Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

„Ich trage mein Haar heute offen“

Von Von Peter Grubmüller, 20. Februar 2009, 00:04 Uhr
Bild: zdf

Heinz Erhardt verkörperte als fröhlicher „Schelm“ die Jahre des unterhaltsamen Wirtschaftswunders. Heute wäre der 1979 gestorbene Dichter, Musiker, Entertainer, Wortverdreher und hintersinnige Reimer 100 Jahre alt geworden.

Das klatschende Publikum begrüßte er mit „Ich danke Ihnen für das Geräusch“, dann verdrehte er den wuchtigen Körper, glättete die bemühte Frisur („Ich trage mein Haar heute offen“) und wischte die Hornbrille sauber. Geplant verunfallten Pointen rief er in herziger Erregung „Das gilt nicht!“ hinterher. „Noch’n Gedicht“ wurde seine Marke, Überleitungen herzustellen, und sein Gesichtsausdruck konterkarierte den Inhalt seines Vortrags. Der Wort- und Rhythmusmeister bog sich Alltägliches zurecht und verdrehte das Gewohnte zur Komik: „Frauen sind die Juwelen der Schöpfung. Man muss sie mit Fassung tragen“, oder: „Bei glatter Straße muss man sechzehn geben – doppelt acht“.

Pianist wollte er werden

Sein Körper war die Türschnalle zur Selbstironie („Ich brauche nur Fettgedrucktes zu lesen, schon nehme ich zu“). Dabei wollte der in seiner Jugend drahtige und am 20. Februar 1909 in Riga (Lettland) geborene Heinz eigentlich Pianist werden. Sein Vater – kurz nach der Geburt trennten sich die Eltern – machte als Kapellmeister in Deutschland Karriere. Von 1926 bis 1928 studierte Erhardt in Leipzig Klavier und Komposition. Nach der Rückkehr nach Riga arbeitete er im Musikalienhandel und lernte in einem Fahrstuhl die Liebe seines Lebens kennen: seine spätere Ehefrau Gilda Zanetti, die Tochter des italienischen Konsuls in St. Petersburg. Als Nichtschwimmer wurde Erhardt zur Marine einberufen, im Zweiten Weltkrieg kämpfte er trotzdem nicht, sondern trat mit seinen Programmen als Truppenunterhalter auf.

Gleich nach dem Krieg kam der „unbelastete“ Künstler nach Hamburg, wo er mit seiner Frau und den mittlerweile vier Töchtern zunächst in Blankenese, dann bis zu seinem Tod 1979 in einem kleinen, bescheidenen Häuschen im Stadtteil Wellingsbüttel lebte.

Trotz großer Skepsis erlag Erhardt der Fernsehversuchung und wurde zum Dauergast in deutschsprachigen Haushalten. Mit seinen Kinoproduktionen verschleuderte er teilweise seinen Ruf als kuriosester Dichter und Entertainer seiner Zeit. Die mehr als 50 von Klamauk dominierten Filme verstellten seine wahre Größe.

1971 erlitt Erhardt einen Schlaganfall, das Sprachzentrum wurde in Mitleidenschaft gezogen. Er konnte zwar lesen und verstehen, aber nicht mehr sprechen und schreiben. Er litt fürchterlich darunter und zog sich zurück. Am 5. Juni 1979 starb Heinz Erhardt.

mehr aus Kultur

Beim Ottensheimer Festival "darf's schon krachen"

Modernisierte Blasmusik und ein Komödienklassiker im Sommerprogramm des Kulturpark Traun

30 von 35 ORF-Stiftungsräten erheben sich gegen Westenthaler

Matthias Davids: „Da geht noch was!“

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen