Großartige Flussgeschichten der Linzerstadt
Träge rollt er dahin, der Strom. Vorbei an lauschigen Gastgärten, an dicht bevölkerten Stränden. Linz an der Donau? Mitnichten.
Hier wird vielmehr der paradoxen Philosophie gehuldigt, wunderschönste Uferplätze fünfzig Wochen des Jahres dem Autoverkehr zu opfern und drei Innenstadt-Hafenbecken radikal zu verkleinern.
Das war nicht immer so. Dass Linz bis vor einigen Jahrzehnten die Exklusivität und Qualität sowie das große Potenzial seiner einzigartigen Lage am Fluss zu nutzen verstand, ist auch einer der prägnant sichtbar gemachten Aspekte einer großartigen Ausstellung, die das Linzer Stadtmuseum Nordico von heute bis 26. Oktober zeigt.
Kunst und Steckerlfisch
„An der Donau. Flussgeschichten einer Stadt“ bietet faszinierende Blicke auf das Leben am Strom, so vielfältig, wie dieses Leben eben ist. Flankiert von einem Begleitprogramm, das sogar Schnupperkurse fürs Wasserskifahren, informative Naturwanderungen und kulinarische Köstlichkeiten beim Fischbrater Lahmer, dem letzten Linzer Berufsfischer, enthält.
16,2 Kilometer lang arbeitet sich die Donau durch unser Stadtgebiet. Treffend passt dazu folgendes Zitat von Johannes Würtz aus dem hervorragend konzipierten Ausstellungskatalog: „Die Donau ist keine Beifügung zu Linz. Vielmehr ist Linz die Schöpfung der Donau.“ Unsere Donau – Transportweg ebenso wie Antrieb, lustvoll genutzter Freizeitimpuls ebenso wie todbringende Gewalt.
Klaudia Kreslehner und Georg Thiel haben darüber diese sehenswerte Ausstellung für das Nordico kuratiert. Haben eine gewaltige Fülle an Exponaten, Hintergrundmaterial, an historischen, ökologischen, sozialen Aspekten, an Tondokumenten, Filmbeispielen, Modellen, an hochkarätiger Kunst aus unterschiedlichen Epochen in überschaubare und trotz ihres inhaltlichen Umfangs in bestens fassbare Transparenz gebündelt.
Hecht-Skulptur als Maskottchen
Akzente der Ausstellungsarchitektur der Gruppe „caramel architekten“ funktionieren dafür entlang eines durchgehenden blauen Kreidestrichs als unaufdringliche und trotzdem pointierte Wegbereiter: Ansonsten vor Hochwasser schützende Sandsäcke wurden zu „Podesten“ für die Objekte gestapelt, und „Herbert der Donauhecht“ stülpt sich als Skulptur aus der Fassade heraus und setzt so das erste „Aha“-Erlebnis.
Er leitet auch als Maskottchen für Kinder durch die Präsentation, die nicht nur Linzer unbedingt sehen sollten. Eine geniale Intrada ist die Arbeit des Linzer Künstlers Georg Ritter, der die gesamten 16,2 Donaukilometer per Schiff abgefahren ist und die Urfahraner und Linzer Ufer – quasi stereo – abgefilmt hat. Ihr folgen – nicht historisch, sondern in Schwerpunktkapitel gegliedert – auch traumhafte Donaublicke exquisiter Kunst.
Parade der Superlative
Etwa das herrliche Leuchten im 1954 entstandenen Hochwassergemälde Albrecht Dunzendorfers zum Kapitel „Schrecken des Wassers“. Dann in den „Übergängen“ die phänomenalen, detailreichen aquarellierten Zeichnungen, die Richard Diller in den 1940ern vom Bau der Nibelungenbrücke anfertigte. Dann Peter Arlts doppelbödiges „Trockenschwimmen“ im zugeschütteten Hafenbecken.
Die Superlative reihen sich in dieser Ausstellung nur so aneinander. Es gibt auch Skurriles. Dass nämlich der damals in Urfahr lebende Karl May eine Fülle seiner Porträts in der Donau versenkte.
Zu sehen ist auch manches Beispiel der Donau-Flora und -Fauna, perfekt präpariert. Und Vieles mehr: vom Strombad bis zu heutigen „Bubble Days“, vom idyllischen St. Peter, das in Nazi-Zeiten den „Göring-Werken“ weichen musste, bis zu Brückenheiligen, vom sechs Meter langen Stich, der die Donau von Linz bis Wien zeigt, bis zu Nixen und Kubins Albtraumwesen.
„Kaum befindet man sich auf der Donau, sieht man alles anders!“ sagte dazu Nordico-Chefin Andrea Bina gestern beim Presserundgang. Und diese Stärke vermittelt „An der Donau“ in feiner Eindringlichkeit.
Information
Dauer: bis 26. Oktober
Ort: Nordico, Dametzstr. 23
Öffnungszeiten: Di–So 10–18, Do 10–21 Uhr.
Katalogbuch: Verlag Anton Pustet, 340 Seiten, 28 Euro.
Veranstaltungen (Auswahl): Wasserskischule Kral (14. 6., 14 Uhr), ermäßigte Schnupperfahrten; Naturwanderungen mit Friedrich Schwarz (Anm. 0732/7070): Donauauen
(26. 7., 14 Uhr), Industriegebiet (6. 9., 14 Uhr) zum Fischbrater Lahmer; Nacht der Familie (11. 7., ab 18 Uhr); Führung für Gehörlose (6. 9., 16 Uhr)
Kontakt: www.nordico.at; 0732/ 7070-1912
wenn im Zeitalter der Containerschifffahrt weniger Wasser aber mehr Land im Hafen gebraucht wird? Ist das "moderner Journalismus", dass nicht mehr bei Verantwortlichen, in dem Fall bei der LinzAG, über Gründe recherchiert wird, sondern stattdessen irgendein ignorantes Vorurteil hingeschmiert wird?
und mehr Land auch einigen ganz recht gewesen.
Die Linz AG hat ohnehin die Gründe für die Erweiterung des "Landbereiches" ganz gut öffentlich dargestellt.