Krawallnächte: Frankreich kommt nicht zur Ruhe
PARIS. Auch die Familie eines Bürgermeisters wurde angegriffen, Präsident Emmanuel Macron sagte seine Deutschland-Reise ab.
Wie geht es mit den nächtlichen Randalen in Frankreich weiter? Wenn überhaupt, dürften die gewalttätigen Ausschreitungen von vorwiegend Jugendlichen nur langsam abnehmen. Am Sonntag verzeichnete die Polizei 719 aktuelle Festnahmen, Brennpunkte waren wie bereits zuvor die beiden größten Städte des Landes, Paris und Marseille.
Der Pariser Polizeichef mahnte zur Vorsicht und erinnerte an 2005, als es nach dem Tod zweier von der Polizei verfolgter Jugendlicher drei Wochen lang Ausschreitungen gab. Sonntagnacht wurde die Pariser Einkaufsstraße Champs-Élysées von einem großen Polizeiaufgebot unter Einsatz von Tränengas geräumt. Das Wohnhaus eines Bürgermeisters in einem Vorort von Paris wurde angegriffen, während dessen Familie zu Hause schlief.
- ZIB 1: Krawalle in Frankreich: Anschlag auf Bürgermeister
Randalierer hätten das Haus in der Nacht zu Sonntag mit einem Auto gerammt und Feuer gelegt, schrieb Vincent Jeanbrun, Bürgermeister von L'Haÿ-les-Roses, auf Twitter. Seine Frau und eines seiner Kinder seien verletzt worden. Nach Angaben des Fernsehsenders BFMTV leitete die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen versuchten Mordes ein. Der Bürgermeister selbst befand sich in der Nacht noch im Rathaus. Das Gebäude der Behörde war wegen versuchter Angriffe mit Stacheldraht verbarrikadiert und von Polizisten bewacht. Das Privathaus, in dem die Frau des Bürgermeisters mit ihren zwei kleinen Kindern schlief, war jedoch nicht gesichert.
Die Täter rammten mit einem Auto das Tor zu seinem Haus und zündeten dann das Auto, den Wagen der Familie und mehrere Mülltonnen an. Frau und Kinder flohen laut dem Fernsehsender franceinfo durch den Garten, während die Angreifer sie mit Feuerwerkskörpern beschossen.
Seit dem Tod eines 17-Jährigen durch den Schuss eines Polizisten am Dienstag wird Frankreich von heftigen Unruhen erschüttert. Jede Nacht wurden mehrere Hundert Menschen festgenommen, es kam zu Plünderungen, Brandanschlägen und Gewalt zwischen Polizisten und Randalierern.