Adel schlich sich über einen Geheimgang in das Bürgerbräu
STEYR. Ein Geheimgang von Schloss Lamberg zur Engen Gasse ist keine Sage und wird zur Landesausstellung in Steyr bespielt werden.
- Ein Geheimgang von Schloss Lamberg zur Engen Gasse ist keine Sage und wird zur Landesausstellung in Steyr bespielt werden.
- Ein Grenzstein markierte die Trennlinie zur Schlossherrschaft. Von der Stadt wollen die Geschäftsleute mehr Freiraum.
Ein Glücksfall, wenn man als Wissensdurstiger Johann Knabl trifft. Der pensionierte Amtsrat ist ein wandelndes Lexikon und weiß wie ein Nachschlagewerk alles über die Steyrer Geschichte. "Eines der wichtigsten Zeitzeugnisse werden die meisten noch nicht einmal bemerkt haben", ist sich Knabl sicher und schmunzelt in seinen weißen Bart. Vor dem "Red Rooster" ist an der Mauer zum Schlossgraben im Gras neben dem Gehsteig ein alter Grenzstein eingegraben. Er markierte die Grenze der Herrschaft des Schlosses Lamberg, dessen Grafen hinter der Linie zur Engen Gasse den Steyrer Stadtbürgern gar nichts mehr zu befehlen hatten.
Doch ganz so undurchlässig war die Trennung zwischen der Schlossherrschaft am Berg und den Bürgern an dessen Fuß nicht. Während des Zweiten Weltkrieges entdeckte man bereits einen Schacht im Gestein, den man bei Fliegeralarm als Luftschutzstollen benutzte. Als der Elektrofahrrad-Händler Rainer Aichinger, ein Urgestein der Engen Gasse, mit seinem Verkaufslokal ein paar Häuser weiterzog und im Gebäude "Enge Gasse Nr. 16" eine Mauer abreißen ließ, stieß er auf den Geheimgang. Aichinger forschte in Chroniken nach: Schon 1586 wurde an der Stätte in einem Gasthaus Bier ausgeschenkt. Erwiesenermaßen haben die Adeligen des Schlosses den Geheimgang, den der Burgherr Peter Panhalm im 14. Jahrhundert als Fluchtweg vor Feuersbrünsten und Überfällen in den Felsen hatte hauen lassen, dazu benutzt, zu nächtlicher Stunde ungesehen im Gasthof einzukehren, zu trinken und zu tafeln. "Das trifft sich gut zur Landesausstellung 2020, Bürger, Bauer, Adel", sagt Aichinger. Er will den Schacht mit einer Lasershow bespielen.
Mehr Freiheiten wünschen sich Aichinger und die anderen Geschäftsleute der Engen Gasse von der Stadt. Liegestühle für die Passanten sind nach ihren Plänen erst der Anfang einer Möblierung. Der Magistrat aber hat Bedenken, dass keine Einsatzkräfte mehr durchfahren können.
Nächste Woche in den Steyrer Nachrichten: die Gleinkergasse
Im Interview: Rudolf Meidl
Der Friseursalon in der Engen Gasse besteht im Besitz der Familie Meidl seit 1860: In der bereits eineinhalb Jahrhunderte dauernden Firmengeschichte wechselte das Geschäft die Straßenseite. Rudolf Meidl jun. setzte die Tradition erfolgreich weiter, er wurde 1974 in Wien Weltmeister in seiner Zunft. Seinen Bruder kennen Countrymusik-Fans gut: Gerhard Meidl hat als Chef der "Smokey River Band" und jetzt von "Smokey Two" Dutzende Preise der Austrian Country Music Federation (ACMF) eingeheimst.
- Wie hat die Geschichte der Meidls in Steyr angefangen?
Unser Vorfahre und Gründer hat in Wien und Graz als Friseur an der Oper gearbeitet. Als er von Graz mit der Kutsche zurückfuhr, fragte er den Kutscher ob es nicht am Land eine Stadt gebe, wo es sich lohne, sich niederzulassen. Der Kutscher sagte zu ihm: Gehen S’ doch nach Steyr, die haben nur einen Bader. - Sie setzen jetzt die Tradition eines berühmten Familienunternehmens fort. Wollten Sie schon als Bub Haare schneiden und Frisuren stecken?
Es hat von den Eltern immer geheißen, der Rudi bekommt das Geschäft. Das war irgendwie allen sonnenklar und mich hat der Beruf immer gefreut. - 1974 wurden Sie Friseur-Weltmeister. Was musste man dafür damals tun?
Da gab es zwei Kategorien: Die „klassische“ und die „modische“ Frisur. Die Klassik war ein gerader Haarschnitt nach hinten und die Ohren des Kunden mussten buchstäblich haargenau ausgeschnitten werden. Ich habe den Weltmeistertitel aber nie vermarktet und in den Vordergrund gestellt. Jetzt kommen die jüngeren Kunden und Kundinnen wegen Dessange und die älteren wegen dem Meidl.