Pochender Kopfschmerz: Antikörpertherapie hilft gegen Migräne
Bei Beschwerden sollten Betroffene so früh wie möglich einen Neurologen oder eine Kopfschmerzambulanz aufsuchen.
Rund zehn Prozent der Österreicher leiden an Migräne. "Bei Frauen sind es in bestimmten Altersgruppen sogar bis zu 25 Prozent" sagt Karin Zebenholzer, Präsidentin der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft. Diagnose und Therapie sind laut Claudio Lind, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, oft zwar schwierig. Was viele aber nicht wissen: Wenn die Diagnose Migräne fix ist, steht seit drei Jahren eine Antikörpertherapie "mit zum Teil sehr eindrucksvollen Resultaten" zur Verfügung.
Manche Medikamente können direkt bei einer Attacke eingenommen werden. Immer noch würden laut Zebenholzer viele Patienten aber erst Stunden nach Einsetzen der Kopfschmerzen zu akut wirkenden Schmerzmitteln oder speziell gegen Migräne entwickelten Triptanen greifen: "Zu spät, um den Schmerz ausreichend zu lindern oder gar zu beenden. Man sollte diese Medikamente einnehmen, sobald die Attacke einsetzt. Dann kann man realistischerweise meist binnen zwei Stunden mit einer Linderung der Schmerzen und Begleitsymptome rechnen."
Kaum Nebenwirkungen
Bei häufiger und sogar bei chronischer Migräne ist eine Vorbeugung möglich: Seit einigen Jahren stehen monoklonalen CGRP-Antikörper zur Verfügung. "Sie kommen infrage, wenn Standard-Medikamente nicht wirken oder aus medizinischen Gründen nicht einsetzbar sind", so Zebenholzer. Für Lind liegt der Vorteil dieser Antikörpertherapie darin, "dass bisherige Erfahrungen kaum relevante Nebenwirkungen gezeigt haben. Manche sprechen so gut darauf an, dass die Attacken bereits nach zehn Tagen spürbar zurückgehen."
Dass die Präparate gespritzt werden müssen, sei kein Problem, erklärte Kassandra Steiner von der Selbsthilfegruppe Kopfweh Wien: "Fast alle gibt es als einfachen Pen, wie er auch von Diabetikern verwendet wird." Es gebe allerdings auch Betroffene, bei denen die Therapie zwar anfangs gut wirke, später aber nachlasse. "Dann sollte man nicht aufgeben, sondern mit seinem Arzt einen Umstieg auf ein anderes Präparat besprechen."
Eine andere Möglichkeit, Migräne vorzubeugen, seien nach wie vor "bewährte Medikamente zum Einnehmen", sagt Lind. "In erster Linie, wenn zusätzlich Erkrankungen vorliegen, gegen die die Präparate ursprünglich entwickelt wurden: So lassen sich etwa bei bestimmten Herzerkrankungen oder Bluthochdruck mit Betablockern zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen."
Für den richtigen Therapieweg ist eine genaue Diagnose wichtig. Symptome bei Migräne sind laut Lind ein pulsierender bis pochender, meist halbseitig betonter Kopfschmerz, der sich bei Anstrengungen verstärkt. Begleiterscheinungen sind Lichtempfindlichkeit, Übelkeit, Reizbarkeit, ein Rückzugswunsch und nachlassende Leistungsfähigkeit.