34 Jahre als Ministrantenbetreuer: Nach Rom-Wallfahrt ist nun Schluss
GREIN. Im Alter von 16 Jahren übernahm Harald Klammer in der Pfarre Grein die Betreuung der Ministranten. Seinen 50. Geburtstag nahm der Lehrer nun zum Anlass, dieses ihm lieb gewordene Amt an den Nagel zu hängen. Zuvor wurde aber noch eine gemeinsame Reise nach Rom organisiert.
OÖN: War die Fahrt zum internationalen Ministrantentreffen in Rom ein würdiger Abschluss Ihrer Zeit als Greiner Ministrantenbetreuer?
Klammer: Das kann man schon sagen. 27 Ministranten aus Grein waren bei dieser Wallfahrt dabei. Die Vielfalt der Gruppen aus allen Erdteilen, dazu die weltberühmten Sehenswürdigkeiten und die Papstaudienz am Petersplatz haben uns alle beeindruckt. Ebenso der Abstecher nach Assisi auf der Rückfahrt. Aber ehrlicherweise muss ich sagen, dass die Ministranten am meisten vom Badeausflug nach Ostia begeistert waren. Bei weit über 30 Grad im Schatten ist das jedoch verständlich.
OÖN: Gab es Kontakt zu Ministranten aus anderen Ländern?
Klammer: Ja, vor allem wegen der unterschiedlichen Farben der Halstücher, mit denen die einzelnen Nationen ausgestattet wurden. Da hat sich rasch ein reger Tauschbetrieb entwickelt. Das hatte einige lustige Begegnungen und interessante Gespräche zur Folge.
OÖN: Jetzt legen Sie Ihre Funktion als Ministrantenleiter zurück. Nach 34 Jahren. Wie haben Sie es geschafft, sich die Freude an dieser Aufgabe so lange zu bewahren?
Klammer: Da muss ich etwas weiter ausholen. Die Pfarre Grein hat immer schon ausgezeichnet, dass hier die Ministranten nicht mit Ende der Schulpflicht aus dem Dienst am Altar ausscheiden, sondern sogar bis zum Ende der Studienzeit bleiben. Manche sogar noch länger. Das gibt natürlich auch der Ministrantenarbeit eine ganz andere Qualität. Da kann man ganz andere Dinge unternehmen als wenn die Gruppe nur aus jüngeren Ministranten besteht.
OÖN: Weil die Älteren selbst schon Aufgaben übernehmen?
Klammer: Und weil das auch inhaltlich ganz neue Dimensionen eröffnet. Ich denke da nur an unsere 33 Ministrantenlager, die uns in alle Bundesländer Österreichs geführt haben. Die wurden zum Teil unter ein bestimmtes Thema gestellt und dann gab es jeden Tag ein hochkarätiges Programm.
OÖN: Von dem man dann auch als „Chef“ profitiert?
Klammer: Nicht nur das. Von der Arbeit mit den Ministranten habe ich auch als Lehrer durchaus profitiert, weil ich Schüler, die ich in der Hauptschule unterrichtete, in ihrer Freizeit zum Teil von einer ganz anderen Seite kennen und schätzen gelernt habe.
OÖN: An welche Aktivitäten erinnern Sie sich besonders gerne?
Klammer: Da fällt mir sofort unser Pfarrfest Ende der Neunziger Jahre ein. Da hatten wir als Stargast den Skifahrer Thomas Sykora bei uns. Er war kurz zuvor Slalom-Weltcupsieger geworden und entsprechend groß war der Andrang und der Gewinn für unsere Ministrantenkasse. Davon haben wir dann lange Jahre zehren können.
OÖN: Ist es heute schwieriger, Kinder für den Ministrantendienst zu begeistern als vor 30 Jahren?
Klammer: Es ist zumindest nicht einfacher geworden. Wir hatten einmal 62 Ministranten in der Pfarre. Heute sind es 44, also durchaus etwas weniger. Wenn ältere Geschwister bei uns sind, kommen zumeist die jüngeren von selbst dazu. Das zeigt mir, dass die Gruppe einen guten Ruf genießt. Es gibt sogar Eltern, die selbst keinen Kontakt zur Kirche haben, die aber ihre Kinder jeden Sonntag zur Kirche bringen, damit sie ministrieren können. Die sehen das als außerschulische Jugendbetreuung, weil die Kinder hier Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Teamgeist lernen.