STEYR, AMSTETTEN. Für Vorwärts ist der Klassenerhalt kaum mehr eine Frage. Amstetten hofft noch auf Lizenzverlust von Mitbewerbern.
Jetzt nach der Festigung des oberen Mittelfeldplatzes kratzt Vorwärts-Präsidenten Markus Knasmüller nichts mehr, was den Verbleib der Rot-Weißen in der Regionalliga Mitte betrifft. Zuvor hatte ihn beim Schlüsselspiel am Freitagabend in Allerheiligen der Liveticker auf seinem Handy "nahe an den Herzinfarkt" gebracht, erzählt der Vereinschef. Nach drei Treffern von Ziric (42.), Goldnagl (52.) und Collazo (59.) lagen die Steyrer kurz vor Schluss 3:1 in Führung, der Sack war also fast schon zugeschnürt. Aber in der 89. Minute schafften die Mürztaler vom Elferpunkt den Anschlusstreffer und nur eine Minute später gar auch noch den Ausgleich. Wieder nur ein mageres Pünktchen, und die Elf von Markus Eitl schippert mangels entscheidenden Ruderschlags nicht in den sicheren Hafen der Drittliga? Nein, der Trainer bewies ein gutes Händchen: Der von der Ersatzbank gekommene Paul Staudinger erzielte in der wohl letzten Aktion des Spieles den Goldtreffer zum 4:3-Auswärtssieg. Drei Punkte, die versichern, dass das Abstiegsgespenst diese Saison im Vorwärts-Stadion endgültig ins Abseits gestellt ist. Knasmüller kann sich freuen: Die Konsolidierung nach dem Abstieg aus der Zweiten Bundesliga ist auf allen Linien gelungen. "Manche Spiele haben wir in den Schlussminuten verloren, die Mannschaft hat noch reifen müssen", sagt er. Nach dem nach menschlichem Ermessen gewissen Klassenerhalt könne man wieder Gedanken an einen Aufstieg in die Bundesliga fassen, allerdings als Projekt der Mittelfrist: "Ich will auch jetzt noch nichts verschreien", sagt Knasmüller, "ohnehin aber gilt das, was wir schon im Herbst gesagt haben, dass wir einem Aufstieg absagen würden, weil das zu früh käme."
Der SKU Amstetten ist in der Gegenrichtung unterwegs, ist im Lift in den Keller gefahren. Trainer Patrick Enengl klatschte mit Niels Hahn nach dessen Ausgleichstreffer zum 1:1 gegen den FAC anfeuernd ab, die reine Freude am Fußball: Der Tabellenstand ist für den schon feststehenden Absteiger längst wurst, vielleicht bezwang er deshalb die Floridsdorfer 3:2. Vereinsvorstand Bernhard Reikersdorfer hat noch eine Resthoffnung, dass das Schiedsgericht die Berufungen der Bundesligisten Dornbirn und Leoben sowie des Meisters der Regionalliga-West Austria Salzburg abweist und deren Lizenzentzüge der Bundesliga bestätigt. "Wir können jetzt nur abwarten", sagt Reikersdorfer. "Plan A" des Vereines ist, sich auf einen Spielbetrieb in der Regionalliga Ost, in der der Lokalrivale einstiger gemeinsamer Tage in der NÖ. Landesliga, SCU Ardagger, tief im Abstiegskampf steht, einzustellen. Das Grundgerüst einer Mannschaft dafür besteht bereits, "kriegen wir jetzt doch noch eine Chance in der Zweiten Bundesliga, packen wir sie beim Schopf", sagt Reikersdorfer.
Die Urteile über Sein und Nichtsein in der Bundesliga sind bisweilen schicksalshaft wie eine Schiffsreise auf hoher See, meinen etliche Kritiker. Der SV Stripfing, formell eine Elf aus einer 350 Einwohner zählenden Katastrale der Landgemeinde Weikendorf im Bezirk Gänserndorf, bekam im März bereits die Lizenz für die Zweite Bundesliga verlängert. Der Verein nahe der Staatsgrenze zur Slowakei hat dafür seinen Sitz nach Deutsch-Wagram verlegt, von wo es exakt 19,7 Kilometer Luftlinie zur Generali-Arena der Wiener Austria in Favoriten sind, wo in Hinkunft auch der SV Stripfing im Stadion einläuft. Laut Reglement muss sich die Spielstätte einer Bundesligamannschaft im Umkreis von 20 Kilometern zum Vereinssitz befinden.