Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Krieg der Sterne: Viele Hotel-Bewertungen im Internet gefälscht

Von Ulrike Rubasch und Dietmar Mascher, 05. Februar 2015, 00:04 Uhr
Krieg der Sterne
Bild: OÖN

LINZ. Bis zu einem Drittel der Online-Bewertungen von Hotels, Produkten oder Büchern ist gekauft.

Herr P. staunte nicht schlecht, als er am Dienstag ein Mail einer Internet-Firma aus Hongkong erhielt. Nur wenige Tage, nachdem er eine größere Reise aus Hongkong zu Gast gehabt hatte, wurde dem Linzer Hotelier ein verlockendes Angebot gemacht. Die Firma in der Queens Road in Hongkong habe sich auf Online-Reputation im Internet konzentriert, hieß es in sehr gutem Deutsch.

Was das heißt, wurde schnell klar. Gegen Bezahlung würde man sich darum kümmern, dass die Hotel-Bewertung durch Kunden auf beliebten Internet-Seiten wie tripadvisor, Google oder HRS deutlich verbessert würde. Die Einträge angeblicher Urlauber würden nach Kundenwunsch so gestaltet, dass sie authentisch wirken. "Für mich ist das Irreführung und Betrug", sagt Herr P. Andere sehen das anders. Sie betrachten das als legitime Marketingmaßnahme.

Der Tourismus ist bei weitem nicht die einzige Branche, in der Unternehmen sich via Falsch-Bewertungen besser darzustellen versuchen. Auf großen Online-Portalen wie Amazon, dooyoo, geizhals, ciao oder yopi finden sich Produktbewertungen in allen Kategorien. Auch politische Parteien oder Arbeitgeber auf Jobportalen nützen diese zweifelhafte Art der Selbstdarstellung.

Mindestens 50 bis 70 Cent verlangen Agenturen für die Manipulation einer Online-Bewertung. Selbstverständlich sind auch "Rundum-Sorglos-Pauschal-Pakete" von 150 bis 200 Euro im Monat erhältlich. Barbara Hartl, Geschäftsführerin der Linzer Werbeagentur Createam, die solche Methoden nicht goutiert, sagt: "Wir bekommen im Moment zwei bis drei einschlägige Angebote pro Woche." Der Paketpreis für die Fälschung der ersten 30 Bewertungen liege zwischen 150 und 300 Euro. "Das funktioniert teilweise hoch professionell und systematisch. Dahinter steckt ein Millionengeschäft."

Ähnliches berichtet Online-Marketing-Profi Michael Spechtenhauser, Geschäftsführer des Salzkammergut Tourismus. "Das ist ein heißes Thema, das es offiziell gar nicht gibt. Doch bei größeren Hotels dürften es schon zehn bis 20 Prozent der Online-Bewertungen sein, die gefälscht sind." Andere Branchenkenner gehen sogar davon aus, dass jede dritte Bewertung manipuliert ist.

Konsumenten können nur sehr schwer unterscheiden, was echt ist und was beauftragt. Mittlerweile sind die Profis so gewieft, dass sie sogar Rechtschreib- oder Tippfehler in ihre Texte einbauen, um den Anschein eines echten Internet-Users zu erwecken, der tatsächlich in dem besagten Hotel geschlafen oder das Produkt X gekauft hat. "Diese Agenturen beschäftigen ja keine Hohlköpfe", berichtet Spechtenhauser von einem massenhaften "Faken und Fälschen".

Wer soll das alles überprüfen?

Große Tourismusbewertungsplattformen wie holidaycheck und tripadvisor würden zwar nur tatsächliche Gäste des jeweiligen Hotels Bewertungen abgeben lassen. Dutzende Mitarbeiter versuchen das zu überprüfen. "Aber wie sollen sie das bewerkstelligen bei mehreren 100 Bewertungen am Tag?", fragt der Tourismus-Experte. Auf der Webseite des deutschen Otto-Versands würden rund 2500 Bewertungen täglich (!) abgegeben, bei Amazon seien es mehrere Tausend, schätzen Online-Experten. Kleiner Trost: Kleinere Hotels mit 40 bis 50 Betten würden sich solche Sternchen-Manipulationen nicht leisten (wollen). Eher greifen größere und städtische Anbieter auf diese Möglichkeit zurück.

Gerne genutzt wird auch die Möglichkeit, "Facebook-Likes" zu kaufen. "Da drücken dann 100 Inder stündlich auf den Gefällt-mir-Button", sagt Hartl. Das sei rechtlich ein Graubereich.

