der Schau "Anschluss", die sich mit der medialen Darstellung geschichtlicher Ereignisse rund um das Jahr 1938 beschäftigte. Lecomte forschte dafür auch in Linzer Fotoarchiven.

Überliefertes hinterfragen

Die Präsentation im Lentos, bei der die Legenden zu den Fotografien in einem anderen Raum zu sehen waren als die Bilder selbst, ist bezeichnend für Lecomtes künstlerischen Ansatz. Sie möchte das Archivmaterial neu wahrnehmbar machen, ohne bestehende Zuschreibungen oder Erklärungen. Ihr Ziel ist es, überlieferte Erzählungen und Festschreibungen zu hinterfragen.

Auch feministische Geschichte gehört zu Lecomtes künstlerischen Forschungsgebieten. So hat sie für eine Ausstellung im Kunstraum Niederösterreich in der Wiener Herrengasse eine Installation zur politischen Teilhabe von Frauen von Beginn der Revolution 1848 bis zur Erlangung des Wahlrechts 1918 entwickelt. Lecomte holte stellvertretend 18 Frauen vor den Vorhang. Von Anna Altmann über Karoline von Perin bis zu Eugenie Schwarzwald wehten jede Woche zwei andere Namen auf einer Fahne an der Fassade des Palais Niederösterreich.

Auch Publikationen gehören zum Werk der Wahl-Wienerin. "Meine erste Löwin" lautet der Titel eines Buches, in dem Lecomte sich fotografisches Material "ausborgt" und neu montiert. Bilder von Safaris in Afrika, die das Erlegen der Tiere zu Heldentaten stilisieren, romantisch-verklärende Fotos zur Haustierzucht oder medizinische Abbildungen, Illustrationen aus Kochbüchern und Unterwäschewerbung setzt die Künstlerin frei assoziierend zusammen.

Im Frühjahr hat das Österreichische Kulturforum New York Lecomte und ihrer Kollegin Yvonne Oswald eine Präsentation gewidmet, wo Lecomtes Fotos von ausgestopften Vögeln aus dem Naturhistorischen Museum zu sehen waren.

Neben der internationalen Ausstellungstätigkeit, ihren Publikationen und Projekten im öffentlichen Raum kann Lecomte auch auf zahlreiche Auszeichnungen verweisen. So wurde sie in diesem Jahr nicht nur mit dem oberösterreichischen Landeskulturpreis, sondern auch mit dem Österreichischen Kunstpreis für künstlerische Fotografie ausgezeichnet. Die Verleihung des mit 15.000 Euro dotierten Preises findet am Montag, 25. November, im Bundeskanzleramt statt.

Serie: Die OÖNachrichten stellen die Landeskulturpreisträger in fünf Kategorien ausführlich vor.

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Autorin
Hannah Winkelbauer
Redakteurin Kultur
Hannah Winkelbauer
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