Festival Neue Musik: Virtuos und packend musizierter Auftakt
Fantastischer Start des von Peter Androsch kuratierten Festivals unter dem Motto "Total Solo" im Linzer Brucknerhaus.
Das heurige Festival Neue Musik, das von Peter Androsch kuratiert wurde, startete am Donnerstag mit einem spannenden Abend, weil das Motto der Konzertserie "Total Solo" hier auf vielfältige Weise präsentiert wurde. Faszinierend dabei die Auswahl von neuerer und bereits zu Klassikern gewordener Avantgarde und das Setting im mittleren Saal, das eine gewisse Räumlichkeit und differenzierte Wahrnehmung ermöglichte.
Das Publikum saß mitten unter den Musikern und bekam das eine Solo hautnah und das andere aus größerer Distanz und somit auch klanglich höchst unterschiedlich mit. Insgesamt zwölf Soli, die auch kompositorisch nicht unterschiedlicher sein können.
Im Zentrum der von Jürgen Leitner kraftvoll in Szene gesetzte Schlagwerkklassiker "Rebonds A und B" von Iannis Xenakis, der von Giacinto Scelsis "Tre Pezzi für Klarinette" – virtuos von Bernhard Zachhuber präsentiert – unterteilt und umrahmt wurde. Werke, die im Abstand von 30 Jahren entstanden und dennoch ideal miteinander harmonierten. Darum gruppiert zwei Werke des Kurators – Androschs Doble Paso Doble für Streichquartett (Thomas Schaupp, Jana Kuhlmann, Thomas Koslowsky und Lisa Kürner), das hier als ein klangliches Solo und nicht als Ensemble Einzelner aufgefasst wurde.
Einladende Welt der Solos
Auf der anderen Seite des Scelsi-Xenakis-Pakets stand "Say Stockhausen", das dann auch auf drei der Tierkreiszeichen Stockhausens hinarbeitete – insgesamt vier intensiv von Thomas Schaupp musizierte Violinsoli.
Davor widmete sich Norbert Trawöger seinen Luftikussen für Flöte, und Yova Serkova spielte klang- und bedeutungsvoll auf dem Bajan Karmella Tsepkolenkos "Far from the Crowd". Ganz außen begann beziehungsweise endete die Musik in den tiefsten Lagen – einerseits mit Bernd Preinfalks von ihm selbst interpretierter kontrabassistischer Stimmlosigkeit "Ich fürchte im Tosen stimmlos zu sein", und andererseits setzte Bernhard Zachhuber mit Gérard Griseys "Nout" ein tiefes Ende auf der Kontrabassklarinette. Ein klug aufeinander bezogen gestaltetes Programm, höchst virtuos und packend musiziert.
So sollte Neue Musik "verkauft" werden. Heute Abend und Sonntagvormittag gibt es noch Möglichkeiten, in die Welt solistischer Musik einzutauchen.
Festival Neue Musik: Festival-Auftakt am 7. Juni, Kurator: Peter Androsch, Brucknerhaus
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