In zehn Jahren sank der Auto-Anteil kaum, Fahrradverkehr leicht gestiegen
LINZ. Von 2012 bis 2022 ging der Autofahrer-Anteil von 67,6 auf 65,5 Prozent zurück
In den vergangenen zehn Jahren ist in Oberösterreich der Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Gesamtverkehr erstmals geschrumpft: um 2,1 Prozent. 2012 nutzten 67,6 Prozent das Auto für ihre täglichen Wegstrecken, nunmehr sind es nur noch 65,5 Prozent. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs (ÖV) ist gleichgeblieben, der Radfahrer- und Fußgängerverkehr leicht gestiegen (um 1,5 bzw. 1,2 Prozent).
Diese Ergebnisse hat die Mobilitätserhebung des Landes Oberösterreich für das Jahr 2022 ergeben, die alle zehn Jahre durchgeführt wird, zuletzt 2012. Seither sei die Bevölkerung gewachsen und die Zahl der Wegstrecken, die die Einwohner nehmen, gestiegen, wie Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FP) gestern mitteilte. Demnach wuchs die Bevölkerung seit 2012 um 9,3 Prozent auf mehr als 1,4 Millionen Einwohner. Legten die Oberösterreicher vor zehn Jahren noch rund 3,7 Millionen Wegstrecken pro Tag zurück, sind es mittlerweile 4,2 Millionen.
Die Mobilitätserhebung 2022 sei die "größte im deutschsprachigen Raum", sagt Steinkellner. 276.000 Haushalte seien eingeladen worden, mitzumachen. Rund 31.000 Haushalte haben sich (größtenteils online) beteiligt, dies seien rund 66.500 Einzelpersonen. Nun sind Fachleute dabei, fast 200.000 Wege-Datensätze im Detail auszuwerten und die Ergebnisse auf kleinere Regionen und Gemeinden herunterzubrechen, damit sie in das "Mobilitätsleitbild 2035" einfließen können.
Linz: minus sieben Prozent
Details liegen für Linz vor. Dort ist der Anteil der Autofahrer in zehn Jahren um sieben Prozent gesunken: von 49 auf 42 Prozent. Einen halben Prozentpunkt geschrumpft ist der Anteil der Öffis. Dafür wuchs der Fußgängerverkehr um fast vier Prozent, der Radfahreranteil um 3,5 Prozent.
Was den Pendlerverkehr nach Linz betrifft, sank der Pkw-Anteil von knapp 72 Prozent auf knapp 69 Prozent. Teils deutlich gestiegen sei der Anteil des ÖV auf einigen Pendlerstrecken nach Linz. So aus Richtung Rohrbach entlang der B127 bzw. der Mühlkreisbahn: Dort sei der Anteil der Öffi-Nutzer um 20 Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen: Von knapp 17.800 Fahrten nach Linz erfolgen aus dieser Richtung mittlerweile rund 5400 öffentlich. Aus Richtung Haselgraben (B126) pendeln fast 3000 Menschen mit dem ÖV ein, ein Plus von 30,7 Prozent.
Aus Richtung der B3 bzw. der Donauuferbahn kommend stieg der Anteil der Öffi-Nutzer um 44,4 Prozent auf 1176 Pendler, bei insgesamt knapp 7800 Fahrten insgesamt. Dass der Anteil des ÖV nach der Pandemie "grosso modo gleichgeblieben" sei, ist für Steinkellner bemerkenswert. Denn: "Corona war keine Werbeveranstaltung." Das größte Projekt sei die Realisierung der Linzer Stadtbahn. Er wolle "keine Verbotsgesellschaft, wir werden auch in Zukunft auf Straßen fahren – unabhängig vom Antriebsmittel."
Moderne Infrastruktur sei "Grundlage für unsere starke Wirtschaft", sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP). "Wir werden immer ein Land der Pendler sein."
Kritik der Grünen OÖ: "Mobilitätswende in Slow Motion"
Während gestern Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FP) bei der Präsentation der oberösterreichischen Mobilitätsstudie von einer „Trendwende“ sprach und die auf einzelnen Bahnstrecken gestiegenen Fahrgastzahlen mit der S-Bahn-Reform in Verbindung brachte, übten die Grünen heftige Kritik.
Die erhobenen Zahlen seien „sicher keine spektakuläre Trendwende, sondern die bekannte schwarz-blaue Verkaufsstrategie“, sagt Landtagsabgeordnete Dagmar Engl, die Mobilitätssprecherin der Grünen.
Um zwei „magere Prozent“ sei der motorisierte Individualverkehr innerhalb von zehn Jahren gesunken. „Das ist kein Erfolg, sondern eine Verkehrswende in Slow Motion.“ Nur jeder zehnte Weg werde weiterhin mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt.
Genaue Kenntnisse über das Mobilitätsverhalten der Oberösterreicher seien für die Verkehrsplanung und das Gesamtverkehrskonzept „essenziell“, doch „noch haben wir es mit Spurenelementen an Verbesserungen zu tun“, sagt Engl.
Oberösterreich müsse die Mobilitätswende umsetzen. „Durch die Attraktivierung der öffentlichen Verkehrsmittel und den Ausbau der Radwege und der Schiene“, sagt die Abgeordnete.
Radlobby sieht keine Trendumkehr
Keine Trendumkehr kann die Radlobby Oberösterreich erkennen. Vorsitzender Gerhard Fischer verweist auf den OÖ-weiten Wert von 6,9 Prozent Radverkehrsanteil, den die Mobilitätserhebung 1992 ergeben habe. Trotz der Steigerung seit 2012 habe man noch immer nicht das Niveau von damals erreicht. „Wir waren beim Radverkehrsanteil im Jahr 2012 auch im Bundesländervergleich auf einem absoluten Tiefpunkt von nur 5,2 Prozent angelangt, tiefer konnte es angesichts des enormen Freizeitradlboom kaum noch runter gehen. Mit jetzt 6,7 Prozent Radverkehrsanteil befinden wir uns auf dem Niveau welches wir vor 25 Jahren schon hatten“, sagt Fischer.
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Rad fahren ist sicher und ungefährlich
Wer möchte nicht gerne jeden Tag unsichtbar, und ungeschützt im Berufsverkehr zwischen Autos, LKWs, Öffis in die Arbeit und wieder nach Hause fahren.
Die meisten stehen lieber bequem im Auto im Stau, ist doch viel entspannter und schöner
die 9,3% Bevölkerungszuwachs rückgängig machen und die meisten unserer derzeitigen Probleme wären sofort gelöst, der Wohlstand, die Sicherheit und die Geselligkeit könnte zurückkehren!
In den 70-80 Jahren war nur Geld für die Strasse da, für Öffis war die Kasse leer. Jetzt wird gejammert das der Straßenverkehr mehr steht wie fährt.
Der Anteil der Radfahrer in Linz ist nicht um 3,5% sondern um 3,5%-Punkte gestiegen. Prozentual wären das fast 50% mehr.
Das sehe ich genauso. Vor allem ist der Anteil an den älteren Semstern stark gestiegen. Ich meide daher auch die viel befahrenen Radwege und benütze das niederschwellige Straßensegment, wie Gemeindestraßen und Güterwege, welche um eine größere Stadt oder Ortschaft herumführen. Dazu muss man sich halt dort auch ein wenig auskennen.
Die Einwohner sind mehr geworden, das Angebot der Öffis ist nicht besser geworden. Was sollte dann den Individualverkehr reduzieren?
Uto...
Würde ich nicht so sagen.
Die Öffis haben kürzere Intervalle.
Dafür stieg die Zahl der Kampfradler um gefühlte 30%