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Amokfahrer vor Gericht: "Habe gedacht, die Leute würden ausweichen"

Von nachrichten.at/apa, 20. September 2016, 16:33 Uhr
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Bildergalerie Amokfahrer-Prozess in Graz
Bild: (APA)

GRAZ. Am Dienstag hat im Grazer Straflandesgericht der Prozess gegen Alen R. begonnen. In Weiß gekleidet erschien der Angeklagte.

Er soll im Juni vorigen Jahres bei seiner Amokfahrt durch die Innenstadt drei Menschen getötet und viele verletzt haben. Der Besucherandrang war weniger groß als erwartet, planmäßig gingen die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie die Befragung des Beschuldigten und erster Zeugen über die Bühne. Den ganzen ersten Prozesstag können Sie in unserem Liveticker nachlesen.

Die Staatsanwaltschaft hat deshalb einen Antrag auf Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingebracht. Das Geschworenengericht unter Vorsitz von Richter Andreas Rom hat in der Verhandlung über eine Einweisung zu entscheiden.

Vor dem Straflandesgericht waren Sperrgitter aufgestellt worden, doch von einem Besucheransturm konnte keine Rede sein. Alle erhielten ihre Eintrittskarten und konnten im Schwurgerichtssaal oder bei der Übertragung in einen zweiten Saal dabei sein. Obwohl Fotografieren erlaubt war, war auch diesmal wie schon bei den Jihadisten-Prozessen ein Gerichtszeichner am Werk.

Die Eröffnungsplädoyers waren knapp, zwei Staatsanwälte und Verteidigung fanden mit insgesamt 23 Minuten ihr Auslangen. Staatsanwalt Rudolf Fauler schilderte noch einmal die Wahnsinnsfahrt vom 20. Juni, die nur wenige Minuten dauerte, aber "für viele Menschen eine Zäsur darstellte". R. raste "mit bis zu 80 km/h durch die Herrengasse", wobei sein Geländewagen zahlreiche Personen erfasste. Eine Frau und ein vierjähriger Bub waren sofort tot, ein Fußgänger war bereits zu Beginn der Fahrt niedergemäht und getötet worden. Ein weiteres schwerverletztes Opfer war einige Monate später an Herzversagen gestorben, was aber laut Staatsanwaltschaft nichts mit der Tat zu tun hatte.

Der zweite Staatsanwalt, Hansjörg Bacher, erklärte den Geschworenen in erster Linie das Problem mit den unterschiedlichen psychiatrischen Gutachten, von denen zwei R. als nicht zurechnungsfähig eingestuft hatten, während ihm ein Sachverständiger Zurechnungsfähigkeit bescheinigte. Auch Verteidigerin Liane Hirschbrich betonte, es gehe in diesem Verfahren nur um die Frage der Zurechnungsfähigkeit.

Verwunderung über "gepflegtes Aussehen"

Richter Rom meinte, er sei "verwundert" über das überaus gepflegte Aussehen des mutmaßlichen Amokfahrers, der von Kopf bis Fuß in Weiß erschienen war und keinen Bart, dafür aber eine Brille trug. Im Laufe der Verhandlung erzählte er immer wieder, dass seine Frau ihn zuhause eingesperrt habe und er selbst ein "sehr ruhiger Mensch" sei. Warum seine mittlerweile geschiedene Ehefrau mit den beiden Kindern ins Frauenhaus geflüchtet war, konnte er aber nicht sagen.

Grund für die Wahnsinnsfahrt sei "ein Schuss" gewesen, den niemand sonst gehört hatte. "Ich war in Panik und wollte zur Polizei", schilderte er. Dass er dabei Menschen überfahren habe, sei ihm nicht bewusst gewesen, "weil die Leute sowieso ausweichen." Die Zeugen - unter ihnen der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), gaben an, R. sei gezielt auf Passanten und Radfahrer zugefahren. Nagl beschrieb, dass die Opfer "wie Puppen auf dem Gehsteig" gelegen seien.

Doch der 27-Jährige sah sich selbst als Opfer. Seine Angaben variierten schon am ersten Verhandlungstag stark, einmal war es der Schuss, der ihn erschreckt hatte, dann wollte er seinen Schwiegervater in der Stadt gesehen haben und war nur bestrebt, vor ihm zu flüchten. "Er wollte mich erschießen", erzählte er plötzlich. "Das ist neu", sagte einer der Opferanwälte.

Tabletten wegen angeblicher Rückenschmerzen

Im Vergleich zum vorgespielten Video der Einvernahme am Tag nach der Tat wirkte Alen R. wesentlich gedämpfter, er sprach mit hoher, leiser Stimme. Seine Anwältin brachte die vielen Tabletten ins Spiel, die er angeblich wegen seiner Rückenschmerzen nehmen muss. Bereits im Juli 2015 schrieb er, er sei eher für die Krankenanstalt geeignet als für das Gefängnis. Derzeit wird er in der Grazer Nervenklinik Sigmund Freud verwahrt.

