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Ursprung Buam: „Es gibt keine Individualisten mehr“

Von Eva Allerstorfer, 16. März 2012, 00:04 Uhr
Ursprung Buam
Bild: Ursprung Buam

Seit zwei Jahrzehnten machen die Ursprung Buam urige und ehrliche Volksmusik. Ihr neues Album „Adam & Eva“ (Ariola) führt die Musikanten zurück an den Anfang der Zeit. Die Brüder Andreas und Martin Brugger im Gespräch über Inspiration, städtische Vorurteile, technische Hilfsmittel und Versöhnung.

Ihr seid jetzt seit 20 Jahren gemeinsam unterwegs. Da kennt man sich bestimmt nicht nur in- und auswendig, sondern musste erleben, dass die Volksmusik – freundlich ausgedrückt – als unmodern galt. Wurmt euch dieses Vorurteil?

Andreas Brugger: Speziell in der Jugend ist das verankert. Da traut es sich einer in der Hauptschule gar nicht sagen, wenn er Volksmusik klass’ findet. Es ist ein Problem in unserer Gesellschaft, dass wir keine Individualisten mehr haben. Ein jeder ,muss‘ Lady Gaga hören oder die Black Eyed Peas.

Martin Brugger: Der städtische Bereich ist da noch mehr betroffen als der ländliche. Die Landesmusikschulen im Zillertal gehen über. Da wollen die Kinder Instrumente lernen, die nicht nur klassisch sind. Auch die steirische Harmonika und alles, was in Richtung Volksmusik geht. Die Städter haben dieses Vorurteil noch stärker. Man muss aber sagen, dass die Volksmusik nicht unschuldig daran ist. Es gibt gewisse Medien, die die Volksmusik ins Lächerliche ziehen.

Momentan ist Volksmusik aber wieder sehr hip.

Andreas Brugger: Die Volksmusik verändert sich ja auch über die Jahre und Jahrzehnte. Glücklicherweise, sonst wären wir heute noch bei Walther von der Vogelweide und würden Minnelieder singen. Ehrlich gesagt: Es gibt speziell im deutschen Fernsehen Volksmusik-Sendungen, die ich mir als Volksmusikant niemals anschauen würde, weil sie einfach nur peinlich sind. Heute hat man Rockelemente dabei. Ich denke, dass es der Szene sehr gut tut, was Hubert von Goisern und Andreas Gabalier machen. Das ist auch für die Jüngeren nicht mehr zum Schämen.

Martin Brugger: Ein junger Mensch in Deutschland kennt doch die alpenländische Volksmusik gar nicht mehr. Wenn der Volksmusik hört, denkt er an die Wildecker Herzbuam.

Es gibt viele Gruppen, die echte, ehrliche Volksmusik machen. Euch kennt man aber in ganz Österreich bis Berlin. Was macht den Unterschied aus?

Andreas Brugger: Die Volksmusik macht den Fehler, dass sie ohne technische Hilfsmittel arbeitet. Man kann ein breites Publikum ohne Verstärker aufgrund der Akustik aber nicht erreichen. Ich kann in einem 5000 Mann-Zelt noch so gut spielen – wenn man mich nicht hört, dann nützt das nichts. Wir machen nichts anderes als echte Volksmusik mit Gesang, was in Kombination sehr selten ist, und das alles mit Verstärker. Das macht uns massentauglich.

Martin Brugger: Wir haben mit Verstärker kein Problem. Uns gefällt’s, wenn’s laut ist.

Wie arbeitet ihr an eurer Musik? Ein fixer Tagesplan klingt ja doch recht unkreativ.

Martin Brugger: Wir haben keinen fixen Tagesablauf. Bei uns ist alles ungezwungen und der Situation angepasst. Neben der Gitarre steht bei mir ein Kassettenrekorder. Da nehme ich ganz altmodisch und schnell auf, wenn mir etwas einfällt.

Andreas Brugger: Wenn uns die Muse küsst, dann geht es los. Bei allem anderen kommt nicht das Beste heraus, da bin ich überzeugt. Mit Proben schaut es bei uns sehr schlecht aus ...

Was inspiriert euch?

Martin Brugger: Das ist bei uns nicht anders als bei anderen Musikanten. Zu 90 Prozent holt man sich die Inspiration von den Leuten in seiner Umgebung. Wenn man sieht, dass es den Leuten gefällt, dann ist das ein Motor für jeden, der künstlerisch arbeitet.

Ihr seid leidenschaftliche Fischer (Martin, Anm) und Jäger (Andreas, Anm.). Macht das eure Musik natur- und heimatverbunden?

Martin Brugger: Ich könnte mit meiner Familie nie in einer Siedlung oder einer Stadt wohnen. Andreas ist mein einziger Nachbar. Wir mögen es gern ruhig. Ich bin auch einmal ganz froh, wenn ich alleine bin. Das entspannt mich.

In der Abgeschiedenheit habt ihr also Zeit für Musik. In eurer Familie wird schon seit Jahrhunderten musiziert.

Andreas Brugger: Das stimmt. Unsere Ururgroßeltern haben schon seit dem 16. Jahrhundert Zither und Harfe gespielt. Das ist familiär stark verankert.

Seht ihr euch als Kulturgut?

Andreas Brugger: Was ist Kultur? Lassen wir das andere entscheiden. Kultur ist Sache der Auslegung.

Martin Brugger: Kultur kann man gar nicht definieren, glaub ich. Sagen wir so: Wir versuchen, altes Kulturgut zu verbreiten. Selber kann man nicht Kulturgut sein, denke ich.

Mit eurem neuen Album „Adam & Eva“ kehrt ihr noch näher an eure Wurzeln zurück. Wie kommt’s?

Andreas Brugger: Ich muss ganz ehrlich sagen, im Endeffekt ist es ganz ähnlich den Vorgängern. Es ist eine Kunst und eine Herausforderung, seinem Stil treu zu bleiben. Auf diesem Album ist uns das gut gelungen, wie ich meine. Es ist von flott bis Balladen alles dabei. Was ist also anders? Grob gesagt, nichts, aber doch auch wieder einiges.

Es geht um Zwischenmenschliches, um das Zusammenleben von Mann und Frau, wie sie sich verlieben, wie sie streiten, wie sie sich versöhnen. Worauf seid ihr gestoßen, als ihr euch damit beschäftigt habt?

Andreas Brugger: Wir sind draufgekommen, dass man ein ganzes Buch brauchen würde, um alle Unterschiede aufzuschreiben. Da fängt es mit unterschiedlichen Interessen an, die man schon bei kleinen Kindern merkt. Diese Unterschiedlichkeit gehört zusammen. Ich glaube, dass sich genau das wunderbar ergänzt.

Martin Brugger: Da hapert’s auch bei der Selbstständigkeit. Ich merke bei meinen Kindern, dass mein Dirndl (3) um Welten selbstständiger ist als mein Bua (6).

Andreas Brugger: Auch wenn es einmal fetzt: Die Versöhnung ist dann ja umso schöner.

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