Das Rad für zwischendurch
Klappräder sind keine neue Erfindung, trotzdem erleben die faltbaren Drahtesel wegen Fahrradverboten in Zug, Straßenbahnen und Bussen eine Renaissance. Die OÖNachrichten waren eine Woche mit einem Falt-Stahlross unterwegs.
Bis auf deutlich kleinere Reifen sieht ein Klapprad im ausgeklappten Zustand aus wie ein echtes Fahrrad. Im komprimierten Zustand wirkt es hingegen, als hätte ein unvorsichtiger Lkw-Fahrer seinen Laster auf einem Fahrrad geparkt. „Mah, des Radl schaut ja furchtbar aus. Hams leicht an Unfall g‘habt“, wundert sich eine ältere Dame besorgt beim Anblick des zusammengeklappten Stahlrosses. Ein undefinierbares Gewirr aus Verstrebungen, Reifen – und mit viel Fantasie ist auch die Lenkstange zu erkennen. Umso überraschender: Selbst als ungeübter Faltrad-Nutzer ist der gordische Metallknoten mit nur drei Handgriffen gelöst. Mit einem Klipp und einem Klapp lässt sich der Aluminiumhaufen tatsächlich in ein Fahrrad verwandeln.
Sporttaschen-Format
Das Testrad der OÖN ist von der Firma Dahon (Modell: Eco3 mit einer Shimano FT 30 7-Gangschaltung). Das rote Klapprad mit Aluminiumrahmen bewegt sich mit 419 Euro (bei Intersport Eybl in Linz) im mittleren Preissegment der Klappräder, bis zu 2000 Euro muss man für die teuersten hinblättern. Die günstigsten gibt es schon ab rund 190 Euro. Unser Testrad wiegt 12,1 Kilogramm und misst gefaltet: 30x80x66 Zentimeter.
An Straßenbahnhaltestellen erntet man verwunderte Blicke, wenn man sein Rad neben den Wartenden auf Koffergröße verkleinert, um dann mit dem Metallgewirr im Sporttaschen-Format einzusteigen. Das Mitnehmen von normalen Fahrrädern ist in den Straßenbahnen und Bussen der Linz-AG wegen Platzmangel und Haftungsproblemen im Falle eines Unglücks eigentlich nicht gestattet. Die Falträder bilden hier eine Ausnahme. „Sofern sich das Klapprad wie ein normales Gepäckstück transportieren lässt, haben wir kein Problem damit. Fahrgäste, die mit einem normalen Fahrrad zusteigen, werden allerdings prinzipiell genauso wie Schwarzfahrer rigoros gestraft“, sagt Albert Waldhör, Geschäftsführer der Linz Linien AG.
Fahrrad im Schnellzug
Auch bei den Österreichischen Bundesbahnen lässt sich mithilfe eines Klapprades so manches Verbot umradeln. In den Railjetzügen der ÖBB ist die Fahrrad-Mitnahme nämlich untersagt: „Wenn man ein Klapprad in einer Radtasche mitführt, die sich sicher im Gepäckfach oder unter dem Sitz verstauen lässt, kann man auch in den Schnellzügen mit dem Rad verreisen“, sagt Mario Brunnmayr, Pressesprecher der ÖBB für Oberösterreich. In den Standardzügen der Bundesbahnen kann man Fahrräder – bei vorhergehender Reservierung – mitnehmen, allerdings nur gegen Aufpreis (2,50 Euro bis 5 Euro pro Fahrrad). Hier hilft ein Klapprad beim Sparen, denn die Mitnahme des koffergroßen Sportgerätes ist mit keinen Kosten verbunden.
Genug Platz im Smart
Für Kleinstwagenfahrer ermöglicht ein Faltrad das bisher Undenkbare: ein Fahrrad im Kofferraum zu verstauen. Beim OÖN-Test verstauten wir das geklappte Rad in einem Smart fortwo. Mit etwas Übung und ein bisserl Gewalt lassen sich auch zwei der faltbaren Räder im winzigen Smart-Kofferraum unterbringen. Dem glücklichen Pärchen-Radausflug mit dem Smart stünde also nichts mehr im Wege.
Während der österreichische Automarkt mit 330.000 Neuzulassungen heuer einen neuen Rekord erreichen wird, verzeichnet der Fahrradhandel ein durchschnittliches Jahr. „Die endgültigen Zahlen sind zwar noch nicht da, ich rechne für 2010 aber mit 360.000 bis 370.000 Verkäufen“, sagt Gernot Loidl, Geschäftsführer von Merida-Importeur Sail&Surf. Bei den Mountainbikes gibt es einen leichten Rückgang, Elektro- und Falträder hingegen werden laufend beliebter.
Technik, Preise und Händler
Preise: Die Preise variieren stark zwischen 190 und mehr als 2000 Euro.
Vertrieb: Praktisch alle großen Hersteller und alle größeren Händler bieten Klappräder an. Zudem gibt es Faltrad-Spezialanbieter wie etwa
Brompton. Große Auswahl gibt es auch im Internet – u.a. auf www.fahrrad.co.at, www.brompton.at, www.bikester.at
Vorteile: Mit einem Klapprad ist man auch in „Öffis“ erwünscht. Selbst in den Schnellzügen der ÖBB (Railjets) darf man ein Klapprad (mit
einer Radtasche) mitnehmen.
Das ist wichtig: Je leichter das Rad, umso einfacher ist der Transport. Wichtig ist auch der ausgereifte Faltmechanismus. Wer viel damit fährt, sollte auf gute Bereifung und hochwertige Schaltung achten. Am besten ist es, verschiedene Falträder beim Händler auszuprobieren.