Galerie auf geschichtsträchtigem Boden
TRAUNKIRCHEN. 25 Jahre lang arbeiteten Barbara Loidl und ihr Mann Alfred Woisetschläger als Grafiker in der Werbebranche. Bis sie merkten, dass ihr künstlerischer Anspruch und die ökonomischen Zwänge ihrer Auftraggeber nicht mehr zusammenpassten.
„Das, was wir eigentlich machen wollten, war vielen zu teuer“, sagt Woisetschläger. „Was die Auftraggeber wollten, befriedigte uns aber nicht mehr.“
Das Traunkirchner Paar beschloss umzusatteln. Und dabei kam ihm sein Atelier im Ortskern von Traunkirchen entgegen. Es handelt sich um den direkt am Traunseeufer gelegenen Stadel des ehemaligen Jesuitenklosters. Dieser war noch vor wenigen Jahren vollkommen verfallen und sollte eigentlich abgerissen werden. Woisetschläger und Loidl erwarben das Gebäude und renovierten es in mühevoller Arbeit. Unter dem Steinboden fanden sie Relikte aus der Hallstattzeit und Knochen aus der Zeit der Jesuiten, als Menschen hier verscharrt wurden, denen nach dem Tod der Zugang zum Friedhof verwehrt worden war. Außerdem stellten sie fest: Der idyllisch gelegene Ort eignet sich perfekt für eine Kunstgalerie.
Skandalbild gab den Anstoß
Doch es brauchte ein Aha-Erlebnis, bevor das Traunkirchner Paar den Sprung ins Galeristen-Dasein wagte. Das passierte 2010. Damals schmückten die beiden ihr Atelier mit einem Akt der Vorarlberger Künstlerin Sigrid Hutter – einer Schülerin der Malerin Xenia Hausner. Ihr Bild zeigte eine nackte Frau, deren Vagina kleine Männchen mit Bischofsmützen entgegenströmen. Das Bild löste heftige Diskussionen in Traunkirchen aus. „Die meisten Reaktionen waren positiv“, sagt Loidl. „Uns hat aber vor allem berührt, wie sehr bildende Kunst Menschen bewegen kann. Da beschlossen wir, eine Galerie zu eröffnen.“
Inzwischen hat die Galerie Erlas – so der Name der Kunststätte – ihre Rolle gefunden. Loidl und Woisetschläger haben sich auf junge Künstler spezialisiert. „Allerdings keine Hobbykünstler“, so Woisetschläger. „Wir präsentieren nur Leute, die von ihrer Kunst leben.“ Im alten Klosterstadl sind also nicht die Werke renommierter Stars zu sehen wie in der Galerie 422 am Nordufer des Traunsees, sondern junge Kunst, die ihre Zukunft noch vor sich hat – falls sie sich denn durchsetzt. Genau das macht die Sache für Kunstsammler spannend und im Idealfall auch lukrativ.
Loidl und Woisetschläger sind überzeugt davon, dass es möglich ist, in einer 1650-Einwohner-Gemeinde wie Traunkirchen erfolgreich eine Galerie betreiben zu können. „In den Großstädten gibt es ein Überangebot an Kunst, und die Menschen haben dort wenig Zeit. Wer zu uns ins Salzkammergut kommt, hat hier Muße und lässt sich auf seriöse kulturelle Angebote ein.“
Vier große Ausstellungen bietet die Galerie Erlas pro Jahr an. Drei davon im Sommerhalbjahr. „Es dauert Jahre, bis sich eine Galerie einen festen Platz erobert hat“, sagt Woisetschläger. „Aber wir trauen uns das zu.“