FP-Chef: "Braunau ist nicht nur die Hitlerstadt!"
BRAUNAU. Christian Schilcher (FP) will bei der Bürgermeisterwahl den amtierenden VP-Stadtchef Hannes Waidbacher fordern.
"Es gibt bei uns überhaupt keinen Streit", sagt Braunaus FP-Vizebürgermeister Christian Schilcher (48) im OÖN-Interview, obwohl zuletzt sechs Ersatzgemeinderäte zurückgetreten waren. "Bei unserem Parteitag wurden alle Vorständ mit 100 Prozent gewählt. Ein deutlicheres Zeichen, dass die Stimmung in der Partei bestens ist, gibt es nicht."
OÖN: Sie sagen, die Stimmung in der Partei sei bestens. Wie erklären Sie sich dann die Rücktritte von gleich sechs Ersatzgemeinderäten?
Christian Schilcher: Ich habe diese Rücktritte schon erwartet. Diese sechs Personen wurden eingeladen, sich aktiv zu beteiligen, passiert ist gar nichts. Drei kenne ich nicht einmal persönlich. Diese Mandatare wurden damals von der mittlerweile aus der Partei ausgetretenen Brigitte Zeillinger in die Partei geholt. Es hat mich überrascht, dass sie nicht gemeinsam mit Zeillinger gegangen sind, aber ich glaube, dass es eine Finte war, um uns vor der Wahl noch zu schaden. Das ist aber mit Sicherheit nicht gelungen.
Ihre Ziele für die Wahl im September?
Ich wäre froh und dankbar, wenn ich in eine Stichwahl gegen Bürgermeister Hannes Waidbacher (VP) komme. Als Partei wollen wir auf alle Fälle an Gemeinderatsmandaten – derzeit haben wird sieben – zulegen. Ich gehe davon aus, dass die FP Braunau auf 20 bis 25 Prozent der Stimmen kommen wird.
SP-Chef Andreas Penninger kündigte im OÖN-Interview an, dass für ihn eine Stichwahl das Mindeste sei. Sehen Sie das auch so?
Nein, das sehe ich anders. Hochmut kommt vor dem Fall. Penninger will alle Haushalte in der Stadt besuchen. Ich sage: Qualität kommt vor Quantität. Ich nehme mir länger für Bürger Zeit, die mit ihren Anliegen zu mir kommen. Nicht einmal der politerfahrene Günter Pointner hat es in einer Stadt, die überwiegend rot geprägt ist, geschafft, Bürgermeister zu werden. Daher glaube ich nicht, dass Penninger eine Chance hat, außer er ist tatsächlich ein politischer Wunderwuzzi – was ich aber nicht glaube.
Auf welche Themen werden Sie im Wahlkampf setzen?
Wir Freiheitlichen haben das Thema Straßen und öffentlicher Verkehr sehr stark besetzt. Wir brauchen eine bessere Anbindung des Citybusses in der gesamten Stadt. Außerdem brauchen wir in der Stadt endlich ein Parkhaus. Wäre ich Bürgermeister, dann würde das "Radar-Auto" so eingesetzt werden, dass es der Verkehrssicherheit dienen würde. Jetzt handelt es sich in vielen Fällen um Abzocke. Ein Beispiel: Im August wurde das Radar in einer 30er-Zone bei einer Schule platziert – um 23 Uhr in der Nacht. Dass sich die Autofahrer darüber ärgern, kann ich verstehen. Außerdem würde ich mir als grenzüberschreitendes Projekt mit Kirchdorf einen Fußgänger- und Radfahrerübergang über das Kraftwerk Ranshofen wünschen.
Stadtchef Hannes Waidbacher hob im OÖN-Gespräch die gute Zusammenarbeit im Gemeinderat hervor. Können Sie sich dem anschließen?
