Gmundner Historie aus einem völlig neuen Blickwinkel und mit vier Teilen
GMUNDEN. Was haben eine Villa, Margaret Stonborough, Gustav Klimt und Thomas Bernhard gemein?
Einen nicht nur aus historischer Sicht hochinteressanten, spannenden Zusammenhang vierer "Puzzlestücke" hat der Gmundner Publizist Christian Dickinger entdeckt und für die Salzkammergut-Nachrichten aufbereitet. Die "Villa Toscana" zu Gmunden, Margaret Stonborough, Gustav Klimt und Thomas Bernhard – was haben ein ehemaliges habsburgisches Anwesen, eine Großindustriellentochter und Schwester eines Jahrhundertphilosophen, ein Jahrhundertmaler sowie der weltweit bekannte Schriftsteller Bernhard miteinander zu tun? Auf den zweiten Blick doch einiges. Hier Dickingers Erkenntnisse.
1859 war die habsburgische Herrschaft in Florenz, der alten Hauptstadt der Medici, zu Ende gegangen. Die "Toscaner" waren fürderhin auf finanzielle Zuwendungen des Kaisers angewiesen. Die Familie von Großfürst Leopold II., der 1870 starb, erwarb 1869 die Halbinsel Ort in Gmunden mit Land- und Seeschloss. Das Landschloss war für den jüngsten Sohn gedacht, Erzherzog Johann Salvator, der sich nach seinem Ausscheiden aus dem Kaiserhaus Johann Orth nannte.
Seine Mutter Maria Antonia ließ die "Villa Toscana" errichten. Ernst Ziller, ein Schüler von Theophil Hansen, "Ringstraßenarchitekt", war führend beteiligt, die tradierte Partizipation des jungen Erzherzogs ist höchst fragwürdig, da er erst 17 Jahre alt war. Sein älterer Bruder Ludwig, der auch öfter in Gmunden war, beherrschte angeblich 14 Sprachen, war naturwissenschaftlich versiert, Autor, Freund von Jules Verne und dem weiblichen Geschlecht (aber auch dem anderen) überaus zugetan.
Unwahre Verschwörungstheorie
Die meiste Zeit verbrachte er neben Prag im Mittelmeerraum (Mallorca). Johann Orth, der "unstandesgemäß" geheiratet hatte (laut einer im Übrigen unsinnigen "Verschwörungstheorie" habe er gemeinsam mit dem Kronprinzen Rudolf den Kaiser stürzen wollen), verschwand 1890 mit seiner Frau Milli Stubel an der Südspitze von Südamerika. Erst 1911 wurde er für tot erklärt. Im Jahr darauf wurde sein Nachlass aus dem See- und Landschloss, dem Besitz Toscana sowie der Sammlung Schloss Valkenhayn in Berlin versteigert.
Ende Dezember 1913 erwarb die 1882 geborene Margaret Stonborough von Johanns Erben die Liegenschaft bzw. die Villa. Ihr Vater Karl Wittgenstein, einer der reichsten Männer der Monarchie, der "Pfadfinder der Eisenindustrie", war kurz zuvor verstorben und hatte die Tochter reichlich bedacht.
Wittgenstein unterstützte die Künstler der "Wiener Secession". Vor allem galt seine Aufmerksamkeit Gustav Klimt, der sodann ein Bildnis von Wittgensteins Tochter Margaret schuf, das zu einem seiner bekanntesten Werken zählt und später der "Pinakothek" zu München überantwortet wurde. 1905 verlobte sie sich mit dem sehr wohlhabenden Amerikaner Jerome Stonborough. Während des Zweiten Weltkrieges musste sie emigrieren, für das Anwesen interessierte sich unter anderem Magda Goebbels, die Gattin des NS-Propagandaministers.
Pianist mit nur einem Arm
Einer von Margarets jüngeren Brüdern war der hoch begabte Pianist Paul Wittgenstein, der allerdings im Krieg einen Arm verloren hatte, eine "Lebenskatastrophe". Er erwarb sich eine eigene Spieltechnik, die ihn an die Spitze zurückbrachte. Komponisten wie Maurice Ravel, Richard Strauss, Paul Hindemith, Erich Wolfgang Korngold und Benjamin Britten schrieben für ihn. Ein anderer Bruder war Ludwig Wittgenstein (1889–1951), einer der berühmtesten Philosophen des 20. Jahrhunderts ("Tractatus logico-philosophicus – Philosophische Untersuchungen"), ein Genie, das mit seinem Leben aber nie zurande kam und unter Depressionen litt. Auch er weilte oftmals in Gmunden. Am Ende des "Tractatus" steht: "Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen." In den 1920er Jahren wirkte Ludwig Wittgenstein zudem an der Planung des legendären Wohnhauses seiner Schwestern in Wien mit.
Wittgenstein und Bernhard
Der exzentrische Paul Wittgenstein, nicht zu verwechseln mit dem Pianisten, hatte wiederum ein Mathematikstudium aufgenommen und war ein Neffe zweiten Grades von Ludwig Wittgenstein, der manisch-depressiv und beinahe schon krankhaft opernbegeistert war. Und nun schließt sich der Kreis, der von einer Gmundner Villa zu einem berühmten Schriftsteller reicht, denn Paul unterhielt von 1967 bis 1979 eine gute, freundschaftliche Beziehung zu Thomas Bernhard. Dieser schrieb auch das 1982 erschienene Buch "Wittgensteins Neffe. Eine Freundschaft". Paul wurde in Traunkirchen geboren, seine Mutter entstammte der Juwelierfamilie Köchert. Er wurde einmal als "Genie ohne Resultate" bezeichnet. Bernhard starb am 12. Februar 1989 in seiner Wohnung in der Gmundner Lerchenfeldgasse.
... fürderhin ... selten, aber schön!
"Bernhard starb am 12. Februar 1989 in seiner Wohnung in der Gmundner Lerchenfeldgasse."
Wurde damals nicht berichtet, dass er im kh vb gestorben ist?
Auch an DER Historie - von Herrn Dickinger stimmig aufbereitet -sieht man, warum Gmunden so stillos & unse(e(hnswert abgesandelt ist.
Heute vegetieren nur nur mehr Kretie & Pleti in Gmunden! COOL
und du, das machts noch schlimmer!!