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Shakespeares „Sturm“: Prospero als Herr der Töpfe und der Pfannen

Von Wolfgang Huber-Lang, 27. August 2012, 00:04 Uhr
Prospero als Herr der Töpfe und der Pfannen
Shakespeares »Der Sturm« als Koch- und Zaubershow (im Bild Renato Giuliani und Ysmahane Yaqini) Bild: apa

SALZBURG. Prospero ist nicht mehr Hauben-, sondern Inselkoch. Jedenfalls in Irina Brooks Version des Shakespeare’schen „Sturm“.

Die wichtigsten Zutaten für „Spaghetti à la Prospero“ sind Miesmuscheln, Cocktailtomaten und Sardellenfilets. Ob das wirklich schon ausgereicht hat, sein Restaurant zur besten Adresse Neapels zu machen, oder ob dafür zur Koch- nicht auch die Zauberkunst vonnöten war, lässt sich nicht mehr feststellen.

Die 2009 entstandene Produktion gastiert zur Abrundung der mit „Peer Gynt“ begonnenen kleinen Brook-Personale bei den Salzburger Festspielen auf der Perner-Insel in Hallein. Wie schon bei Ibsens „Peer Gynt“ hat die Tochter von Peter Brook, der selbst gefeierte Inszenierungen des „Sturm“ herausgebracht hat, ihre Inszenierung einem Grund-Setting untergeordnet und lässt alles, was nicht ganz ins Konzept passt, einfach weg. Ihr Prospero ist ein Herr der Töpfe und Pfannen.

Wir erleben also am einsamen Strand die Auswirkungen einer erbitterten Fehde in der neapolitanischen Gastro-Szene. Ariel werkt als hurtiger Oberkellner und Caliban als aufbegehrender Küchengehilfe.

Der Maître dürfte die Gäste zwischen den Gängen als Zauberer unterhalten haben, denn wie in der modernen Erlebnisgastronomie verbinden sich Koch- und Zaubershow. Neu ist, dass das Rezept dafür von Shakespeare stammen soll.

Zauberstab und Kochlöffel

Bis die zwischen Französisch, Italienisch und Englisch ebenso leichter Hand wechselnde wie mit Zutaten und Küchenutensilien jonglierende Produktion ihre Betriebstemperatur erreicht hat und ihren Charme entfalten kann, braucht es einige Zeit. Doch dann hat man sich damit abgefunden, dass Renato Giuliani eine gemütlich wirkende Version des Prospero ist, ein lieber Onkel mit Zauberstab und Kochlöffel, dass Hovnatan Avedikian einen grobschlächtigen Caliban gibt, und dass nicht nur viele Personen, sondern auch viele Interpretationsebenen des Stückes auf der Strecke geblieben sind.

Ist man aber endlich eingekocht, dann folgt man mit leuchtenden Augen den Kabinettstücken des „Ariel“ Scott Koehler oder mit kindlicher Freude den allerliebsten Annäherungen zwischen Miranda (Ysmahane Yaqini) und Ferdinand (Bartholomew David Soroczynski). Hat Letzterer die Kochprüfung bestanden, darf die junge Generation ran und das heimatliche Restaurant übernehmen. Prospero bleibt alleine zurück.

Mit viel Schlussapplaus sah das Publikum darüber hinweg, dass in diesem knapp 100-minütigen Menü mancher essenzielle (Tief-)Gang gefehlt hat. Man sollte es nicht allzu schwer nehmen: Leichte Küche ist ohnedies gesünder.

Salzburger Festspiele: „La Tempête“, Gastspiel Compagnie Irina Brook und Maison de la Culture de Nevers et de la Nièvre; Perner-Insel, 24. August

OÖN Bewertung:

 

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