Hannes Waidbacher ist ein wirklich netter Kerl. Aber in politischer Hinsicht muss ich sagen, dass wir als FP in der derzeitigen Situation etwas außen vor sind. Ohne die SP geht gar nichts, und daher muss sich Waidbacher dort die Mehrheiten holen. Damit bleibt für die FP, obwohl wir die zweitstärkste Fraktion sind, eher nur die Rolle des Beobachters. Viele Dinge erfahren wir zu spät, das ist für uns nicht sehr angenehm. Daher hoffen wir auf eine Änderung der Mehrheitsverhältnisse nach der Wahl.
Es gibt Gerüchte, wonach Ex-FP-Vizebürgermeisterin Brigitte Zeillinger eine eigene Liste gründen könnte. Haben Sie gar keine Angst, dass die Freiheitlichen damit wichtige Wählerstimmen verlieren könnten?
Nein, das würde uns mit Sicherheit keine Wähler kosten. Wäre Zeillinger eine erfolgreiche Politikerin, dann wäre das vielleicht der Fall. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Kandidatur von ihr mit Erfolg geprägt wäre.
Sie wünschen sich ein Naherholungsgebiet im Tal.
Braunau hat mitten im Stadtgebiet ein wahres Naturjuwel. Hier arbeiten alle Parteien daran, dieses Gebiet entsprechend zu gestalten. Braunau ist nicht nur die Hitlerstadt. Mich stört diese ewige Fixierung darauf. Das ist eine Belastung für die Stadt. Es sollte damit erledigt sein, dass man in der Schule lernt, dass Hitler hier geboren wurde. Es geht nicht darum, diese Tatsache völlig zu ignorieren, aber Braunau hat so viel mehr zu bieten.
Was erwarten Sie sich vom gemeinsamen Stadtmarketing mit Simbach?
Viel. Ich hoffe, dass sich die Stadt Braunau dann nach außen hin endlich besser präsentiert. Wir müssen es schaffen, den Inn viel besser zu vermarkten. Das ist nicht einfach ein Fluss, der da unten vorbei läuft, sondern eine Chance, Braunau für viele Gäste attraktiver zu machen.
Wenn Sie freie Hand hätten, was würden Sie mit dem Geburtshaus von Adolf Hitler tun?
Mir wäre am liebsten, wenn man aus dem Hitler-Geburtshaus ein Geburtshaus, in dem Frauen entbinden, machen würde. Damit würde man dem Haus eine andere Bedeutung geben. Das ist wohl nicht realisierbar. Ansonsten sollte man das Haus zum Beispiel für Arztpraxen, Geschäfte oder Behördeneinrichtungen nutzen. Eine ganz normale Nutzung wäre am besten.
Kann man mit so einem Haus wirklich normal umgehen?
Ich glaube, die Diskussionen würden schnell aufhören. Angenommen dort wäre eine Arztpraxis drinnen. Dem Patienten, dem etwas weh tut oder der krank ist, wäre es egal, ob hier Hitler geboren wurde oder nicht. Das Mahnmal vor dem Haus sollte bleiben, das ist klar.
Es gibt noch immer keinen Würstelstand, den Sie so vehement fordern. Wird das noch was?
Angeblich müssen noch einige Details für die Bewilligung geklärt werden. Ganz sicher bin ich mir noch immer nicht, ob das etwas wird. Es wäre für Braunau aber ein wichtiger Schritt in eine städtische Normalität, Kebapstuben haben wir genug.
... was in den letzten Jahren innerhalb der blauen Fraktion stattgefunden hat ist nicht gerade förderlich für heuer! Vor einem seriösen Antreten hat man hier noch einiges aufzuarbeiten und erheblich transparenter darzustellen als "hab ich nicht persönlich gekannt.."
Er ist ein erfahrener Mann, der Braunau sicher zum Besseren verändern würde!
gaaaaaanz wichtig !
ps.Schilcher der Waidbacher ist & bleibt Bürgermeister !