Unlauterer Wettbewerb

Rechtlich eindeutig, aber in der Praxis schwierig zu beweisen ist die Gesetzwidrigkeit von gefälschten Bewertungen. Diese fallen unter unlauteren Wettbewerb. Wer irreführende Angaben macht, um allgemeine Beliebtheit vorzutäuschen und die Kunden letztendlich zum Kauf verleitet, verletzt das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, sagt Rechtsanwalt Christian Ebmer. Konkurrenten des Unternehmens könnten auf Unterlassung und Schadenersatz (entgangener Gewinn) klagen. Nur: "In der Praxis ist das kaum möglich", sagt Ebmer, weil man einen konkreten Schaden beweisen muss. Doch gebe es in Österreich schon etliche Fälle, in denen diesbezüglich Recht gesprochen wurde.


Was Konsumenten bei Bewertungen beachten sollten

1. Produktbewertungen ist eher zu trauen, wenn viele vorliegen. Bei 100 Bewertungen ist die Chance kleiner, dass sie „gefaked“ sind, als bei zehn oder weniger Berichten.

2. Besonders kritisch sind Bewertungen auf den eigenen Internetseiten etwa von großen Hotels oder Herstellern zu sehen. Sie sind viel leichter zu manipulieren als bei den großen Bewertungsplattformen wie holidaycheck, tripadvisor, ciao, dooyoo, bei denen Dutzende Mitarbeiter versuchen, die Bewertungen zu prüfen. Das kann denen freilich nur im Groben gelingen.

3. Wenn viele Bewertungen unter demselben Namen/Pseudonym erscheinen, dürften sie beauftragt sein. Aber viele Social-Media- Agenturen haben Datenbanken mit E-Mail-Adressen, aus denen sie viele Pseudo-User erzeugen können, um nicht aufzufallen.

4. Skepsis ist bei Marketingfloskeln wie „optisch ansprechend“, „super Gesamteindruck“, „hervorragendes Preis-LeistungsVerhältnis“ geboten. Der Hausverstand empfiehlt, sich in mehreren Plattformen über das Produkt zu informieren. Gleichlautende Formulierungen sind verdächtig.

mehr aus Wirtschaft

Kammer: Einbruch im Bau, aber nicht bei Preisen

PV-Strom einspeisen rentiert sich immer weniger: Was die Bundesländer derzeit zahlen

PV-Strom: Was Sie über Batteriespeicher wissen sollten

Luciano Benetton tritt überraschend zurück

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

20  Kommentare
20  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
herst (12.778 Kommentare)
am 05.02.2015 17:27

hmm,wie ist des dann bei Politikerbewertungen,z.B.von der eigenen Partei? Sind doch auch meist Fälschungen...

lädt ...
melden
antworten
pepone (60.622 Kommentare)
am 05.02.2015 15:23

zwinkern

lädt ...
melden
antworten
anschinsan (1.359 Kommentare)
am 05.02.2015 14:42

zu dem joghurthersteller der ein erdbeerjoghurt bewirbt, in dem aber nur 0,4 % ersbeeren sind oder zu der "gesunden" kindermilchschnitte

alles betrug.....

lädt ...
melden
antworten
Strawanza (8.312 Kommentare)
am 05.02.2015 13:44

eigentlich wurscht, da schau auf die Lage und die Ausstattung.
Bei Produktbewertung sehe ich das anders und seriöse Firmen wie Conrad lassen ohnehin nur Kunden bewerten, die tatsächlich kauften.

lädt ...
melden
antworten
( Kommentare)
am 05.02.2015 13:35

wir betreiben selbst einen Webshop und haben 13.310 Bewertungen.
Davon 13.097 mit 5 Sternen (Note 1)
Es ist keine einzige Bewertung gekauft oder manipuliert.

Letztens haben wir von einem Kunden eine Nachricht erhalten dass er gegen eine Rückzahlung von EUR 10,-- eine positive Bewertung, andernfalls eine negative Bewertung abgeben würde.

Leider gibt es auch diese Art der Manipulation...
in unserem Fall eben eine negative

lädt ...
melden
antworten
kuhhirt (5.897 Kommentare)
am 05.02.2015 14:11

wir shitstormen ihn dann, dass ihm hören und sehen vergeht zwinkern

lädt ...
melden
antworten
pepone (60.622 Kommentare)
am 05.02.2015 13:18

die DU nicht selber gefälscht hast .. grinsen

lädt ...
melden
antworten
haspe1 (23.645 Kommentare)
am 05.02.2015 12:49

Glaube keiner (positiven) Bewertung, die du nicht selbst gefälscht hast.

Dafür sind die negativen meist ehrlich gemeint.

Nun haben wir in der Berichterstattung also "Der Krieg der Sterne".

Wenn ich mich nicht täusche, muss als nächstes kommen:

"Das Imperium schlägt zurück!" (das sind die Hotelgäste).

