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"Hader on Ice": kurzweilig, tiefgründig und ein bisserl Sex
Josef Hader schleicht auf die Bühne, setzt sich auf den Barhocker und blickt neugierig ins Publikum. "Sie sind ein bisserl aufgeregt", fällt ihm auf und er nimmt sich gleich selbst auf die Schaufel. "Keine Angst, ich mach das schon. Mit meiner Premieren-Routine." Und schon hat er die Lacher auf seiner Seite.Auch 17 Jahre nach seiner letzten Premiere hat’s der Vollprofi nicht verlernt: Kurzweilig, tiefgründig und bitterböse unterhält der gebürtige Waldhausner sein Publikum im neuen Programm "Hader on Ice", das am Donnerstag im Stadtsaal Wien Premiere hatte. Natürlich darf ein bisserl Sex nicht fehlen, wenn er zum Beispiel versucht, einen alten Trinkspruch aus seinem Hirn zusammenzuklauben: "Trinke, was klar ist, sage, was wahr ist", rezitiert er. Und reimt gedankenverloren weiter: "Schnacksle, was da ist."Josef Hader spielt einen abgetakelten, wohlhabenden Zyniker, den seine um Jahrzehnte jüngere Freundin gerade verlassen hat. Mit ihr wolle er alt werden, hatte er ihr gesagt. Das sei unmöglich, konterte sie: "Das bist du schon." Im lockeren Plauderton legt Hader mit großer Lust am intensiven Schauspiel die Widersprüchlichkeit einer Gesellschaft offen, die sich moralisch integer fühlt, aber den Schwächeren oft mit brutaler Kälte begegnet. "Wir sind nicht gemacht für Mitleid um Leute, die im Mittelmeer stranden", sagt er einmal, "sondern um etwas, das näher liegt. Für uns." Das alles ohne Moralkeule, aber mit Pointen, bei denen einem mitunter das Lachen im Hals stecken bleibt. Hader at its best. Fazit: Josef Hader zeigt, dass er der derzeit wohl beste Kabarettist des Landes ist: Er unterhält blendend, ohne ernste Themen auszuklammern, und hält seiner Zeit den Spiegel vor – mit einem Schmäh, der unter die Haut geht. Live in Linz: Am 17.+ 18.9., 23.+24.10. und 13.+14.12. gastiert Josef Hader im Linzer Posthof, der Vorverkauf startet am 15. Juni, Infos auf hader.at.