Der Prozess wird am Mittwoch um 9.00 Uhr fortgesetzt. Am Vormittag sind die ersten Gutachter - Gerichtsmediziner, Verkehrssachverständiger, Toxikologe - am Wort, am Nachmittag sollen weitere Zeugen gehört werden.

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11  Kommentare
11  Kommentare
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ghost97 (182 Kommentare)
am 21.09.2016 02:02

Eine noch blödere Ausrede fällt dem Massenmörder nicht ein??!!

Leute wie er haben nur die Höchststrafe verdient!

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fotoeder (341 Kommentare)
am 20.09.2016 22:15

Es ist nie gestanden was der gearbeitet hat. Also viel Zeit für Blödsinn. Auf Stütze oder Mindestsicherung, und das kommt raus.

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valmet (2.089 Kommentare)
am 20.09.2016 19:17

Ach hier ist kommentieren noch
Erlaubt
Für so eine Wahnsinn Tat kann es nur die
HÖCHSTSTRAFE GEBEN

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 20.09.2016 18:03

der verar.... alle.
hoffentlich nicht auch die geschworenen....

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mynachrichten1 (15.480 Kommentare)
am 20.09.2016 21:49

da müssten aber wirklich viele sehr Dumme dabei sein und Geld hat er ja auch nicht genug, um hier vielleicht ein bisserl nachzuhelfen.

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NedDeppat (14.302 Kommentare)
am 20.09.2016 17:57

Es ist schlimmer, als ich bisher für möglich gehalten habe.

*Unfassbar*

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( Kommentare)
am 20.09.2016 17:50

Das Wort "UNZURECHNUNGSFÄHIG" öffnet dieser Person, soweit man diese noch so nennen kann, wieder alle Tore!!
Ich darf hier LEIDER nicht schreiben, was ich mir Denke.

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Orlando2312 (22.420 Kommentare)
am 20.09.2016 17:37

Grad im ORF Alan R. wurde für "zum Zeitpunkt der Tat unzurechnungsfähig" erklärt.

Eine ungeheure Verhöhnung der Opfer!!!

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mynachrichten1 (15.480 Kommentare)
am 20.09.2016 16:58

Sein Fehler war, das er alle diese vielen Pulverl genommen hat und das ihm der Beipackzettel nicht erklärt worden ist.

Unschuldig und Opfer der Tablettensucht und einer schweren Kindheit eines zu Nachbarn auch nicht lieben Papas. Übrigens steht ja in der Kronenzeitung, das möglicherweise ein Nachbar verurteilt worden ist vor Gericht, obwohl die Rippenbrüche der Mama nicht vom Nachbarn waren.
Wird wohl einen besseren Anwalt gehabt haben, reine Formsache.

Und wenn der Angeklagte beweisen kann, das er unschuldig zu viel von den Medikamenten geschluckt hat,
dann wird wohl der Staat dafür gerade stellen müssen und Schmerzensgeld zahlen, an den Buben.

Natürlich ein bisserl übertrieben, aber wer sagt, was nicht alles möglich wäre.....

Aber da man nie in Menschen ganz hineinsieht, sollte man wohl trachten, die Auswirkungen seiner Taten zu beurteilen.

In Linz ist ja seinerzeit ein älterer Arzt nach einem tödlichen Unfall und Fahrerflucht freigesprochen worden, ein Black Out einfach..

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kritikerix (4.497 Kommentare)
am 20.09.2016 17:30

... kleiner Irrtum - es IST heute möglich in "Menschen" - sprich Gehirne - hineinzuschaun und dabei könnte man, wenn man wollte, exakt feststellen, ob Rizvanovic Theater spielt, gewalttätig ist, etc...

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mynachrichten1 (15.480 Kommentare)
am 20.09.2016 17:47

aber das darf doch nicht sein, dann würden ja so viele ihren eh nicht übermäßig bezahlten Psychiaterjob verlieren
und dann hätten wir ja auch die Briefwahlkuverts nachkleben dürfen, was ja in Deutschland so auch funktioniert

und was ich lange nicht für möglich gehalten habe, gerade in der Politik will man es ja gar nicht so genau wissen, wenn für Freunde gelogen wird um deren niedrige Beweggründe zu befriedigen, mit denen sie einen Dritten schädigen. Was tut man nicht gerne für Freunde und es geht ja so leicht, denn wenn alles mehr oder weniger zur Chefsache erklärt wird und so schlampig, nachlässig gearbeitet wird, man sitzt ja meist am längeren Ende, ist alles möglich.
dazu braucht man keine neue Technik, wenn mutmaßliche Behördenwillkür zum System wird, man bräuchte Parteien nur wirklich ernst nehmen und ehrlich kommunizieren..

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