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Gipfelgespräch mit Toni Schutti: Konzept statt Parteibuch

Von Christoph Zöpfl, 06. April 2013, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Gipfelgespräch am Dachstein
Gipfelgespräch am Dachstein  Bild: Marlies Czerny

Toni Schutti ist seit 13 Jahren Geschäftsführer der österreichischen Sporthilfe. Einer politischen Seilschaft gehört er nicht an. Auf dem Dachstein versuchten wir, uns einen Überblick über die heimische Sportlandschaft zu verschaffen.

OÖNachrichten: Ist der Sport so arm, dass es eine Sporthilfe geben muss?

Toni Schutti: Diese Institution ist Anfang der 1970er-Jahre entstanden und kümmert sich um die individuelle Förderung von Sportlern, die ohne Sporthilfe schon arm dran wären. In den meisten Sportarten musst du ja wie ein Profi arbeiten, um an die Weltspitze zu kommen, beim Verdienen bleibt man aber ein Amateur.

Österreichs Sportförderung funktioniert nach dem Gießkannen-Prinzip. Ist das aus deiner* Sicht okay?

Es hat auch eine gute Seite, denn wenn du nur noch gezielt einen Teil einer Wiese bewässerst, dann trocknen vielleicht andere Gebiete aus.

Es besteht aber auch die Gefahr, dass Fördermittel wirkungslos versickern.

Ja, die gibt es. Aber diese Gießkanne ist halt das Produkt des österreichischen Föderalismus. Es gibt Gemeinden, Regionen, Länder, den Bund und im Sport kommen noch Fachverbände und Dachverbände dazu, jede Institution hat eigene Fördermodelle.

Weißt du eigentlich, wie viel ein Sportler von den verschiedenen Förderquellen bekommt?

Jeder, der von der Sporthilfe unterstützt wird, muss das genau angeben. Wichtig wäre, dass es eine Datenbank gibt, die alle Sportler umfasst, die mit öffentlichen Mitteln gefördert werden. Sobald Steuergelder ins Spiel kommen, müsste es Transparenz geben.

Diese Datenbank hast du schon vor zehn Jahren gefordert, aber es gibt sie noch immer nicht. Dafür haben wir im Sport Strukturen und ein politisches Proporzsystem, das schon vor 50 Jahren antiquiert war. Ist eine echte Reform in Sicht?

Naja, das neue Bundessportfördergesetz könnte ein erster Schritt sein. Die Verstärkung einer projektbezogenen Förderung ist nicht schlecht, ob sie gerecht sein wird, ist eine andere Frage. Was den Proporz betrifft – der ist eine österreichische Besonderheit, die in viele gesellschaftliche Bereiche hineinspielt, auch in den Sport. Ich weiß auch nicht, wie man das ändern könnte.

Entschuldige meine naive Frage: Welche politische Punzierung trägst du eigentlich?

Ich habe keine. Sportpolitik sollen die Funktionäre machen.

Und wie hast du ohne Parteibuch deinen Job bekommen?

Ich hatte kein Parteibuch, aber ein Konzept, das die Entscheidungsträger überzeugt hat. Offenbar war man damals auch auf der Suche nach einem politisch nicht zuordenbaren Kandidaten.

Im Herbst hatte der damalige Sportminister Norbert Darabos die Sporthilfe rot „einfärben“ wollen, nach einem Hearing hat man dann doch deinen Vertrag um fünf Jahre verlängert. Hat dich das überrascht?

Überrascht hat mich vor allem die Vorgangsweise. In der Parteipolitik laufen die Dinge völlig anders als im normalen Wirtschaftsleben. Die ganze Geschichte war eine lehrreiche Erfahrung für mich.

Ich habe das Gefühl, Österreichs Spitzensportler sind besonders arg von Kopf bis Fuß mit Sponsoren-Logos zugepflastert – und Handys hängt man ihnen bei TV-Interviews auch noch um den Hals. Ist diese Art von Werbung clever oder phantasielos?

Weder noch. Es zeigt halt, wie viel Unterstützung und Aufwand notwendig ist, um an die Spitze vorzudringen. Du redest offenbar von unseren Skifahrern – der Skiverband hat glücklicherweise viele Partner, dementsprechend schauen seine Sportler auch aus.

