Bürgermeister starb nach Sturz, Hollensteins SP muss erst einen Nachfolger finden

Zum Trauerfall kommt eine besondere Tragik dazu. Erst vor einer Woche wurde in St. Pölten der neue Landtag angelobt, und Franz Gratzer (SP) hatte endlich wieder für Dinge Zeit, die ihm wichtig waren und auf die er jahrelang verzichten musste. Nur als Bürgermeister wollte der 61-Jährige weiter dienen.

Der Lebensabend nach Feierabend in der Landespolitik währte nur kurz. Vor wenigen Tagen kehrte Gratzer erst aus Ägypten zurück, der fitte Bürgermeister schnorchelte bei einem Tauchurlaub im Roten Meer. Als der Familienvater von der Maifeier in Hollenstein nach Hause ging, wurde er möglicherweise Opfer eines Schlaganfalls. Neben dem Feuerwehrkommandanten, der ihn begleitete, stürzte Gratzer zu Boden und prallte mit dem Kopf auf. Der Bürgermeister wurde ins Krankenhaus gebracht. „Wir wussten bald, dass sein Zustand ernst ist“, sagt Amtsleiter Wolfgang Kefer. Die traurige Nachricht verbreitete sich in Windeseile. Am 3. Mai starb Franz Gratzer. Die Gemeinde und die Familie nehmen am Freitag Abschied von dem Toten. Treffpunkt ist um 13 Uhr vor dem Gemeindeamt, dann begibt sich der Trauerzug in die Kirche zum Requiem.

Vorerst führt Vizebürgermeister Walter Holzknecht (SP) die Amtsgeschäfte weiter. Wer in Gratzers Fußstapfen treten soll, mit dieser Frage wollen sich die Sozialdemokraten nach dem Begräbnis in einer Vorstandssitzung am Wochenende befassen. Laut NÖ. Gemeindeordnung muss binnen 14 Tagen ein neues Gemeindeoberhaupt angelobt werden. Anders als in Oberösterreich wird der Bürgermeister nicht direkt gewählt, sondern in einer Abstimmung im Gemeinderat.

Zum Begräbnis werden führende Kräfte der Landespolitik erwartet. Welche Personen es genau sind, stand gestern noch nicht fest. Alle Parteien, die im Landtag vertreten sind, würdigten das Wirken von Gratzer.

Gratzer hatte sich schon in jungen Jahren für die Politik und das Gemeinwesen interessiert. Seine Laufbahn in der SP begann bereits in der Sozialistischen Jugend. Der gelernte Techniker war einer der erfahrensten Kommunalpolitiker unter der Enns, heuer wäre es sein 35. Jahr im Gemeinderat gewesen. 1996 wurde Gratzer Bürgermeister in Hollenstein. Von 2003 bis 2013 vertrat er den Bezirk Amstetten im niederösterreichischen Landtag, wo er als Tourismussprecher der SP fungierte. Um Gratzer trauern seine Frau und drei Kinder.