Firmen versuchen irritiert, den „Zeiträuber“ Facebook zu fassen
LINZ. Mehr als eine Million Österreicher ist bereits im Online-Netzwerk Facebook aktiv. Zum Leidwesen der Unternehmen auch immer mehr in der bezahlten Arbeitszeit.
Hinter den Kulissen wird heftig diskutiert, wie man mit dem neuen „Zeiträuber“ Facebook und den sozialen Netzwerken in Unternehmen umgehen soll. Offiziell sagen will kaum jemand etwas dazu, weil das Thema zu heiß ist und noch keine klaren Umgangsformen mit dem teils ausufernden Internet-Surfen in der Arbeitszeit gefunden wurden.
Ein IT-Leiter eines oberösterreichischen Maschinenbauers wertet das als „klaren Missbrauch der Arbeitszeit“, weshalb auch nicht jeder Mitarbeiter einen Internetzugang benötige. In seinem Unternehmen ist zum Beispiel die Facebook-Seite gesperrt. Andere Firmen öffnen gewisse Seiten nur stundenweise, beispielsweise außerhalb der Kernarbeitszeit.
Der auf Risikoanalyse spezialisierte Linzer Unternehmensberater Manfred Stallinger (Calpana) hält wenig von generellen Sperren solcher Internet-Seiten auf dem Firmen-PC und fordert eine Bewusstseinsbildung bei den Mitarbeitern. Speziell im Umgang mit Facebook rät er den Unternehmen aber zu großer Vorsicht, da interne Informationen allzu leicht nach außen dringen.
Wenn etwa ein Mitarbeiter, egal ob in oder außerhalb seiner Arbeitszeit, auf seiner Facebook-Seite die Statusmeldung „bin in Shanghai“ abgibt, dann lässt sich für einen seiner 240 „Freunde“, der zufällig bei der Konkurrenz arbeitet, leicht der Schluss ziehen, dass er auf Dienstreise in Asien ist und sich beim Kunden X um einen Auftrag bemüht. Schnell ist ein Konkurrenzangebot gelegt und der Auftrag weg.
Alles ist nachvollziehbar
Ein Unternehmen kann (technisch, nicht rechtlich) die Internetnutzung seiner Mitarbeiter genau überwachen. Wer wann wie lange auf welcher Internet-Seite verweilt, ist oft wochenlang oder bei regelmäßiger Server-Sicherung sogar auf Jahre nachvollziehbar. Dazu sagt der unabhängige Unternehmensberater und IT-Verantwortliche von AutoGünther, Maximilian Leitner: „Wir haben eine Betriebsvereinbarung für die Internet-Nutzung abgeschlossen, wo wir auch bestimmte Daten kontrollieren dürfen. Private Internet-Nutzung ist nur in den Pausen gestattet.“ Alles zu überwachen sei aber der falsche Ansatz, vielmehr müsse man auf die Mündigkeit der Mitarbeiter setzen.
Er bringt freilich einen anderen Aspekt in die Diskussion: Facebook & Co sollten von den Unternehmen nicht nur als Bedrohung und Zeiträuber gesehen werden, sondern auch als Marketing-Instrument. Schließlich bewegen sich viele Mitarbeiter ohnehin im Web 2.0, und etliche Firmen nützen einen eigenen Facebook-Account, um ihre Bekanntheit zu steigern. Da könnten Synergien entstehen.
Bei der Caritas Oberösterreich sieht man das Thema entspannt. „Wir vertrauen den Mitarbeitern, dass sie Dienst und Privates trennen können“, sagt Heike Albert, Leiterin der Informationstechnologie. Beschäftigte dürfen Facebook nur während ihrer Pausen nutzen. „Wichtig ist doch, dass die Arbeit erledigt wird.“ Freilich gebe es Kontroll-Stichproben.
derartige Richtlinien in Unternehmen, sei es als Ergänzung zum Dienstvertrag oder als Betriebsvereinbarung oder gar nur als "Weisung" sind bereits bei großen Unternehmen gängige Praxis. An sich ist es nicht notwendig, den Mitarbeitern den Zugang zu Social Media zu gewähren. Der Umgang mit dem Medium Internet und die Bekanntgabe von unternehmensbezogenen Daten in facebook, twitter & Co sollte den Mitarbeitern jedoch klar und verständlich als zumindest risikoreich dargelegt werden und mE sollten sich die Unternehmen überlegen, wie und in welcher Form sie die Nutzung gestatten oder unterbinden wollen.
RA Dr. Thomas Schweiger, LL.M. (Duke)
oben schon richtig sagt: hier ist bewusstseinsbildung gefragt. ich glaube den meisten ist einfach (noch) nicht bewusst, was sie alles mit einer "simplen" statusmeldung bewirken können - negativ wie positiv, privat wie beruflich. es ist wie bei der aktuellen navi-diskussion. man kann nicht das geröt in frage stellen nur weil ein nicht mitdenkender mensch in einem tunnel oder auf einer autobahn umdreht.
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krasses beispiel, aber wenn jemand einen mit einem hammer erschlägt oder einem messer ersticht ist auch nicht das werkzeug schuld sondern nur mittel zum zweck. man lässt die menschen wählen und einen führerschein machen also sollte man auch hier etwas mitdenken voraus setzen dürfen!