Westbahn vollzog Jungfernfahrt von Wien nach Innsbruck
INNSBRUCK. Die Westbahn ist ab nun auch bis nach Tirol auf Schiene. Am Sonntag wurde eine öffentlichkeitswirksame Jungfernfahrt von Wien nach Innsbruck gemacht, ebendiese Strecke fährt der private Bahnbetreiber ab sofort dreimal täglich.
Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) sprach bei einem Pressetermin am Innsbrucker Hauptbahn von einem "historischen Tag". Denn sowohl die zusätzlichen Verbindungen von Tirol mit Wien, als auch die Tiroler Streckenhalte in Kufstein und Wörgl, seien wichtige Bausteine in Sachen "Klimaschutz und Mobilität der Bevölkerung", so Mattle. Dieser Wunsch der Tiroler nach noch mehr Mobilität werde sich, so war sich Mattle sicher, künftig auch in den konkreten und hohen Westbahn-Passagierzahlen niederschlagen.
"Tiroler Sturschädel" hat sich ausgezahlt
Dass es mitunter auch schwierig war, die Westbahn nach Tirol zu bringen und damit dem Mobilitätsbedürfnis der Tiroler ein weiteres Angebot zu legen, betonte schließlich Westbahn-Miteigentümer und Investor Hans Peter Haselsteiner. "Es hat sich hier aber ausgezahlt, einen Tiroler Sturschädel zu haben", erklärte der gebürtige Tiroler. Auch er verband mit der Westbahn und deren nunmehrigen Markteintritt in Tirol konkrete Erwartungshaltungen: "Die Linie Wien-Innsbruck wird Erfolg haben."
EU-Abgeordnete Barbara Thaler (ÖVP) betonte wiederum die "europäische Komponente" der neuen Westbahn-Strecke nach Tirol, die der ebenfalls im Jahr 2022 erfolgten Westbahn-Erweiterung nach München folge. "Das alles ist im Rahmen des Eisenbahnpakets der EU zu betrachten, das eine Liberalisierung dieses Marktes ermöglicht hat", so Thaler. Dieser "Wettbewerb" werde jedenfalls die "Schiene nach attraktiver machen".
21 Direktverbindungen zwischen Innsbruck und Wien
Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) wollte diesen Wettbewerb, im österreichischen Fall zwischen ÖBB und Westbahn, schließlich weniger als Konkurrenzkampf, sondern vielmehr als Ergänzung sehen. "Mit ÖBB und Westbahn zusammen haben wir jetzt 21 Direktverbindungen zwischen Innsbruck und Wien", freute sich der ehemalige ÖBB-Manager. Damit könne man den Kundinnen und Kunden des Verkehrsverbundes Tirol (VVT) noch mehr bieten.
Die Westbahn-Kunden profitierten etwa von gratis Reservierungen, Sammelpunkten und Vorteilen im Falle des Besitzes eines Klimatickets, erklärte der Geschäftsführer der Westbahn, Thomas Posch. "Letztere können ohne Aufpreis in der Comfort-Class sitzen", sagte Posch. Florian Kazalek, ebenfalls Westbahn-Geschäftsführer, wies zudem auf den insgesamt hohen Komfort einer Westbahn-Fahrt hin: "Mittlerweile ist die dritte Generation und damit ein hochmodernes Fahrzeug am Start".
Dass durch die Westbahn ein zusätzlicher Anbieter für Zugfahrten "den bisher nicht vorhandenen Markt" aufmischt, ist für Bahnfahrgäste sehr erfreulich. Die zuvor allein vorhandene "Gewerkschaft mit eigenen Gleisanlagen" namens ÖBB mußte sich plötzlich "neu besinnen" mit der Wirkung, dass sie kundenfreundlicher werden mußte. Der Westbahn wurden zwar alle möglichen "Steine auf das Gleis gelegt" in Form rapid gesteigerten Gleisbenützungsgebühren und ansteigenden Kosten für Oberleitungsstrom, der ursprünglichen Weigerung, die Westbahn in den offiziellen Fahrplan aufzunehmen usw. Offensichtlich konnten auf Basis des diesbezüglichen EU-Eisenbahnpakets diese Hürden gemeistert werden.
Also an alle EU Kritiker: ohne EU gäbe es keine Westbahn mit deutlich günstigeren Fahrpreisen und höherem Komfort als der ursprünglichen "Gewerkschafts-ÖBB", die sich nunmehr mit deutlichen Verbesserungen anpassen mußte.