"Vor der Chemo haben sich alle eine Glatze rasiert"
BAD GOISERN. Seit Dezember kämpft Bad Goiserns Torjäger Jesse Engleitner (19) gegen den Krebs. Und er hat dabei sehr viele Mitstreiter an seiner Seite.
Das Wichtigste zuerst: Es wird alles wieder gut. Weil Jesse Engleitner, Stürmer beim SV Kieninger Bau Bad Goisern in der 1. Klasse Süd mit dem Tumor in seinem Körper genauso gnadenlos umgeht wie mit den gegnerischen Torhütern auf dem Fußballfeld. Im Nachwuchs gibt es keinen Torschützenkönigtitel, den er nicht geholt hat, der Weg in die Kampfmannschaft war vorgezeichnet. "Das sind schon auch die Gene", sagt der 19-Jährige mit einem Grinsen. Denn sein Vater, Jürgen Aschauer, war nicht nur im Salzkammergut ein gefürchteter Bomber. Beim FC Blau-Weiß Linz wurde er Torschütze in der Regionalliga Mitte. Auch bei den Profis des FC Linz kickte Aschauer einst mit.
Beide haben daheim in Bad Goisern mit dem Fußball begonnen, und in 20 Jahren wird Jesses Karriere mit Sicherheit auch bei seinem Stammverein ausklingen. An ein gemeinsames Fußballmatch ist derzeit zwar (noch) nicht zu denken. Die Bindung zum Verein ist aber für Jesse seit der Diagnose vom Dezember noch enger geworden. "Schon vor dem ersten Chemotermin sind alle bei mir gewesen, damit ich nicht alleine zur Therapie wegfahren musste. Bevor ich kurz vor Neujahr zur zweiten Chemotherapie gefahren bin, sind wieder alle vor der Haustür gestanden", erinnert er sich zurück.
Weil die Haare langsam, aber sicher ausfielen, taten es ihm die Mitspieler und weitere Freunde gleich und ließen sich eine Glatze schneiden. "Von der Reserve war es die gesamte Startelf, und auch von der Kampfmannschaft waren es ganz, ganz viele. Und jene, die an dem Abend nicht dabei waren, haben sich die Haare im Nachhinein abrasiert und mir die Fotos geschickt. Das hat mir extrem viel Kraft gegeben."
Fit sein für die Operationen
Die Chemotherapie ist mittlerweile beendet. "Es geht mir gut. Ich kann mittrainieren. Es ist wichtig, für die nächsten Operationen fit zu sein. Es müssen noch Metastasen im Bauch und in der Lunge entfernt werden."
Familie, Freunde, Mitspieler, die Arbeitskollegen im Autohaus Limberger – dem Arbeitgeber des gelernten Spenglers und Lackierers – alle stehen ihm zur Seite. "Ich könnte auf meine Kinder sowieso nicht stolzer sein. Aber die Art und Weise, wie Jesse die Situation angenommen hat und mit ihr umgeht, ist nicht mit Worten zu beschreiben", sagt sein Vater Jürgen Aschauer.
Durch seine Erfolge als Spieler hat sich Jesse im gesamten Salzkammergut zudem bereits einen besonderen Status erspielt. Dadurch kennen auch viele Fußballfreunde seine Geschichte – und wurden in den vergangenen Monaten zu stillen Daumendrückern.
Jesse wird auch dieses Match gewinnen.