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Gletscherbericht: "Ewiges Eis" schwindet unaufhaltsam

Von nachrichten.at/apa, 09. April 2021, 13:46 Uhr

INNSBRUCK. Österreichs Gletscher sind auch in der Periode 2019/20 weiter geschrumpft - im Schnitt um 15 Meter (2019: 14,3 Meter).

85 von 92 Gletscher hätten sich zurückgezogen. Nur sieben seien mit einer Längenänderung von weniger als einem Meter stationär geblieben, berichtete Gerhard Karl Lieb, Leiter des Messdienstes des Alpenvereins bei der digitalen Präsentation des "Gletscherberichts 2019/20" am Freitag. Der Alpenverein drängte vehement auf besseren Schutz hochalpiner Flächen.

Der unaufhaltsame Gletscherrückgang führe vor Augen, wie dringend der Schutz der hochalpinen Flächen neu definiert werden muss, betonte Alpenvereins-Vizepräsidentin Ingrid Hayek. Im Gegensatz zu CO2 oder einem Virus, den der Mensch über seine Sinneswahrnehmungen nicht begreifen könne, sei der Gletscherschwund "ein sichtbares Zeichen". "Der Gletscher ist ein Symbol für den Klimawandel an sich". Angesichts des andauernden Gletscherschwundes seien die Gletscher aber wohl "als stille Mahnmale der klimatischen Veränderungen in ein paar Jahrzehnten nicht mehr wiederzuerkennen". Umso wichtiger sei der Schutz der umliegenden hochalpinen Regionen - also auch der Gletschervorfelder.

++ HANDOUT ++ GLETSCHERBERICHT 2019/20: "EWIGES EIS" SCHWINDET UNAUFHALTSAM
Schmiedingerkees 1928 Bild: KETTENHUEMER/G. SEITLINGER (…STERREICHISCHER ALPENVEREIN)
++ HANDOUT ++ GLETSCHERBERICHT 2019/20: "EWIGES EIS" SCHWINDET UNAUFHALTSAM
Schmiedingerkees 2020 Bild: KETTENHUEMER/G. SEITLINGER (…STERREICHISCHER ALPENVEREIN)

Der Gletscher 92 Jahre später:

++ HANDOUT ++ GLETSCHERBERICHT 2019/20: "EWIGES EIS" SCHWINDET UNAUFHALTSAM
Schmiedingerkees 2020 Bild: KETTENHUEMER/G. SEITLINGER (…STERREICHISCHER ALPENVEREIN)

92 Gletscher in bundesweit zwölf Gebirgsgruppen wurden vom Gletschermessdienst des Alpenvereins im Haushaltsjahr 2019/20 beobachtet - ein "sehr guter, repräsentativer Schnitt", erklärte Lieb. In Österreich gibt es noch rund 900 Gletscher.

Mit einer Verkürzung von 104 Metern ist die größte Längenänderung am Hornkees in den Zillertaler Alpen (Tirol) gemessen worden. Vier weitere Gletscher zogen sich um mindestens 50 Meter zurück: Der Alpeinerferner (Stubaier Alpen) mit 67,2 Metern, die Pasterze (Glocknergruppe) mit 52,5 Metern, der Gepatschferner (Ötztaler Alpen) mit 51,5 Metern und das Schlatenkees (Venedigergruppe) mit 50,0 Metern.

Überdurchschnittlich geschrumpft sei auch Österreichs größter Gletscher, die Pasterze am Großglockner. Er habe zuletzt 52,5 Meter an Länge eingebüßt, berichtete Andreas Kellerer-Pirklbauer vom Institut für Geographie und Raumforschung an der Universität Graz, der gemeinsam mit Lieb den Alpenvereins-Gletschermessdienst leitet. Die Pasterze ist einer der Gletscher, an dem auch regelmäßig die Dicke des Eises und die Gletscherbewegung gemessen wird. Im Vergleich zum Vorjahr sei die gesamte Gletscherzunge der Pasterze um durchschnittlich 6,1 Meter eingesunken - etwas mehr als in der Messperiode 2018/2019.

Trotz des verhältnismäßig schneereichen und damit gletscherfreundlichen Winters hätte der heiße Sommer den Eismassen im Beobachtungszeitraum 2019/2020 erneut stark zugesetzt, erklärte Kellerer-Pirklbauer. Obwohl die Winterniederschläge in den meisten Gebieten die langjährigen Mittel übertrafen, und große Teile der Gletscher bis Juli von Schnee bedeckt waren, sei im August und September mit bis zu plus zwei Grad Celsius über der Durchschnittstemperatur eine starke Abschmelzung zu verzeichnen, führte Kellerer-Pirklbauer aus.

