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Ameisen – tierische Frühlingsboten mit problematischem Image

Von Ulrike Griessl, 22. Februar 2011, 00:04 Uhr
Ameisen – tierische Frühlingsboten mit problematischem Image
Wir schätzen Ameisen für ihren Fleiß, aber in unseren Gärten wollen wir sie nicht haben. Bild: Colourbox

Wenn die Temperaturen steigen, erwachen Millionen von Ameisen aus der Winterruhe. Wir bewundern diese Tiere für ihren Fleiß, vernichten sie aber, sobald sie uns zu nahe kommen. Warum sich Ameisen nicht verdient haben, so schlecht behandelt zu werden, erläutert der Insektenkundler Johann Ambach.

OÖN: Was fasziniert Sie als Entomologe (Insektenkundler) an Ameisen?

Ambach: Dass Ameisen soziale Wesen sind, die ein System der Arbeitsteilung haben, das ohne Befehlshaber oder Chef funktioniert. Niemand schafft an, und trotzdem weiß jedes einzelne Tier, was es zu tun hat, und erfüllt seine Aufgabe auf extrem effiziente Weise.

OÖN: Aber wie können Ameisen so effizient arbeiten, wenn niemand koordiniert, was wann wie zu tun ist?

Ambach: Ob Nahrung gebraucht wird, wissen die Tiere beispielsweise, wenn sie im Nest von hungrigen Ameisen angebettelt werden. Je öfter das passiert, desto mehr Nahrung schaffen sie heran. Das benötigte Futter besorgen sie stets auf dem kürzesten Weg. Das funktioniert über Rückkopplungsprozesse. Ameisen legen bei der Nahrungssuche Duftspuren aus, um möglichst rasch zu ihrem Nest zurückzukommen. Deren Informationsgehalt wird in die weiteren Entscheidungen eingebaut. Diese so genannte Schwarmintelligenz haben uns wir Menschen sogar von den Insekten abgeschaut und Programme entwickelt, deren Algorithmen (Handlungsvorschriften zur Lösung von Problemen, Anm. d. Red.) auf der Ameisenlogik basieren.

OÖN: In welchen Bereichen nutzen wir diese Ameisenlogik?

Ambach: Speditionen nutzen Programme auf dieser Basis, damit ihre Lkw auf dem schnellsten Weg ihre Ziele erreichen. Statt Duftspuren verwenden sie Informationen über den Verkehrsfluss, um die besten Routen auszurechnen.

OÖN: Wie erklären Sie sich das Bedürfnis vieler Menschen, Ameisen zu vernichten, sobald sie ihnen zu nahe kommen? Hat die Abneigung damit zu tun, dass wir zu wenig über diese Tiere wissen?

Ambach: Ja, da bin ich sicher. Die Leute, die kaum etwas über Ameisen wissen, sehen sie nur als Plage. Sie interessiert hauptsächlich, wie man sie vernichten kann.

OÖN: Warum ist das Image der Ameisen so problematisch?

Ambach: Ich glaube nicht, dass ihr Image allgemein schlecht ist. Nur wenn die Ameisen in den Lebensbereich der Menschen eindringen, werden sie abgelehnt. Das ist wohl so, weil Insekten nicht im klassischen Sinn schön sind. Außerdem erschließt sich uns nicht sofort, wie uns Ameisen nützlich sein können.

OÖN: Und sind Ameisen nützlich?

Ambach: Natürlich sind sie nützlich. Waldameisen spielen unter anderem eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der meisten im Frühjahr blühenden Waldblumen. Aber auch in den Wiesen sind Ameisen nützlich. Es ist erwiesen, dass sie die Erde besser durchlüften als Regenwürmer.

OÖN: Trotzdem rücken die meisten Menschen sofort mit Gift an, wenn sie Ameisennester in ihren Gärten finden.

Ambach: Ja, leider. Dabei gehören sie dazu, Ameisen sind Teil der Natur, sie waren schon da, bevor wir unsere Gärten angelegt haben.

OÖN: Aber manchmal dringen die Ameisen auch in den Wohnraum vor.

Ambach: Im Wohnbereich möchte ich sie auch nicht. Aber selbst da muss man sie nicht gleich töten. Weil sich Ameisen an Duftwegen orientieren, reicht es, wenn man ihnen beispielsweise mit einem stark riechenden Putzmittel die Orientierung nimmt, dann suchen sie sich neue Wege.

OÖN: Wie viele Ameisenarten gibt es eigentlich?

Ambach: Allein in Oberösterreich gibt es 77 Arten, österreichweit etwa 130. Sie leben in den unterschiedlichsten Lebensräumen – in feuchten Waldgebieten genauso wie in trockenen, extrem sonnigen Lagen.

OÖN: Sind die Ameisen dieses Jahr schon aus der Winter-ruhe erwacht?

Ambach: Als wechselwarme Tiere ist ihre Aktivität von der Umgebungstemperatur abhängig. An sonnigen Stellen werden sie also an manchen Tagen bereits aktiv und kündigen uns den Frühling an.

 

Zur Person:

Johann Ambach (49) ist Zoologe und arbeitet als freiberuflicher Biologe in Linz. Sein Fachgebiet sind Insekten. Ambach hat die Ausstellung „Ameisen – unbekannte Faszination vor der Haustür“ mitorganisiert, die bis 3. April im Linzer Biologiezentrum zu sehen ist. Am 4. März (19 Uhr) hält der Entomologe im Biologiezentrum einen Vortrag zum Thema „Die Ameisen Oberösterreichs“.

Stichwort: So kommunizieren Ameisen miteinander

Ameisen kommunizieren über Berührungen und zwanzig verschiedene Düfte. Pheromone werden als Botenstoffe eingesetzt und mit den elf Gliedern ihrer Fühler gesendet und empfangen.
Ameisen legen von ihrem Bau zu den Futterquellen so genannte Ameisenstraßen an, die durch Pheromone markiert sind.
Manche Arten können sich auch durch Geräusche verständigen. Sie können ähnlich wie Grillen zirpen (stridulieren) oder mit dem Hinterleib klopfen. Diese Geräuschvarian-ten setzen die Ameisen vor allem als Alarm- und Notsignale ein.

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