Lange Kette schließt sich: NGR kauft in Bayern zu
Sein Abgang im Dezember war überraschend erfolgt. Friedrich Kastner, der seit 2006 bei dem Kunststoff-Unternehmen ifw Manfred Otte in Micheldorf die Geschäftsführung inne hatte, hat den Spritzgusswerkzeuge-Bauer für Rohre kurzfristig verlassen.
Das hat zu Gerüchten und Rätseln geführt. Jetzt taucht Kastner, der auch Beiratssprecher des Kunststoff-Clusters der OÖ. Clusterland ist, wieder auf. Der 49-Jährige wird per 1. März geschäftsführender Gesellschafter bei einem deutschen Unternehmen.
Dass es dazu gekommen ist, hat Kastner Josef Hochreiter zu verdanken. Der Mehrheitseigentümer der Next-Generation-Recycling (NGR) in Feldkirchen kennt die bayrische Firma schon länger. Der namensgebende Eigentümer, Heinrich Collin, ist 77 Jahre alt und war auf der Suche nach einer Nachfolge für den von ihm aufgebauten Nischenplayer Dr. Collin GmbH. Die von ihm seit 40 Jahren entwickelten Miniaturanlagen sind weltweit gefragt – vor allem in Forschungslabors, die an der Weiterentwicklung insbesondere von Folien arbeiten. Das Unternehmen beschäftigt 100 Mitarbeiter und macht 20 Millionen Euro Umsatz, zu 80 Prozent außerhalb Deutschlands.
Hochreiters Recyclingmaschinen kommen wiederum am Ende der Erzeugungskette zum Einsatz. Sie shreddern Kunststoffe und sind vor allem bei Kunststoffverarbeitern im Einsatz, damit diese in den Fertigungsprozess zurückgeführt werden können. Seit vergangenem Freitag ist fix, dass die NGR die deutsche Firma mit Sitz im bayrischen Ebersberg, östlich von München, übernimmt. Über einen Nachbarn lernten einander Hochreiter und Kastner vor Jahren kennen und sind längst befreundet. Kastner steigt in die für die Übernahme gegründete NG Analytics mit 26 Prozent ein, mit fünf Prozent beteiligt sich der künftige Verkaufsleiter. 69 Prozent übernimmt NGR. Dafür bekommen sie 90 Prozent von Collin. ein Zehntel behält sich der bisherige Eigentümer. Der bleibt als Wissensträger auch noch ein Jahr in der Geschäftsführung und bis zu seinem 80. Geburtstag als Berater zur Verfügung.
Für NGR mit zuletzt 29 Millionen Euro Umsatz und per Ende April voraussichtlich mit 33 Millionen ist der Zukauf ein großer Schritt. "Die Firmen bedienen dieselben Kunden. Collin die Forschungsabteilungen und Versuchslabore, wir die Produktionslinien. Synergien gibt es vor allem im Vertrieb. Ich gehe davon aus, dass wir auch in der Verfahrenstechnik profitieren können", sagt Hochreiter zur Motivation. 40 Prozent der weltweit pro Jahr erzeugten 280 Millionen Tonnen Kunststoff würden nur einmal verwendet und landen im Müll. Je besser anfangs die Kunststoffe gemischt würden, desto einfacher könne man sie am Ende wieder recyceln, erklärt Hochreiter den strategischen Hintergrund.
Kastner freut sich auf seine neue Aufgabe. Da er in der Branche bleibt, werde der Grieskirchner seine Aufgabe im Cluster behalten.
wie die Chinesen?