Von Michaela Krenn-Aichinger,
09. Oktober 2017, 00:04 Uhr
PEUERBACH. August Liska entschied nach einer Herz-OP, sich für andere einzusetzen: in Mexiko, Guatemala und bei sich Zuhause.
August Liska ist jemand, der nicht wegschaut, wenn es um die Zukunft von jungen Menschen geht. Seit vielen Jahren engagiert sich der Peuerbacher für Waisenkinder in Mexiko sowie Schulprojekte in Guatemala und unterstützt mehrere Patenkinder. Jedes Jahr ist er mehrere Monate dort im Hilfseinsatz. Seit der Flüchtlingskrise im Spätsommer 2015 unterrichtet er außerdem Deutsch und hat zwei jungen Asylwerbern in seinen eigenen vier Wänden ein neues Zuhause gegeben. „Es ist ein Geben und Nehmen, für mich ist es vor allem aber ein Gewinn, weil ich Menschen und ihre Kultur kennenlernen kann“, sagt der 70-Jährige, der sich nach einer gelungenen Herzoperation entschieden hat, sich mehr für andere einzusetzen.
Vertrauensvorschuss
Seit zwei Jahren beherbergt er die beiden Somalier Yussuf Essa (23) und Mohamed Said (24) in seinem Haus. „Wir haben einige Wohnbereiche, die wir gemeinsam nutzen, wie Küche oder Bad. Toleranz muss man lernen, sonst gibt es Konflikte, und natürlich viel miteinander reden“, sagt Liska. Die beiden sprechen mittlerweile sehr gut Deutsch, was das tägliche Zusammenleben erleichtert. In der besonderen Wohngemeinschaft treten natürlich auch die kulturellen Unterschiede zutage. Etwa was den Begriff Pünktlichkeit betrifft, oder wenn die Freunde der beiden jungen Somalis ihren Besuch nicht vorher ankündigen, wie das hierzulande üblich ist.
Natürlich braucht es auch einen gewissen Vertrauensvorschuss. Und dieses Vertrauen wurde noch nicht enttäuscht. „Als ich zwei Monate in Mexiko und Guatemala war, waren die beiden größtenteils auf sich allein gestellt. Es hat funktioniert. Dadurch dass sie Moslems sind und keinen Alkohol trinken, hat es keine Exzesse geben“, so der Peuerbacher und lacht.
Als die beiden jungen Schwarzafrikaner nach Peuerbach gekommen sind, waren die Vorurteile ein zentrales Thema. Liska hat sie deshalb überall hin mitgenommen, sie vorgestellt. Dadurch sei der Bann gebrochen worden. Außerdem haben sich sehr viele Peuerbacher in der Flüchtlingshilfe engagiert und Begegnungsmöglichkeiten organisiert. Auch die beiden Somalis selbst betonen: „Wir haben noch keine schlechten Erfahrungen mit den Österreichern gemacht.“ Einzig mit dem Wunsch nach einem Lehrplatz hat es bisher für die beiden, die wegen der islamistischen Al-Shabab-Miliz nach Österreich geflohen sind, noch nicht geklappt. Ihre Bewerbungen wurden abgelehnt, oft kam nicht einmal eine Absage retour. Essa kann aber demnächst ein Praktikum in einer Tischlerei beginnen. Für Said, der im Labor gearbeitet hat, gestaltet sich die Suche schwieriger.
Beide wollen sich hier in Österreich ein neues Leben aufbauen. „Wir möchten eine Ausbildung machen, zur Arbeit gehen und so wie die Österreicher hier gut leben können.“ Ob ihr Wunsch Realität wird, ist weiter offen. Für beide ist das Warten auf eine Entscheidung des Asylamts zermürbend. Im Gegensatz zu den Syrern haben Somalier längere Asylverfahren zu erwarten und ihre Chancen auf einen Aufenthaltstitel sind wesentlich geringer.