Ein Ebenseer Glöckler im Asia-Stil und eine neue Farbe namens Traunseeblau

Kulturhauptstadt: Wie das Projekt „Villa Karbach“ Walter Pilars „Skurrealismus“ feiert.
Einen Sonnenaufgang kann man jetzt auch in einem Berg erleben. Richtig – nicht auf, sondern in. Künstler Siegfried A. Fruhauf erhellt mit hundert nacheinander aufflackernden Baustellenlampen einen Stollen im Steinbruch Hochlindach, meist Karbach genannt, über dem Traunsee (Ostufer) – es ist ein fast mystisches Schauspiel.
Die Installation „Alpenglühen Karbach“ des Oberösterreichers ist nicht einmal der höchstgelegene Beitrag für das Projekt „Villa Karbach“, das von der Kulturhauptstadt als Expedition angelegt ist, die Kunst, Land und Leute verbinden will: Die Linzerin Isa Stein wird im Sommer ein weißes Herz direkt auf dem Plateau des Steinbruchs schaufeln.
Doch „Villa Karbach“ sucht nicht große Gesten als Aufmerksamkeitsgarantie. Trotz außergewöhnlicher Orte – neben dem Steinbruch ist das auch die Villa Pantschoulidzeff im gegenüberliegenden Traunkirchen – schleicht sich die Kunst auf leisen Sohlen an, dafür aber umso witziger und quergedachter.
Die Verantwortung dafür trugen die Kuratoren: Martin Sturm, der „Villa Karbach“ als „Reifeprüfung in der Pension“ (als Chef des OK Linz) nennt, und der Schweizer Paolo Bianchi. Ein sehr gutes Beispiel für Unerwartetes bei „Villa Karbach“ ist die künstlerische Forschung „Ultramarina“ das Tirolers Thomas Feuerstein. Dabei brachten die im Traunsee heimischen Kieselalgen einen Heureka-Moment, besser gesagt ihre winzigen Skelette aus Silizium. Damit und mit weiteren Naturstoffen der Gegend gelang es dem Chemiker des Projekts, Pigmente herzustellen, die nun die neue Farbe „Traunseeblau“ bilden.
Dabei handelt es sich nicht um ein Pigment, sondern um 35 verschiedene Facetten von Blau. Ganz der Traunsee eben, der verschiedenste Blautöne zeigt. Das Verfahren zur Pigmentherstellung soll patentiert werden, denn durch die neu verwendete Alge sinkt der Energieverbrauch um 95 Prozent. Ästhetisch aufbereitet hat Feuerstein all das in einer Lagerhalle im Steinbruch: Hexenküche trifft Science-Fiction-Labor.
Schauwert und gewitzte Botschaften bietet auch die Ausstellung in der Villa Pantschoulidzeff: 100 Werke von 16 Künstlern in einem Gebäude voller Stuck, Patina und alter Prunkleuchter – wie ein architektonisches Readymade.
Dem Ebenseer Walter Pilar (1948–2018), Dichter und Gesamtkunstwerk, hätte das gefallen. Seine Idee des „Skurrealismus“ wurde zur Geisteshaltung des Projekts. Wie Pilar ihn definierte? Zum Beispiel als einen Ebenseer, der sich statt eines Gamsbarts ein Räucherstäbchen an den Hut steckt. Was würde er (beweih-)räuchern? Sich selbst? Stellvertretend für die Kunst in der Villa soll hier die Arbeit von Kunstuniabsolventin Anita Gratzer genannt werden.
Sie schuf eine Glöckler-Kappe, die japanisches Pergament schmückt. Wer weiß, wie ernst Bräuche und überbordender Tourismus aus Asien im Salzkammergut genommen werden, kann darin den Witz erkennen – oder das Räucherstaberl am Trachtenhut.
- Eröffnung: 18. Mai (Samstag) 14 Uhr
- Öffnungszeiten Villa Pantschoulidzeff: Fr./Sa./So.
- Geführte Touren (inkl. Bootsfahrt zum Steinbruch): Fr./Sa./So.
- Infos: www.salzkammergut-2024.at/projekte/villa-karbach
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Super Brauchtum goes international die braunen Dumpfbacken kann man überhören. Die haben noch keine Passe gebastelt
Haben diesen Unsinn die Glöckner nötig ???
Gibt es überhaupt Touristen aus Japan im Salzkammergut?
Wer weiß, wie ernst Bräuche und überbordender Tourismus aus Asien im Salzkammergut genommen werden, kann darin den Witz erkennen... 👍🏿👍🏿👍🏿