Assistentin, politische Vertraute und Lebensversicherung in einer Person

"Parlamentarische Mitarbeiter" organisieren für Abgeordnete Termine, übernehmen Recherchen und bereiten Reisen vor. Genau das macht Evelyn Pammer – und einiges mehr. Denn die Leopoldschlagerin arbeitet für Franz-Joseph Huainigg. Der Kärntner ist Tetraplegiker – kann also weder Beine noch Arme bewegen. Aufgrund eines Impfschadens ist er seit seiner Kindheit auf Hilfe angewiesen. Die Krankheit breitet sich unaufhaltsam aus: Konnte er als Student noch mit Hilfe von Krücken gehen und Auto fahren, ist mittlerweile auch sein Sehnerv massiv geschädigt – und er muss künstlich beatmet werden.

Seinen Lebensmut kann das nicht erschüttern. Ebenso wenig seine Tatkraft und seinen Humor. Kaum jemand weiß das besser als Evelyn Pammer. Sie ist seit September 2011 an der Seite des Politikers. Zunächst war sie als persönliche Assistentin für die Bewältigung seines Alltags verantwortlich – vom Ankleiden über die Körperpflege bis hin zur Essenseinnahme. In dieser Zeit hat sie der Behindertensprecher der Volkspartei im Parlament, Gründer mehrerer Selbsthilfegruppen und Buchautor zu schätzen gelernt. So sehr, dass er ihr kurz darauf anbot, seine Parlamentarische Mitarbeiterin zu werden.

Parlament statt Zypern

"Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ein Stipendium für ein Auslandssemester in Zypern in der Tasche", erinnert sich Pammer genau an den Tag, der ihren beruflichen Werdegang rundum veränderte. Denn bis dahin hatte die Pädagogik-Studentin (Fächer: Englisch und Philosophie/Psychologie) ihre Zukunft im Klassenzimmer gesehen. Drei Tage gab ihr Huainigg Bedenkzeit – Pammer nahm das Angebot an. Eine Entscheidung, die sie seither nie bereute. "Ich habe den schönsten Arbeitsplatz der Republik. Von meinem Schreibtisch im Palais Epstein aus blicke ich direkt auf die Hofburg", sagt Pammer. Der Beruf ist fordernd, das Arbeitspensum hoch. Speziell an der Seite von Franz-Joseph Huainigg: "Er sucht stets neue Herausforderungen, jammert nicht, hat einen unglaublichen Humor und täglich neue Ideen für Projekte." Freilich: Jede Veranstaltung muss hinterfragt werden, ob die Räumlichkeiten auch barrierefrei sind, jede Reise muss penibel genau geplant sein, jeder Redebeitrag gut vorbereitet werden, da Huainigg nicht mehr lesen kann und deshalb seine Reden auswendig lernt.

Genau das mache ihre Zusammenarbeit so speziell. "Es ist keine klassische Chef-Mitarbeiter-Beziehung, eher ein Arbeiten auf Augenhöhe." Aus ihrer Zeit als Persönliche Assistentin kennt Pammer alle Handgriffe und Notfallpläne und ist damit Huainiggs Lebensversicherung im Alltag. "Das sind die Momente, in denen man auf Zack sein muss. Wenn er plötzlich keine Luft mehr bekommt und der Fehler, etwa ein abgeklemmter Luftschlauch des Beatmungsgeräts, schnell gefunden ist. Zwischen Ausschusssitzung und Veranstaltungseröffnung schnell einmal sein Leben gerettet.

Das Buch "Mut zum Glück" von Franz-Josef Huainigg, zu dem Evelyn Pammer ein Kapitel beigesteuert hat, ist im Verlag Ueberreuter erschienen.