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Zwölf Kilo Sprengstoff und keine Angst

Von Von Sabine Novak (Text) und Alfred Reiter (Fotos), 23. Mai 2009, 00:04 Uhr
Zwölf Kilo Sprengstoff und keine Angst
Experte Lutz Michaelis wird mit der Sonde fündig. Bild: Reiter

PASCHING. Wo die Umfahrung Doppl 2 gebaut wird, waren während des Zweiten Weltkrieges Fliegerabwehrstellungen, die immer wieder bombardiert wurden. Die OÖN begleiteten gestern den Bombenspürtrupp, der brisante Relikte ans Tageslicht bringt.

Schauplatz Pasching, schräg gegenüber der Firma Eisen Wagner, kurz vor elf Uhr: Langsam setzt der deutsche Experte Lutz Michaelis von der Wilheringer Kampfmittelbeseitigung GmbH im vom Regen aufgeweichten Lehmboden einen Schritt vor den anderen. In den Händen hält er eine Sonde, die Geräusche von sich gibt. Die Töne, die an einen Geigerzähler erinnern, sind in immer rascherer Abfolge zu hören.

Die Sonde schlägt an

Michaelis bleibt stehen. Er schwenkt das Metallsuchgerät leicht nach links, wieder zurück. Die Stelle mit der schnellsten Tonabfolge ist gefunden. Darunter liegt ein Metallstück. In einer Tiefe von etwa 80 Zentimetern. Das zeigt die Sonde an. Was sich da unten verbirgt, verrät sie nicht.

Mit einer Baggerschaufel ohne Zähne, um nichts zu beschädigen, zieht der Baggerfahrer vorsichtig Schichten von je zehn Zentimetern Erdreich ab. Knapp über dem Metallfund stoppt er. Michaelis gräbt mit einem Spaten weiter. Er stößt auf Metall. Mit den Händen legt er vorsichtig das verrostete, lehmbehaftete Stück frei. Es ist höchst brisant: eine Granate, Kaliber 12,8, 20 Kilo schwer, mit Zünder mit Junghans-Uhrwerk. „Sie enthält etwa zwölf Kilo Sprengstoff“, sagt der Experte und hebt sie vorsichtig hoch.

Lutz Michaelis und sein Kollege Jürgen Jesemann haben ihr Handwerk an der Dresdner Sprengschule gelernt. „Diese ist europaweit federführend“, sagt ihr Chef Friedrich Winkler. In die fast kindliche Freude, Zeugin eines „Bombenfundes“ geworden zu sein, mischt sich bei der OÖN-Redakteurin dennoch ein etwas mulmiges Gefühl. Haben die Bombenexperten keine Angst? „Angst nicht, aber gesunden Respekt. Wenn wir nicht wissen, was wir genau vor uns haben, lassen wir es liegen und rufen gleich den Entminungsdienst an“, sagt Jesemann.

Die 20-Kilo-Granate bergen sie selbst, um sie dem Entminungsdienst zur Sprengung auf einem Truppenübungsplatz zu übergeben. „Sie durch Entfernen des Zünders zu entschärfen, wäre zu gefährlich“, sagen die Spezialisten der Wilheringer Firma.

20 Meter von ihnen entfernt, neben Pflöcken, die die Trasse der Umfahrung markieren, liegen aufgetürmt Blechteile, Hülsen, Helme aus dem Zweiten Weltkrieg und rostiges Metall. All das haben die Bombenexperten allein gestern Vormittag gefunden.

Seit zehn Tagen sind sie mit ihren Sonden auf dem 62.000 Quadratmeter großen Areal unterwegs, auf dem die neue B 139 gebaut wird. Luftbilder aus der Kriegszeit halfen, Gebiete einzugrenzen, wo Relikte verborgen sein könnten. Eine Computersoftware macht nach der Sondierung Auswertungsbilder. Sie verraten, in welcher Tiefe Metallteile liegen und wie groß sie sind. Mehr als 100 Verdachtspunkte haben die Bombenspezialisten geortet. Zehn scharfe Granaten, 130 Zünder und etwa 60 Hülsen haben sie bisher gefunden.

In zehn Tagen soll ihre Arbeit beendet sein. Denn am 6. Juni rücken die Baumaschinen an, um die Umfahrungsstraße zu errichten.

Der Bauleiter des Landes, Friedrich Hauder, hat sein Büro zwischen den Hallen der Firma Wagner längst bezogen. Fast täglich bekommt er Besuch vom Entminungsdienst. „Auf die Baustelle darf daher kein Unbefugter“, sagt er. „Das wäre zu gefährlich.“

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