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Beim Mayr z'Wolfing - da wo der Knoblauch wächst

Von Valentina Dirmaier, 26. April 2015, 12:06 Uhr
Beim Mayr z’Wolfing – da wo der Knoblauch wächst
Wolfgang Mayr - Knoblauchbauer. Bild: Valentina Dirmaier

TARSDORF. 50 verschiedene Gattungen der Lauchpflanze werden auf einem 700 Quadratmeter Feld in Tarsdorf angebaut.

Knoblauchbauer. Hierzulande eine eher außergewöhnliche Berufsbezeichnung. Für Wolfgang Mayr hat die Arbeit aber mehr mit Leidenschaft zu tun. Wie er zum Hobby kam? Die Geschichte nahm just auf seinem Hof ihren Lauf, als eine Besucherin fragte, warum es so schwierig sei, heimischen Knoblauch zu bekommen. Und schon war Mayrs Neugierde geweckt.

Von einem Trip nach Amerika, der zweiten Heimat des Landwirts, nahm er einige Knoblauchknollen mit nach Hause. Das Experiment startete 2008, war aber anfangs nur spärlich von Erfolg gekrönt. "Es war schwierig, weil wir nicht wussten, wann die Ernte beginnt und wie wir das Unkraut bekämpfen sollten", erzählt der Naturmensch, der zwar "Bio" lebt, aber halt ohne Gütesiegel. Dafür wäre ein Stallbau notwendig, den sich die Familie nicht leisten kann oder will. Egal. Die erste Ernte ging jedenfalls in die Hose, denn der Zeitpunkt war zu spät gewählt, ein Teil der Knollen war bereits verfault. Jene, die für den Verzehr in Frage kamen, wurden für die hauseigene Wurstherstellung verwendet.

Ursprung in Georgien

Aufgeben kam nicht in Frage. "Ich bin dann auf zwei Bücher aus dem Englischen gestoßen, im Deutschen gibt’s ja nichts über Knoblauch", sagt Mayr. In Mitteleuropa hat die Pflanze der Amaryllisgewächse zwar Tradition – aber nur im Verzehr, nicht im Anbau. Hierbei seien die Amerikaner und Chinesen weitaus bewandter.

Seinen Ursprung hat das Lauchgewächs in den Gebirgsregionen von Georgien. Daher können Frost und Kälte dem Gewächs nichts anhaben. Im Gegenteil: "A kalter Winter macht an guatn Knoblauch, a milder Winter macht an milden", pflegt Bauer Mayr zu sagen. Die klimatischen Bedingungen seien bei uns ideal, ein Anbau sei sogar in Sibirien möglich. Dennoch sind Knoblauchbauern in Österreich eine Rarität. Vielleicht liege es am hohen Aufwand, vermutet der Landwirt. Er weiß aus Erfahrung, dass es drei bis vier Jahre dauert, bis sich importierte Knollen akklimatisiert haben und äußeren Einflüssen standhalten können. "Die Arbeit darf dir nicht zu blöd sein."

Für sein Wissen ist er auch in Insiderkreisen bereits bekannt, sogar Gärtner holen sich beim Oberinnviertler Infos. Für die Zucht verwendet der Tarsdorfer die größten und gesündesten Knoblauchzehen. Knollen aus Österreich bevorzugt Mayr weniger, denn "Dukat" sei anfällig für Fäulnis, lediglich der "Weingartenknoblauch" findet sich unter seinen mehr als 50 Sorten. Material für den Anbau bezieht der leidenschaftliche Landwirt auch von "Arche Noah", der Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt.

Angebaut werden die tropfenförmigen Zehen auf einem etwa 700 Quadratmeter großen Feld im Herbst – wenn der Mondkalender die passenden Aussaattage verrät.

