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Thomas Bernhard: Ein Großvater, ein Enkel und die Literatur

Von Christian Schacherreiter, 12. Februar 2014, 00:04 Uhr
25. Todestag von Thomas Bernhard: Ein Großvater, ein Enkel und die Literatur
Thomas Bernhard im Kaffeehaus Bild: Sepp Dreissinger

Am 12. Februar 1989 starb der umstrittene österreichische Schriftsteller.

Manchmal sind biografische Daten so auffällig, dass sie jene Esoteriker auf den Plan rufen, die hinter der erkennbaren Welt noch eine andere vermuten, die in unser Leben eingreift. Am 11. Februar 1949 starb im Salzburger Landeskrankenhaus ein gewisser Johannes Freumbichler im 68. Lebensjahr. Freumbichler hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das aber ohne öffentliche Anerkennung geblieben war. Zur selben Zeit, als Freumbichler starb, lag sein 18-jähriger Enkel Thomas im selben Krankenhaus. Er hatte sich eine schwere Lungenerkrankung zugezogen und wäre beinahe daran gestorben – beinahe!

Der Enkel, Thomas Bernhard, erholte sich, trat in die literarischen Fußstapfen seines Großvaters und verwirklichte, was dem Alten versagt geblieben war: Er wurde einer der erfolgreichsten österreichischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

25. Todestag von Thomas Bernhard: Ein Großvater, ein Enkel und die Literatur
mit Großvater Johannes Freumbichler Bild: Bernhard Nachlassverwalter

Thomas Bernhard mit mit Großvater Johannes Freumbichler (Bild: Bernhard Nachlassverwalter )

 

Seinen Durchbruch schaffte Thomas Bernhard mit dem Roman "Frost" (1963), dann folgten "Amras" (eine Erzählung, die Bernhard selbst sehr mochte), "Verstörung", "Das Kalkwerk". Sein erstes Drama "Ein Fest für Boris", ein Modellstück des absurden Theaters, hatte 1970 im Hamburger Schauspielhaus Premiere. Regie führte Claus Peymann. Ihm verdankt das deutschsprachige Theater zahlreiche großartige Bernhard-Inszenierungen, unter anderem die skandalisierte "Heldenplatz"-Uraufführung aus 1988. Bernhard ließ darin den jüdischen Wissenschaftler Professor Robert eine Schimpfrede über "dieses verkommene" Österreich halten. Man hatte manchmal den Eindruck, dass Thomas Bernhard die öffentliche Erregung über seine Werke auch genießen konnte und sie daher bewusst provozierte, aber die "Heldenplatz"-Hasstiraden gingen ihm doch zu weit. Er verfügte testamentarisch ein Aufführungsverbot für seine Theaterstücke. Nach zehn Jahren erklärte die Nachlassverwaltung dieses Verbot für aufgehoben.

Aber kehren wir noch einmal zurück zu Johannes Freumbichler. In seinen autobiografischen Erzählungen "Ein Kind" und "Die Ursache" erzählte Thomas Bernhard eindringlich davon, wie stärkend und hilfreich der Großvater für ihn als Bub gewesen war. Von einseitiger Idealisierung kann man aber nicht sprechen. Bernhard verdrängte nicht, dass Freumbichler eine unsympathische Seite hatte.

Tyrannischen, endlos monologisierenden, zum Größenwahn neigenden Männerfiguren begegnen wir immer wieder in Werken von Thomas Bernhard, zum Beispiel Bruscon in "Der Theatermacher" oder Caribaldi in "Die Macht der Gewohnheit".

25. Todestag von Thomas Bernhard: Ein Großvater, ein Enkel und die Literatur
.vor seinem Bauernhaus in Ohlsdorf Bild: Michael Hrowitz

Thomas Bernhard vor seinem Bauernhaus in Ohlsdorf (Bild: Michael Hrowitz)    

In seinen letzten zehn Lebensjahren wusste Thomas Bernhard, dass er an einer unheilbaren Herzkrankheit litt und dass auch die Spätfolgen seiner Lungenerkrankung aus dem Jahr 1949 tödlich sein würden.

Er starb am 12. Februar 1989, fast genau 40 Jahre nach Freumbichlers Tod am 11. Februar 1949. "Ein Zufall, mehr nicht", sagt Bernhards Halbbruder Peter Fabjan. – Ja, wahrscheinlich.

 

Biografie

Nicolas Thomas Bernhard, geboren 9. Februar 1931 in Heerlen / Niederlande als uneheliches Kind von Herta Bernhard (1904–50). Seinen Vater Alois Zuckerstätter lernte er nie kennen. Ab 1931 lebte er mit den Großeltern mütterlicherseits in Wien-Ottakring, ab 1935 in Seekirchen am Wallersee. 1941 wurde er in ein NS-Erziehungsheim im thüringischen Saalfeld geschickt, ab 1943-45 ins NS-Internat in Salzburg. 1946 übersiedelte die Familie von Traunstein nach Salzburg, 1947 begann er eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann. 1949 erkrankte er schwer, 1950 veröffentlichte er unter Pseudonym Thomas Fabian die Kurzgeschichte „Das rote Licht“. In den 1950ern arbeitete er auch als Journalist. Ab 1965 lebte Bernhard, wenn nicht in Wien, in Obernathal (Gemeinde Ohlsdorf im Bezirk Gmunden).

Mit seinem „Lebensmenschen“ Hedwig Stavianicek verband ihn 1951 bis zu ihrem Tod 1984 eine innige Beziehung.

 

Die besten Zitate

"Die Kunst ist das Höchste und das Widerwärtigste gleichzeitig.“, aus dem Roman „Alte Meister“

"Ab und zu hat der Denkende die Pflicht, in das Weltgeschehen einzugreifen... “, aus dem Stück „Vor dem Ruhestand“

"Die Salzburger waren immer fürchterlich wie ihr Klima und... heute... ist alles noch viel fürchterlicher.“, aus „Der Untergeher“

"Die Lehrer verderben die Schüler, das ist eine jahrhundertealte Tatsache, und die österreichischen Lehrer insbesondere verderben in den Schülern vor allem von Anfang an den Kunstgeschmack.“, aus „Alte Meister“

"Sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige / die ununterbrochen aus vollem Hals nach einem Regisseur schreien / Der Regisseur wird kommen / und sie endgültig in den Abgrund hinunterstoßen...“, aus dem Theaterstück „Heldenplatz“, zitiert wurde 1988 von der Kronenzeitung auf Seite 1 nur, dass die Österreicher „Sechseinhalb Millionen Debile“ seien – und schon war der Skandal fertig.

"Es gibt ja nichts Verlogeneres, als diese Geburtstagsfeiern... nichts Widerwärtigeres als die Geburtstagsverlogenheit.“, aus „Alte Meister“
 

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