Eine Nachfrage zur Wahl der Partner: In Norwegen wäre es undenkbar, dass der Trainer der Skispringer mit einer Bierfahne – also einer Fahne mit dem Logo einer Brauerei – die Startfreigabe erteilt. In Österreich leben Sport und Alkohol in enger Werbepartnerschaft. Wie gefällt dir das?

Diese Sache spiegelt unseren Umgang mit dem österreichischen Lebensmittel Bier wider. Die Skandinavier haben einen völlig anderen Zugang zum Alkohol. Der wird dort nicht frei verkauft. Mir wäre es jedenfalls lieber, wenn das Bier, für das unsere Sportler Werbung machen, zumindest alkoholfrei wäre.

Vom Alkohol zum Doping: Szene-Insider Stefan Matschiner hat kürzlich in einem Interview gesagt, auf Österreich käme noch eine Lawine zu. Müssen wir fürchten, dass demnächst noch einige Denkmäler vom Sockel stürzen?

Zumindest ein Teil der Vergangenheit wurde zuletzt ja aufgearbeitet, ob noch etwas dazukommt, kann ich nicht beurteilen. Von der Aussage eines Herrn Matschiner halte ich aber gar nichts, der hat ganz andere Interessen, als zu einer Wahrheitsfindung beizutragen.

Wärst du eigentlich gerne ein Spitzensportler?

In Österreich ist es ein hartes Brot, Spitzensportler zu sein, speziell in einer Sportart, wo man nichts bis wenig verdienen kann. Das Ausleseverfahren ist beinhart, die Plätze an der Sonne sind sehr rar, dafür ist die Erwartungshaltung extrem hoch. Wenn du bei Olympia nichts gewinnst, bist du schnell der Versager. Also, besonders lustig stelle ich mir das nicht vor.

Wie sportlich ist der Sporthilfe-Boss?

Ich laufe gerne, bin mit dem Mountainbike viel in der Natur unterwegs. Nächstens Jahr werde ich zum siebenten Mal beim Wasalauf starten. Als Langläufer habe ich früher versucht, wettkampfmäßig Tempo zu machen. Ich weiß also aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, an die Spitze zu kommen und habe daher auch viel Respekt vor Leuten, die in der Ergebnisliste nicht ganz vorne stehen.

Ein Gespräch auf hohem Niveau

Hoch hinaus wollten wir bei unserem Gipfelgespräch mit Toni Schutti. Der Steirer, der in Ramsau wohnt, schlug den Dachstein vor, der quasi vor seiner Haustüre steht. Während er beim Aufstieg zunächst in der Südwandbahn hinaufgondelte, wählten wir den klassischen oberösterreichischen Winter-Zugang, die Rumpler-Ski-Tour. Von der Bergstation der Südwandbahn ging es dann gemeinsam zur Randkluft und von dort mit Steigeisen und Pickel hinauf zum Gipfel, der uns mit einer fantastischen Aussicht belohnte: 360 Grad Bergpanorama. Der Abstieg hinunter zum Skidepot war dann etwas haarig, Schuttis rechte Daumenspitze ist immer noch gefühllos. Seine Handschuhe waren etwas zu dünn oder die Kälte zu groß. Oder beides. Am Hallstätter Gletscher trennten sich dann unsere Wege. Schutti gondelte wieder runter, wir hatschten die Rumpler-Runde zu Ende. Die tiefstehende Sonne verwandelte die Dachsteinregion in ein Lichtspieltheater. Selten hat uns der „Außendienst“ so viel Spass gemacht wie heute. Danke für die Gipfel-Auswahl, Herr Schutti.

Zur Person: Toni Schutti

Der 58-jährige Steirer ist seit dem Jahr 2000 Geschäftsführer der Österreichischen Sporthilfe. Zuvor war er bei Fischer und Atomic tätig. Bei der Salzburger Skifirma war er zuletzt Rennsportdirektor für Alpin, Nordisch und Snowboard.
Nach dem Abschluss der Handelsschule in Knittelfeld absolvierte er nach einem Intermezzo bei den ÖBB die Ausbildung zum Diplomsportlehrer, außerdem bildete er sich später im SGMI Management-Institut St. Gallen neben dem Beruf weiter (Diplomökonom, Master of General Management).
Schutti ist geschieden, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in Ramsau und Wien.

 

* In den Bergen sind wir mit unseren Gesprächspartnern per du.

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1  Kommentar
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Ameise (45.683 Kommentare)
am 06.04.2013 05:34

auf die Nase gefallen.
Nun,das ist für ihn Routine...
grinsen

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