"Hausverbot" für Sanitäter - Stellungnahmen der Betroffenen
VÖCKLABRUCK. Nach dem angeblichen Rauswurf eines Sanitäters aus einer Vöcklabrucker Disco kam es auf der Facebookseite des Betreibers zu kritischen Kommentaren.
Wie berichtet hatten Sanitäter einer 25-Jährigen helfen wollen, die beim Tanzen schwer gestürzt war. Während einer der Rettungssanitäter die Disco verließ, um einen Notarzt zu verständigen, erteilte ihm der Lokalbesitzer laut Polizeiaussendung "Hausverbot". Außerdem soll er sowohl die Helfer als auch die Verletzte, die sich das Schlüsselbein gebrochen hatte, wüst beschimpft haben.
Seit Bekanntwerden der Geschichte häuften sich auf der Fanseite des Betreibers Meldungen von wütenden Nutzern, die das Verhalten des Geschäftsführers heftig kristisieren. Es sei traurig, dass Geld für den Betreiber wichtiger sei, als das Wohlergehen seiner Gäste, schreibt etwa ein User. Mehrere forderten die Schließung des erst vor wenigen Monaten eröffneten Tanzlokales, das auf Facebook mit dem Zusatz "Dein Tanz- und Flirtlokal mit Niveau" für sich wirbt. Andere plädierten für den Rücktritt des Geschäftsführers.
Inzwischen hat sich der betroffene Rettungssanitäter selbst zu Wort gemeldet und die Geschehnisse relativiert. Ein Mann, der sich später als Geschäftsführer der Disco ausgewiesen hat, habe zu den Sanitätern gesagt, dass sie die 25-Jährige aus dem Lokal bringen sollten und fügte laut Aussagen des betroffenen Sanitäters hinzu: „Und Sie brauchen in das Lokal nicht mehr rein gehen“.
Den Oberösterreichischen Nachrichten liegt auch eine Stellungnahme des Discobetreibers vor. Dieser beschreibt den Vorfall, der sich offenbar bereits vor einem Monat "an einem Samstag zu später Stunde" zugetragen haben soll, so: Die junge Frau habe sich beim Tanzen verletzt, als sie auf einem Podest tanzte und ihrem Freund in die Arme springen wollte. Dieser habe sie nicht auffangen können und sie stürzte. Daraufhin habe die 25-Jährige über Schmerzen im Oberkörper geklagt.
Die Verletzte habe dann die Hilfe von Mitarbeitern des Lokals abgelehnt, sagt der Betreiber. Auch der Einsatz der herbeigerufenen Rettung sei kompliziert gewesen, weil die 25-Jährige das Lokal nicht verlassen wollte. Der Discobetreiber habe nach eigenen Angaben Schaulustige, die den Discoeingang blockierten, zum Gehen aufgefordert, aber gegen niemanden ein Lokalverbot ausgesprochen: "Es wurde keinesfalls ein Betretungsverbot gegen eine Person der Einsatzkräfte ausgesprochen. Missverständnisse kann man natürlich nie ausschließen."
Sturm der Entrüstung auf Facebook
Im Internet nahm die Diskussion über den Vorfall, der offenbar dramatischer kommuniziert wurde, als er tatsächlich war, am Donnerstag kein Ende. Donnerstagvormittag hatten die Verantwortlichen alle Hände voll zu tun, negative Beiträge von der Seite zu entfernen. Anstatt etwa eine Rechtfertigung oder Erklärung zu veröffentlichen, löschten sie binnen Minuten alle Meldungen zu dem Vorfall. Auch dieses "Krisenmanagement" stößt auf Unverständnis. Als "Feiglinge" bezeichnete etwa eine Nutzerin die Verantwortlichen.
Ein anderer forderte, die Seite komplett vom Netz zu nehmen - ein durchaus denkbares Szenario, sollte der Sturm der Entrüstung weiter toben.
Als im Laufe des Donnerstags nach der morgendlichen Zensur immer mehr kritische Beiträge auf der Seite auftauchten, haben sich die Verantwortlichen durchgerungen, mit den Nutzern in Dialog zu treten und auf einige Kommentare zu antworten. In einem Statement heißt es wortwörtlich: "Die Geschichte stimmt so nicht mal ansatzweise, kein vernünftiger Mensch würde so handeln. Die Rettungssanitäterin war sturzbetrunken und privat im Lokal." Auf den Hinweis hin, dass die Polizei den Vorfall in einer Aussendung vollkommen anders darstellt, versucht sich der Betreiber folgendermaßen zu verteidigen: "Das ist die Aussage der Betroffenen, natürlich geht das gegen uns! Seien sie doch bitte objektiv und sehen sie auch die Gegenseite, kein Mensch handelt so wie es uns vorgeworfen wird!"
Die Stellungnahmen sowohl des Sanitäters als auch des Diskobetreibers (siehe oben) bringen nun vielleicht auch etwas Beruhigung in die hitzigen Diskussionen auf Facebook.
In einer Stellungnahme schildert RK-Sanitäter Manuel Sterneder im OÖN-Gespräch , dass er von den Disco-Betreibern angehalten wurde, die schwer verletzte Besucherin möglichst schnell von der Tanzfläche zu entfernen, weil sie die Verletzung nur vorspiele und die Tanzfläche blockiere.