Kriechmayr und die Suche nach der Handbremse
GRÖDEN. Ski-Ass (17.) riskierte in Gröden zu wenig, Bennett gewann
In einem Rennen der knappen Abstände sind 71 Hundertstelsekunden Rückstand viel: Entsprechend schonungslos ging Vincent Kriechmayr nach dem enttäuschenden 17. Platz bei der gestrigen ersten Abfahrt in Gröden mit sich ins Gericht. "Ich bin die Ciaslat (Streckenabschnitt; Anm.) leider nur mit 95 Prozent gefahren", sagte der Gramastettner nach seinem ersten zu Ende gefahrenen Saisonrennen, das plangemäß auf verkürzter Strecke stattgefunden hatte. "Ich hätte mehr Risiko eingehen müssen", versprach der 32-Jährige, beim heutigen Super-G (11.40 Uhr live in ORF 1) mit der Wut im Bauch zu attackieren.
Mit gelöster Handbremse war gestern indes Bryce Bennett unterwegs. Der mit Startnummer 34 ins Rennen gegangene US-Amerikaner nutzte die spät herauskommende Sonne perfekt aus und fing Aleksander Aamodt Kilde (Nor/+0,02) und Marco Odermatt (Sui/+0,05) noch ab. Für Bennett war es sein zweiter Weltcupsieg, seinen ersten hatte er 2021 ebenfalls in Gröden gefeiert. "Ich fühle mich hier wohl, der Ort bringt mich mental in eine gute Stimmung", sagte Bennett.
Die Gunst der höheren Nummern wurde auch Stefan Babinsky zuteil, der mit 36 Hundertstelsekunden Rückstand als Sechster ein ÖSV-Debakel verhinderte. "Es ist heute nicht ganz so gut gelaufen für uns, für mich ist es ein super Tag", sagte der Steirer nach seinem bisher besten Weltcupergebnis in der Abfahrt. Der 27-Jährige hatte insgeheim schon damit spekuliert, dass die Verhältnisse eine Überraschung zulassen: "Es ist kein Geheimnis, dass du, wenn du Startnummer 30 aufwärts hast, in der Sonne herunterfährst."
Schwarz ging leer aus
Hinter Babinsky und Kriechmayr war Daniel Hemetsberger drittbester Österreicher. Der 28. Platz für den 32-Jährigen vom SV Unterach wirkte ernüchternd. "Ich bin nicht verwundert", relativierte Hemetsberger. "Der Schnee hat ausgetrocknet, das kommt mir nicht so entgegen. Ich habe damit gerechnet, dass es viel feuchter ist." Mit seiner Fahrt an und für sich war der Oberösterreicher zufrieden, lediglich der Grundspeed habe ihm gefehlt.
Lehrgeld bezahlte Marco Schwarz (+1,12), der als 40. ohne Weltcuppunkte blieb: "Ich bin das zweite Mal heruntergefahren, für die Ciaslat braucht man einfach die Erfahrung, wie man hinkommt, wo man hinspringt." Gesamtweltcup-Konkurrent Odermatt zog mit seinen gestrigen 60 Punkten mit dem Kärntner Spitzenreiter gleich.