Die Ernte von Hand, zu der auch Bekannte und Freunde eingespannt werden, beginnt im Frühsommer. Der Knoblauch wird aus der Erde gezogen, gebündelt und getrocknet. Tüftler Mayr hat sich dafür im Dachgiebel ein Lager errichtet. Bevor der Knoblauch verkauft wird, müssen noch die Wurzeln gekürzt, das abgetrocknete Grünzeug abgeschnitten und die Knolle geputzt werden. Die sogenannten Hardnecks, jene mit einem harten Stil, müssen sogar während der Wachstumsphase gestutzt werden, damit der Knolle unter der Erde mehr Wasser und Nährstoffe bleiben. Und nicht zu vergessen, ist die Unkrautbeseitigung, die ebenfalls händisch erfolgt. Ob das Geschäft trotz des hohen Aufwands rentabel sei? Wolfgang Mayr und Ehefrau Beth könnten von der Knoblauchernte alleine nicht leben. Die Haupteinkünfte bringen nach wie vor die Kaninchen und Schweine, die Mayr ebenfalls züchtet und sonntags im eigenen Betrieb schlachtet. Montags werden die Tiere ausgenommen, mittwochs wird ab Hof verkauft, donnerstags tuckert das Paar nach Salzburg zur Schranne.

Dort bieten Beth und Wolfgang neben Fleisch auch Kartoffeln, im Sommer eine Variation ihrer Tomatenernte an, die 65 Sorten umfasst. Haben die Nachtschatten-Gewächse Druckstellen oder Löcher, werden sie von der Hausfrau im Spezial–Dörrapparat zu getrockneten Snacks verarbeitet.

"Mit dem Verkauf schließt sich der Kreislauf. Das ist schön, das taugt mir", erzählt der Tarsdorfer, der neben Schwimmen und Rad- fahren die Arbeit zu seinen Hobbys zählt. Mit 70 Schweinen, 60 Hasen, 20 Hühnern, einigen Puten, einem Hund und einer Geiß und einer umfangreichen Tomaten- und Knoblauchzucht dürfte dem Naturmensch nicht langweilig werden.

Wolfgang Mayr
Wolfgang Mayr Bild: (Valentina Dirmaier)

Durch und Durch ein Naturmensch - Wolfgang Mayr im Portrait

Bereits als Kind wusste Wolfgang Mayr, was er einmal werden will: Bauer. Doch nach der Lehre als Metzger sowie der Gesellenprüfung war der landwirtschaftliche Betrieb noch in den Händen seiner Eltern – deren Pension zu diesem Zeitpunkt in weiter Ferne. Also wanderte der Naturverliebte mit 21 Jahre nach Amerika aus. Und wurde Landschaftsgärtner. „Ich wollte nicht den ganzen Tag im Schlachthaus verbringen“, sagt der Tarsdorfer.

In Übersee lernte er bei einem Indianerkreis, wo das Wissen und die Philosophie der Völker vermittelt wurde, Beth kennen und lieben. 13 Jahre später übersiedelte das Paar nach Österreich, Mayr übernahm den Hof seiner Eltern und führte auch die Direktvermarktung, die seine Mutter aufgebaut hatte, fort. Die gewöhnliche Arbeit war dem Tüftler aber nicht genug. Er befasste sich mit dem Anbau und der Zucht von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten sowie Tieren.

Als Mitglied beim Kleintierzuchtverein kümmert er sich auch darum, dass das Genmaterial von Vogelrassen, die vom Aussterben bedroht sind, weitergegeben wird. Besonderes Augenmerk legt der Braunauer auf die Blaue Pute: „Wir leben nach der Philosophie der Permakultur“ (Anm: zielt darauf ab, dauerhaft funktionierende, nachhaltige und naturnahe Lebenskreisläufe zu schaffen), erklärt Wolfgang Mayr. Diese Denkweise wurde auch Tochter Maya während ihrer Lehrzeit auf dem elterlichen Hof mitgegeben. Die 19-Jährige hat es nach dem Ausbildungsabschluss – wie ihren Vater vor zig Jahren – auch in die Vereinigten Staaten gezogen, wo sie einige Monate auf einem Biobauernhof in Seattle weilte.

Sein Wissen will Mayr nicht nur in der Familie weitergeben, sondern auch mit Auswärtigen teilen. Daher haben die Mayers letztes Jahr einen Knoblauchfachtag veranstaltet, damit das Saatgut auch unter die Leute kommt. Dieser findet heuer am Samstag, 15. August, ab 10 Uhr statt.

Wolfgang Mayr wäre nicht Wolfgang Mayr, hätte er nicht bereits ein neues Eisen im Feuer. Aber: „Ich will noch nichts verraten, es gibt noch einige Kulturpflanzen mit denen ich mich auseinandersetze.“

 

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1  Kommentar
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susisorgenvoll (16.732 Kommentare)
am 26.04.2015 15:47

chinesischen Knoblauch aus Österreich zu kaufen gäbe!

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