Zusätzlich zu den Längenänderungen habe man "markante optische Veränderungen" registriert, die zwar in Zahlen nicht erfassbar sind, aber den Gletscherschwund untrüglich belegen: Eisfrei werdende Felsbereiche, die Zerteilung von Gletschern, großflächiger Eiszerfall, ausdünnendes Eis, Bildung von Einsturztrichtern, Anreicherung von Schutt an den Gletscheroberflächen und die Bildung neuer Seen.

Davon hätten auch die ehrenamtlichen Gletscherbeobachter berichtet, darunter 24 Gebietsverantwortliche mit über 70 Begleitern. Diese würden wesentlich zur "Stärke der Daten" beitragen, lobte Lieb und verwies auf "sehr gute lokale und glaziologische Kompetenz" der Freiwilligen. "Das vergangene Beobachtungsjahr ist ein weiteres in einer Periode drastischen Gletscherschwundes, die wohl noch lange andauern wird", zogen die beiden Fachexperten Bilanz.

"Gletscherschutz bedeutet: Schutz ohne Wenn und Aber", forderte Hayek abschließend. Jetzt habe man einen "Gletscherschutz, von dem Skigebiete ausgenommen sind". Nachdem 1991 der absolute Schutz der Gletscher, der Gletschervorfelder und der Moränen in Tirol gesetzlich verankert und damit jede skitechnische Erschließung von Gletschern und ihren Einzugsgebieten verboten worden war, wurde der umfassende Schutzstatus 2004 wieder aufgehoben.

Hayek kritisierte das "Raumordnungsprogramm über den Schutz der Gletscher" von 2006, das Gebiete von skitouristischem Interesse von der Regelung ausnimmt, und die geplante Skigebietserweiterung im Kaunertal, scharf. Sie hoffte auf "Unterstützung von Politik und Tourismus" und darauf, dass man den Alpenverein nicht "als ewiger Verhinderer, sondern Bewahrer" sehen solle. "Schließlich werben wir in Österreich auch mit den wunderbaren Bildern, wir wollen ja keine Fake-Bilder in die Welt setzen", so Hayek.

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6  Kommentare
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telepath (367 Kommentare)
am 10.04.2021 07:02

Leider sind die Vergleichsfotos nur mit dem Jahr der Aufnahme versehen. Seriös wäre das genaue Datum und der Zusammenhang mit der jeweiligen Großwetterlage.
Klimaschwankungen gibt es seit erdenklichen Zeiten. Der Name Pasterze am Großglockner bedeutet auf Deutsch etwa Viehweide. Andererseits lösten Kälteperioden im 18. und 19. Jahrhundert wegen der gewaltigen Ernteausfälle Hungersnöte aus. Man erinnere sich an die Schwabenkinder und ähnliche Verschickungsaktionen, welche Menschen vor dem Verhungern retten sollten.

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 09.04.2021 22:04

Vor 6 000 Jahren wuchsen auf der Glocknerpasterze Bäume.

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Emanzze (1.961 Kommentare)
am 09.04.2021 16:16

Ich denke nicht, daß es so schnell geht, immerhin hatten wir diesmal einen schneereichen Winter und enorme Kältephasen, die ein gutes Fundament darstellen könnten, den Fortschritt der Klima - Erwärmung etwas auszubremsen.

Es liegen im ganzen Gebirgskamm von Frankreich bis zum Kitzsteinhorn mehr als 4 m Schnee . . . und das gleißende Licht der Sonne wird so reflektiert, daß die Oberfläche der Schneemassen eher kühl bleiben wird, zumindest bis kommenden Winter.

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il-capone (10.432 Kommentare)
am 09.04.2021 20:01

1x kräftiger Südwind mit zig Tonnen Sahara-Staub, u. die Reflexion ist hinüber.
Übrigens, Klimawandel heisst auch, dass die Null Grad Grenze stetig im Steigen ist.
Die Schmelze kannst deshalb nicht mehr aufhalten. Und das gilt für fast sämtliche gefrorene Wasserspeicher.

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Emanzze (1.961 Kommentare)
am 09.04.2021 20:20

ja stimmt schon . . . lustig wird`s erst, wenn in Sibirien das Methan entweicht, das bringt dann alles um.

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il-capone (10.432 Kommentare)
am 09.04.2021 20:31

Methan entweicht auch aus dem Meeresboden.
Mal sehen, wie der blaue Planet in 1-200 Jahren existiert ...

Der Homo s. war eindeutig ein Unfall der Evolution.

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