Und danach: "Dir Rückkehr der Jedi-Ritter." (das sind wahrscheinlich die ehrlichen, handfesten Gastronomen ganz ohne Internet und sonstigen Tricks).

lädt ...
melden
antworten
alleswisser (18.463 Kommentare)
am 05.02.2015 13:21

Da kennst du manche Hoteliers und Wirte nicht. Ich kenne selber so einen Fall im Nachbarort, der sich selber mehrfach hoch lobte und der aber auch den Konkurrenten gezielt negativ bewertet hat.

lädt ...
melden
antworten
strasi (4.410 Kommentare)
am 05.02.2015 12:29

Praxisbeispiele gibt es genug.
Wellnesshotel fragt bei Abreise, wie üblich ob der Aufenthalt
angenehm war, welche Verbesserungsvorschläge man hätte und
natürlich: die Weiterempfehlung. Es kommt ein Fragebogen mit dem
diskreten Hinweis, dass eine positive Beurteilung erwartet wird.
Auch die Homepage steht hier zur Verfügung.
Damit es auch klappt, wird gleichzeitig, auch nach 1.Besuch ein
Treuebonus gegeben.
Negative Bewertungen, oft von der Konkurrenz getürkt,
wird so nebenbei erwähnt.
Ja Balkanmarketing auch in Österreich.

lädt ...
melden
antworten
Gugelbua (32.064 Kommentare)
am 05.02.2015 10:54

und wer der glaubt, ist selber schuld. grinsen
Die einzig glaubhafte Werbung ist Mundpropaganda.

lädt ...
melden
antworten
barzahler (7.595 Kommentare)
am 05.02.2015 10:20

Mit Bewertungen etc. lässt sich Geld verdienen. Auch in anderen Bereichen:
http://wirtschaftsblatt.at/home/nachrichten/newsletter/4655081/Revanche-fur-kritische-Berichte-?_vl_backlink=/home/index.do

http://www.datum.at/artikel/die-netzfluesterer/
Zur Klarstellung: Ich vertrete ausschliesslich meine Meinung. Jede(r) soll sich seine Meinung bilden!

lädt ...
melden
antworten
ewk53 (1.402 Kommentare)
am 05.02.2015 09:54

es wird gelogen und betrogen bis zum geht nimmer- Hauptsache
es ist billig

lädt ...
melden
antworten
observer (22.283 Kommentare)
am 05.02.2015 09:30

man orientiert sich an den negativen Bewertungen, weil die werden wohl nicht gekauft sein - höchstens von der Konkurrenz.
Da sieh´t man dann, was alles nicht so n Ordnung ist. Ansonsten gilt - was überaus günstig ist, das hat meistens einen oder mehrere Pferdefüsse, ausser ist so abgelegen, dass dort sonst prakitsch niemand mehr hinfährt.

lädt ...
melden
antworten
kuhhirt (5.897 Kommentare)
am 05.02.2015 10:20

doch muss man auch hier differenzieren und zwischen den Zeilen lesen. Es gibt bei diesen Onlinebewertern jede Menge Suderanten, welche sich über wirklich alles und jeden aufregen können.

lädt ...
melden
antworten
oblio (24.828 Kommentare)
am 05.02.2015 09:15

sind so ehrlich wie Umfragen! zwinkern
lol

lädt ...
melden
antworten
capsaicin (3.888 Kommentare)
am 05.02.2015 08:39

angenommen:

12 (= eh nur 1 dutzend) mitarbeiter
300 zu überprüfende bewertungen/tag

300 : 12 = 25 bewertungen pro mitarbeiter & tag zu prüfen !

da bewertungen überschaubare textlängen ham, sollte dies locker zu schaffen sein.

conclusio: falls ma nicht selbst --> zu den GAUNERN ghört...

lädt ...
melden
antworten
alleswisser (18.463 Kommentare)
am 05.02.2015 08:39

Naja, bei nur wenigen Bewertungen trifft das zu, denn eine Lobeshymne kann durchaus aus ehrlich gemeint sein. Aber wenn einmal ein paar Dutzend Bewertungen da sind, dann kann man schon einen gewissen Grundtenor herauslesen.

Die Konsumenten müssen halt lernen, dass im Internet wie im richtigen Leben nicht alles stimmt und man mit etwas Hausverstand lesen sollte.

lädt ...
melden
antworten
amha (11.453 Kommentare)
am 05.02.2015 08:27

Im letzten Dezember fielen zwei User im Reiseforum von Holidaycheck auf, weil sie in etlichen Beiträgen ein heimisches Romantikhotel über den grünen Klee lobten. Die Moderatoren sperrten die Accounts der User Martina und Wolfi11; eine Bewertung von wolfi11 über das Romantikhotel wurde jedoch - trotz expliziertem Hinweis an die entsprechende Abteilung - bis heute nicht entfernt.

lädt ...
melden
antworten
oberthom (3.062 Kommentare)
am 05.02.2015 08:15

im internet ist so alles gefälscht was mit bewertungen oder befragungen zu tun hat.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen